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Es werden Posts vom Mai, 2016 angezeigt.

Schnecken-Wäsche

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Wie fühlt sie sich an, die Sonne? Der Regen hat sie ins Land der Vergessenheit verbannt, während die Feuchte sich um alles wickelt, Menschen, Pflanzen und Wäsche durchdringt. Seit vier Tagen hängen Socken, T-Shirts und Unterhosen auf der Wäscheleine unter dem Vordach unseres Häuschens. Sie schafft es nicht zu trocknen, stetem Regen, Niesel und Luftfeuchte zu Dank. Ich beschließe, ein paar halb-feuchte T-Shirts ins Haus zu holen, im Bad aufzuhängen. Als ich das klamme T-Shirt über den Arm werfe, spüre ich etwas Kaltes, Klitschiges. Wäre es nicht frisch gewaschen gewesen, wäre ich meinem Impuls gefolgt, es in hohen Bogen von mir zu werfen. So nehme ich es vorsichtig hoch und beschaue es. Mir entgegen blickt eine Schnecke. Auf der Rückseite des T-Shirts hat sie auf der Suche nach Nahrung  kurvige Schleimspuren hinterlassen. Auch auf der Hausabgewandten Seite des nächsten Shirts und benachbarter Unterhosen sind ihre Spuren sichtbar. Wie ist das graubraune Kriechtier da hingekommen? S

Tag des Atlantischen Regenwaldes

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Heute ist unser Tag, der Tag der Mata Atlântica, des Atlantischen Regenwaldes. Er ist unsere Heimat, ist Unesco Weltnaturerbe, einer der artenreichsten Wälder der Welt und einer der am stärksten bedrohten. Etwa 70 Prozent der Brasilianer leben dort, wo er eigentlich stehen sollte. Nur noch 12 Prozent sind von ihm übrig, wenn alle Rest- und Inselflächen zusammen gezählt werden. Er steht unter Schutz und wird dennoch weiter gerodet . Über 18.000 Hektar sind zwischen 2014 und 2015 zerstört worden. Die Erhebung stammt von der Stiftung SOS Mata Atlântica und dem Raumforschungsinstitut Inpe, die vor wenigen Tagen den Atlas der verbleibenden Flächen des Atlantischen Regenwaldes vorgelegt haben. Erfasst sind dort jedoch nur Kahlschlagsflächen, die größer als drei Hektar sind. Einzelentnahmen und die Vernichtung des Unterwuchses führen jedoch auch zu ernomen Schäden, schwächen sein Ökosystem. Der nach wie vor anhaltende Siedlungsdruck, die Landwirtschaft mit ihrem nicht zu stillenden Hun

Werkstatt-Gecko

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Was ein Schreck. Als ich die Plastikbox mit den Nägeln hochheben will, bewegt sich etwas blitzschnell. Ich lasse das Ding gleich wieder fallen. Es könnte ja eine Spinne sein oder gar eine kleine Schlange. Zum Glück ist es aber ein Geckobaby, das sich die Unterseite des Box-Henkels als Schlafplatz ausgesucht hatte. Weil es nur so um die 20 Grad hat, ist er nicht besonders schnell. Mit einem Papier stupse ich ihn in Richtung Wand, damit ich weiter arbeiten kann. Ich will den Türstock mit den Oberfenstern fertigbauen. Seit wir verputzte Wände und Strom im Haus haben, ist unsere "Familie" gewachsen. Geckos haben entdeckt, dass es sich prima mit uns leben lässt. Momentan ist gerade Babyzeit. Etliche Winzgeckos lümmeln in kleinsten Zwischenräumen, bis sie abends hervorlugen und sich auf Mücken-, Fliegen- und Spinnenjagd begeben. Wir nennen sie "Hansi". Warum, weiß ich nicht mehr. Aber wenn ich sage, dass ein Hansi da ist, weiß mein Süßer sofort Bescheid, dass ich v

Öko-Dachplatten, nein Danke!

