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Es werden Posts vom Juni, 2023 angezeigt.

Hommage an Ozzy Osbourne, unseren Vize-Gockel

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Vize-Gockel Ozzy Osbourne als er noch glücklich auf seinem Schlafbaum saß Noch am Morgen habe ich auf Instagram ein Reel veröffentlicht und geschrieben, dass heute ein guter Tag wird. Das ist er nicht wirklich geworden. Am frühen Nachmittag hören wir ein seltsames Geräusch, gefolgt von aufgeregtem Hühnergegacker. Ich bin gleich los, ums herum gefetzt, hin zu den Hühnern. Da standen sie hinter dem Hundezwinger verstreut und gackerten lautstark vor sich hin. Anton gackerte am lautesten, als wollte er alle rufen.  Uns war klar, dass mal wieder ein Wildtier versucht haben muss, sich einen Braten zu besorgen. Dieses Jahr hat Ozelot, Wildhund, Fuchs, oder was auch immer für ein Wildtier es ist, schon zwei unserer Hühner gerissen. Jedesmal am hellichten Tag.  Bis wir zur Stelle waren, war vom mutmaßlichen Räuber  nichts mehr zu sehen. Schnell die Hühner gezählt. Gockel Anton stand vor uns aufgebaut da, neben ihn die weiße Isa. Ludmilla und Brownie hatten zwei Meter weiter im Gebüsch Untersch

Helikonien, Bambus und Bananenstauden

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Jetzt ist sie wieder da, die Sonne, so als wäre nichts gewesen. Geblieben ist der Schlamm. Zumindest waten wir jetzt aber von der Sonne und nicht von Tropfen begleitet durch den Matsch.  Es ist kühl geworden. Gerade einmal zehn Grad waren es in der Nacht. Vom Zyklon sind wir zum Glück jedoch verschont geblieben. Einhundert Millimeter Niederschlag waren angesagt. Angekommen sind zwei Millimeter und ein wenig Wind in den frühen Morgenstunden. Den Süden Brasiliens hat es indes schlimm erwischt. Überschwemmungen und Sturm haben Todesopfer gefordert und die Heime hunderter Menschen zerstört. Gleichzeitig hat es etwa 140 Kilometer nördlich von uns, in Iguape, ein Erdbeben gegeben. Es war ein leichtes, nur vier Punkte auf der Skala. Für Aufregung hat es trotzdem gesorgt, liegen wir doch nicht in der Nähe eines Zusammentreffens tektonischer Platten.  Wir haben nichts gespürt. Nur die Tiere haben ein wenig verrückt gespielt. Irgendein Wildtier hat zudem den Kübel mit dem Katzenfutter entdeckt,

Regentagblues

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  Der dritte Regentag in Folge. Ich glaube, ich werde zum Schwammerl. Die sprießen gerade wunderbar, obwohl es eigentlich mit 17 Grad tagsüber relativ kühl ist für subtropische und auch für Schwammerlwachs-Verhältnisse. Ein Regentag ist ja ganz o.k., aber mehr als einer nervt. Dann sind wir eingekapselt in unserem Minihaus und warten sehnsüchtig darauf, draussen wieder werkeln zu können. Als Kind habe ich mir einmal zum Geburtstag einen Tag im Haus gewünscht, genauer gesagt im Bett. Das Haus, in dem ich aufgewachsen bin, war wie unseres sehr klein: eine Wohnküche, ein Kinderzimmer und das Schlafzimmer meiner Eltern. Ins Schlafzimmer passte gerade mal das Doppelbett. An dem ging es nur im Seitwärtsschritt vorbei, was ich lustig fand, weil es immer so aussah, als ob meine Mutter tanzen wollte. Im Kinderzimmer wurde das Sofa nachts zum Bett für meine Schwester. Für meinen Bruder gab es ein Klappbett und für mich ein richtiges, kleines Bett. Zwischen den Betten standen Nähmaschine und Unte

Maniok, lecker und vielseitig

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  Maniokwurzel Nach Stunden des Schneidens, Schälens, Waschens und Eintütelns gibt es jetzt eine Pause.  Alessandro hat bei einem etwa 1,5 Kilometer entfernt lebenden Nachbarn eine Kiste Maniok gekauft, etwa 22 Kilogramm. Wahrscheinlich sind es mehr. Etwas mehr als acht Kilogramm habe ich verarbeitet und die Kiste sieht immer noch voll aus. Es sind Prachtstücke von Wurzelknollen. Das Schneiden ist leider nicht so einfach und das Schälen dauert, auch wenn ich schön langsam herausfinde, wie es besser geht. So schnell wie Lucia bin ich aber noch lange nicht. Lucia hat für meine Freundin Marcia gearbeitet und Maniok im Akkord geschält. Marcia hat die geschälten Stücke dann vorgekocht und sie in der Stadt portionsweise verkauft. Auch in Brasilien wird die Zeit zum Kochen knapper. Ich übe mich im Schälen Bei Lucia sah das Schälen jedenfalls sehr einfach aus. Angeritzt, angezogen und schwupp war die Schale ab. Wie sie das gemacht hat, habe ich nicht wirklich herausbekommen, obwohl sie mir gez