Nie wieder werde ich diese Öko-Dachplatten kaufen. Sie mögen in Europa gut funktionieren, aber hier in den tropischen Gefilden halten sie einfach den hohen Temperaturen und der Sonne nicht stand. Die Öko-Dachplatten sind so etwas wie gewellte Dachpappe, die Pflanzenfasern enthalten. Das Gute an ihnen ist, dass sie von herabfallenden Ästen nicht durchbohrt werden und sich auch keine Blätter in den Zwischenräumen der einzelnen Lagen ansammeln. Sie sind leicht und einfach zu verlegen. Erfunden wurden sie von einem französischen Unternehmen, das auch in Brasilien ein paar Fabriken installiert hat. Wir haben sie als Alternative zu den hier so üblichen Asbesthaltigen Dachplatten gekauft. Immerhin steht unser Häuschen im Wald und herabfallende Äste sind keine Seltenheit. Allerdings haben wir nicht mit ihrer enormen Flexibilität  gerechnet. Sie dehnen sich bei starker Hitze und werden weich. Danach ziehen sie sich wieder zusammen. Durch die Elastizität erweitern sich nach und nach aber auc

Radlunterwäsche für meinen Rücken

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Gestern habe ich noch die Diaphragmen etlicher Bambusstangen durchstoßen, damit ich sie in die Boraxlösung einlegen kann. Das natürliche Boraxsalz soll verhindern, dass der Bambus von den Termiten oder den "broca", kleinen Käfern, befallen wird. Heute kann ich mich nicht mehr bewegen, d.h. heute Vormittag war ich noch völlig beweglich, bis sich plötzlich mitten unter meinen Gymnastikübungen ein Krampf am Rücken ausgebreitet hat. Die Muskeln am Schulterblatt. Meine Schwachstelle. Alessandro hat mich zum Haus geführt, zum Bett. Da lag ich dann, wie ein toter Käfer auf dem Rücken und habe gewartet, bis der Krampf nachlässt. Jetzt sitze ich hier mit der Wärmeflasche, am Schaffell angelehnt, mit Muttis wärmender Radlunterwäsche, Windweste und der dicken Leinenwolljacke, um meinen Rücken warm zu halten. Da siehst du mal, wie gefährlich Gymnastik ist, sagt Alessandro und erinnert mich daran, dass ich keine 20 mehr bin. Aber selbst mit 25 hatte ich schon am gleichen Schulter

Mit dem Fußball Regenwald schützen

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Eigentlich hat der Fußball wenig mit dem Atlantischen Regenwald zu tun. Der Fußballclub Fluminense sieht das anders. Er ist eine Partnerschaft mit der Stiftung SOS Mata Atlântica eingegangen. Sie wollen damit aktiv zum Schutz dieses einzigartigen Bioms beitragen, von dem nur noch acht Prozent seiner ursprünglichen Fläche übrig sind. Treten die Fußballer künftig auf das Spielfeld, machen sie mit dem Logo der SOS Mata Atlântica auf ihrem Trikot gleichzeitig Werbung für die Stiftung und den Naturschutz. Ihr Nachwuchs soll zudem im Unterricht über die Notwendigkeit des Regenwaldschutzes, dessen für die Menschen wichtige ökologische Funktionen und seine Einzigartigkeit aufgeklärt werden. Die Fußballer planen auch, eine zehn Hektar große Fläche mit 25.000 in der Mata Atlântica heimischen Bäumen zu bestücken. Vielleicht ist das alles nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber Fluminense oder Tricolor, wie er auch genannt wird, ist einer der größten Fußballclubs Brasiliens. Er hat Gewi

Orangenbaumpflege

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Streicheleinheiten für die Orangenbäumchen Durch das Fliegengitter des Fensters drängen sich zum Trotz der Vorhersage von Regen die Strahlen der Sonne. Ich werde nicht zumein Kilometer entfernten Sítio der Nachbarin laufen. Dort wollte ich heute eigentlich weiter den geernteten Bambus auf Maß schneiden und in einer Boraxlösung behandeln. Es fehlen nur noch wenige Stangen für die von ihr bestellte Pergola. Doch die Sonnenstrahlen ändern meine Pläne. Ich will das Wetter nutzen, um unsere Orangenbäumchen zu pflegen. Hier an der Küste bringt die stete hohe Luftfeuchte die besten Voraussetzungen für Moose und Flechten mit sich. Sie gedeihen prächtig und verstreuen ihr Sporen in alle Winde. Auf Stamm, Zweigen und Ästen und selbst den Blättern unserer Zitrusbäumchen bilden sich so in Windeseile Polster und Bärte aus Moos, in denen sich die Feuchtigkeit hält. Die wiederum bildet die Grundlage für Pilze und andere Krankheiten. Also müssen die Bäumchen regelmäßig geputzt und von Moos und g

Apfelauslöffler

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Frage: Was ist das?   Antwort:  Ein ausgelöffelter Apfel. Jawohl, mein Süßer löffelt Äpfel aus! Und er ist dabei sogar schneller, als ich mit meiner Reinbeißtechnik. Seine Zähne braucht er beim Apfelauslöffeln auch gar nicht benutzen. Durch das Schaben des Apfels erhält er gleich ein praktisch vorgekautes Mus, das sich raseschnell runter schlucken lässt. Ich war mit meinem Staunen über die Technik des Apfelauslöffelns noch gar nicht fertig, als auch schon das nächste Staunerlebnis einsetzte. Da kam der Herr Nachbar vorbei, und sieh da, auch er griff zum Löffel, als ich ihm einen Apfel angeboten habe.  Normal sagen die beiden. Brasilianer essen nun mal Äpfel mit dem Löffel. Sie sind wahre Löffelmeister, erfahre ich. Da beißt die Maus keinen Faden ab und auch kein Stück vom Apfel.

Herbstgeflüster mit Schwammerln, Bäumen und Marumbi

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  Die reichliche Ernte unserer Schwammerl hat eine Shitakispirale ergeben Unerwartet werden wir noch einmal zur Schwammerlmama und zum Schwammerlpapa. Die Kälte vor ein paar Tagen hat den Impuls gegeben. Plötzlich sind unsere Eucalyptusstämme wieder erblüht. Zuerst waren es dutzende kleine Hubbel, nach zwei Tagen stattliche Shitaki. Einen Teil habe ich geschnippelt und eingefroren. Der andere Teil ist in unseren Bäuchen verschwunden. Schon sind bei angenehmen Herbsttemperaturen von 25 Grad ein paar weitere hervor gesprossen. Der Herbst hat auch ein paar der Bäume in den Parkanlagen Antoninas neu gekleidet. Statt mit späger abfallendem Herbstlaub sind sie aber mit rot schimmernden Neuaustrieben bestückt. Im zarten Herbstlicht mit klaren Farben zeigt sich auch der Himmel. Im Hintergrund ist der Marumbi, ein kleiner, nahe gelegener Gebirgszug. Dort, hinten drinnen, mitten im Grünen steht unser Häuslein.

Bambuskaffee

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Eins unserer Kaffeebäumchen im Halbschatten des Bambus So lange es nicht friert, macht die Kälte dem Kaffee nicht viel aus. Die sonnigen Tage lassen seine Früchte nach wie vor reifen. Süß-bittere, rote Früchte. Manchmal zutzle ich eine aus, nur um dann auf dem Kern, der Kaffeebohne, herumzubeißen. Nein, das Fruchtfleisch hat keinerlei Aufputschwirkung. Es ist einfach die Freude daran, dass vor unserem Haus ein paar Kaffeesträucher wachsen und sie Früchte tragen. Fünf haben wir gepflanzt. Drei von ihnen sind übrig geblieben, im Halbschatten des Bambus. Recht glücklich sehen sie aber nicht aus. Unser Boden ist ihnen zu dicht. Im Frühjahr werde ich sie wieder mit Kompost versorgen. Jetzt im Winter macht das wenig Sinn. Dieses Jahr habe ich sogar ein paar der Früchte ergattert. Nicht nur ich bin wild auf sie. Der Auerhahnähnliche Jacu verspeist sie ebenso leidenschaftlich. Er war es, der mich darauf aufmerksam gemacht hat, dass sie reif sind. Als ich am Küchentisch saß, sah ich plö