Mit dem Sonntagabend kommt Ruhe ins Haus

Zum Glück ist das Wochenende rum. Es war mal wieder eines dieser Klinkenwochenende, an denen die Besucher sich abwechselnd die Klinke in die Hand geben. Am Donnerstag war Feiertag, Fronleichnam. Viele haben das für ein verlängertes Wochenende auf dem Land benutzt oder eben, um Freunde und Verwandte zu besuchen. Nicht, dass ich keinen Besuch mag. Über Besuch freue ich mich immer. Nur komme ich dann zu nichts, dabei wäre gerade jetzt so viel zu tun.  Irgendwie brauchten dann auch noch verschiedene Nachbarn zur gleichen Zeit Hilfe. Bei der einen Nachbarin war es die Waschmaschine, die auf das Auto gehievt werden sollte, um sie zur Reparaturwerkstatt zu bringen. Auch beim anderen Nachbarn war Muskelkraft gefragt. Ein geschenkt bekommener Schrank sollte zum Lieferwagen getragen werden. Natürlich haben wir geholfen.  Dann gab es plötzlich einen Hühnertod. Gockel Anton und seine Hühnermädels riefen aufgeregt. Als wir hin gelaufen sind, um nachzuschauen, was das aufgeregte Gegackere ausgelöst

Vom Entdeckerinstinkt, der in uns steckt

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Nein, ich bin kein Schreiner. Noch in Deutschland lebend habe ich mich nie im Geringsten damit auseinandergesetzt, wie Fenster gebaut werden oder welche Teile dafür notwendig sind. Der Entdeckerinstinkt war mir indes schon immer eigen. Ich glaube, irgendwie steckt er in jedem von uns. Er ist nur unterschiedlich ausgeprägt.  Manche halten beim Spaziergang Ausschau nach Kleinoden der Natur und halten Mohnblumen, Kornblumen, Kleeblüten, besondere Steinformen, Eichhörnchen, auf einem Ast sitzende Vögel oder vom Herbst gefärbte Blätter in Form von Fotos fest. Andere radeln Feldwege entlang, um zu sehen, wo sie hinführen. Ich baue. In Deutschland waren es Bumerang, Matratzen-, Lenk- und Kastendrachen, Sonnenuhr und auch ein Kastenbett mit Schubladen. Der Antrieb war immer der gleiche, die Neugier. Ich wollte herausfinden, wie sich so ein Kastendrachen bauen lässt, wie ich ihn verändern kann, ohne dass er die Fähigkeit verliert, in die Luft zu steigen, wie ein Bumerang gebaut wird und wie er

Bambusernte

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Bei der Ernte unseres Guadua chacoensis, ein hier heimischer Bambus. Hund Zorro und Gloria waren natürlich auch dabei - eher zum Zuschauen als zum Helfen. Guadua chacoensis ist schon ein spezieller Bambus. Er lässt sich wunderbar einfach ernten. Bei Bambusa vulgaris oder Dendrocalamus asper sind hingegen Nerven gefragt. Alle drei wachsen in Horstform. Bambusa und Dendrocalamus wachsen aber so dicht zusammen und bilden hoch oben lange und viele Seitentriebe, dass sie beim Versuch, den abgeschnitteten Bambuskolm herauszuziehen ineinander verhaken. Dann wird es selbst mit einem Traktor schwierig. Der hätte bei uns vor lauter Bäumen und Stauden ohnehin keinen Platz zum Manövrieren.  Wir haben uns deshalb so etwas wie einen Seilzug zugelegt. Da wird das Seil zwei bis dreimal durchgefädelt. Ein Ende wird irgendwo fixiert, an einem anderen Baum zum Beispiel. Das andere Ende wird möglichst hoch am herauszuziehenden Bambus befestigt. Dann muss nur noch gezogen werden. Mit ihm ist wesentlich wen

Fensterbau in Freiluftwerkstatt

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Endlich sind sie fertig und eingesetzt unsere Glasfenster. Das linke Fenster ist nach oben geschoben. Beim rechten seht ihr, wie das Fenster aussieht, wenn es geschlossen ist. Bei der Tür lässt sich das obere Teil für einen besseren Luftdurchzug herunterklappen. Geschafft. Die Fenster sind drinnen, in Fensterstöcken und Türen. Zum Glück hatten wir eine zeitlang schönes Wetter. Noch werkeln wir ja im Freien. Eine Werkstatt steht zwar auf meiner Wunschliste. So wie es aussieht, wird sie da auch noch eine zeitlang bleiben. Zuerst müssen wir unser Zimmerl bauen und dann das alte Zimmerl, in dem ja jetzt meine Schwiegermutter lebt, umbauen. Danach kommt das dämliche Ökodach dran. Das wartet schon eine Ewigkeit darauf, gegen ein normales ausgetauscht zu werden. Die tropische Sonne hat den von uns verwendeten Ökoteilen mit französischem Konzept im Nu den Garaus gemacht. Von wegen Pflanzenfasern und so. Nein, die nächsten haben Plastikfasern drinnen, gewonnen aus recycelten Plastikflaschen und

Ich will eine Solaranlage

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  Eine kleine Solaranlage steht ganz oben auf meiner Wunschliste. O.k. unser Häuslein steht im Wald, aber das Dach wird von keinem Baum beschattet. Zumindest ein bißchen Energie könnten wir erzeugen und aufsparen, für die Gelegenheit, wenn mal wieder Strom ausfällt. Das tut es bei uns leider regelmäßig. In den vergangenen Tagen waren wir auch wieder ohne Strom. Wie es heißt, soll irgendwo an der Serra do Mar, dem Küstengebirge bei einem Unwetter ein Strommast umgefallen sein. Bei uns gab es kein Gewitter, nur Regen. Das muss aber nicht heißen, dass es nicht irgendwo entlang des Küstengebirges gewittert hat.  Als dann endlich der Strom wieder da war, ging nichts mit Internet. Unsere Verbindung zur Außenwelt war unterbrochen. Da bin ich mal wieder mit dem Ruraltelefon in der Hand durch Wald und Gelände gestapft, um Empfang zu suchen und bei der Internetfirma anzurufen. Als der Anruf endlich geklappt hat, erfahre ich, dass sich die Verteilerbox des Glasfaserinternets unserer Region ausger