Posts

Es werden Posts vom Mai, 2023 angezeigt.

Natürliches Windspiel und Fensterbau

Bild
Die Natur hat uns ein natürliches Windspiel geschenkt. Da hängt es und wiegt sanft im Wind hin und her, während wir die letzten goldenen Herbsttage zum Fensterbau nutzen. Es wird kühl. Schwiegermutter sitzt im mit Kissen ausgestopftem Rollstuhl. Mit der schwarzen Stola über den dunklen Wollpulli wirkt sie wie ein Mütterlein aus Sibirien. Was fehlt, ist ein dickes Kopftuch. Die Kaltfront aus Rio Grande do Sul nähert sich uns. Gestern waren es noch angenehme 27 Grad, heute 20. Ich weiß, das hört sich warm an, für Mitteleuropäer. Für uns ist es dank der hohen Luftfeuchte kühl.  Zum Glück sind Schiebefenster und Fenster für die Glastüren fast fertig. Ja, in die Glastüren kommen Fenster rein. Im heißen, tropischen Sommer, soll das obere Fenster herunter geklappt werden, damit die warme Luft nach draussen ziehen kann. Sieben der acht Türfenster sind fertig zusammengebaut und gestrichen. Fehlt noch das Schneiden des Glases, das Einsetzen und das Montieren. Von den Schiebefenstern sind zwei fe

Wild wachsende Mini-Gurken

Bild
Ich schlemme mich derzeit durch unseren Regenwald. Während im Gemüsegarten derzeit kaum etwas wächst, weil es entweder zu viel regnet, zu kalt, zu heiß oder zu trocken ist, halt alles andere als ein ausgeglichenes Wachsklima, ist der Wald voll mit Essen. Die großen Palmen werfen ihre letzten Früchte ab, die kleinen Tucum-Palmen bilden gerade neue, von den Schwammerln habe ich euch ja schon erzählt und gestern habe ich hinter dem Haus auch noch ein paar Wild-Mini-Gurken entdeckt und auch geerntet, das heißt, sie direkt in Mund und Bauch verschwinden lassen.  Melothria pendula heißen sie botanisch. Sie schmecken tatsächlich nach Gurke und so wie es aussieht, fruchten sie bei uns zweimal oder mehrmals im Jahr. Denn eigentlich habe ich an einer anderen Stelle, am Waldrand, auch schon im Februar Mini-Gurken geerntet.  Die Mini-Gurken lieben Ruderalflächen im Halbschatten. Wie Gartengurken klettern auch sie. Mit ihren Rankfäden halten sie sich an Blättern und Ästlein fest und schaffen es so

Austernpilze aus dem Regenwald

Bild
Als Kinder haben wir mit unserem Vater am Nußlberg und später am Buchberg immer Schwammerl gesammelt. Steinpilze, Reizger und Täublinge wurden zu einer feinen Schwammerlsuppe mit Semmelknödel verarbeitet. Hier im Süden Brasiliens ist das Schwammerlsuchen nicht wirklich ein Brauch.  Rosafarbener Austernpilz, Pleurotus djamor, heimisch im Atlantischen Regenwald In unserem Regenwald gibt es etliche Pilze. Immer wieder habe ich gefragt, welche denn eßbar sind. Die Antwort war immer die gleiche: Die Pilze sind nicht zum Essen. Leider fielen mir auch keine Ähnlichkeiten mit den Mitteleuropäischen Schwammerln auf. Hin und wieder habe ich ein Stück abgebrochen und an die Zungenspitze gehalten, um zu sehen, ob es ein Taubheitsgefühl oder ein Brennen gibt. Manche duften lecker und geben auch kein Taubheitsgefühl, aber ob sie tatsächlich eßbar sind, wusste ich nicht. Zum Glück habe ich André de Meijer kennengelernt, ein Naturalist aus den Niederlanden. Er lebt in unserer Nähe, vielleicht 40 Ki

Fliegende Kartoffeln

Bild
Cará moela - Fliegende, am Klettergerüst wachsende Kartoffeln. Kartoffeln wachsen nicht immer unter der Erde. Unsere klettern das Bambusgerüst hinauf, das wir oben auf der Obstwiese im Schutz der Bäume aufgestellt haben. Im Schutz der Bäume deshalb, weil die tropische Sonne einfach zu stark ist und die Blätter unserer fliegenden Kartoffeln verbrennen würde.  Eigentlich sind es keine fliegenden Kartoffeln. Sie sind so etwas ähnliches wie Kartoffeln, zumindest schmecken sie so ähnlich und lassen sich auch wie die Kartoffeln aus den europäischen Supermärkten gut einlagern. Statt unter der Erde zu wachsen, hängen sie aber an dünnen Stielen herunter.  In Wirklichkeit werden sie Cará moela (Nieren-Cará) oder Cará de cerca (Zaun-Cará) genannt. Dass wir sie fliegende Kartoffeln nennen, daran ist Schorschi schuld. Er hat uns unsere ersten Carás moelas geschenkt. Die sind eher anspruchslos und wachsen selbst auf unserem lehmigen, humuslosen, verdichteten Boden. Als uns Schorschi unsere Starte

Flucht vor der Sonne

Bild
Nein, der Blumentopf steht nicht drinnen. Der Pflanze ist es draussen nur zu sonnig. Sie ist vor der tropischen Sonne ins schattige Hausinnere geflüchtet.  Die Pflanze ist ein "Dinheiro-em-penca", übersetzt etwa "ein Bündel Geld". Das ist doch schön, wenn das Geld ins Haus kommt 😊 Botanisch heißt sie Callisia repens. Eigentlich ist Mexiko ihre Heimat. Im Nordosten Brasiliens wächst sie aber auch in der Caatinga und bei uns im Süden Brasiliens im Blumentopf. Bei euch wird sie in Zoohandlungen als Futterpflanze für Vögel und Nagetiere angeboten, wie ich im Internet gelesen habe.    

Fliegende Smaragde und andere Bananenfans des Regenwaldes

Bild
Saíra-sete-cores, Fliegende Smaragde, wie Ulli sie getauft hat. Frisch geerntete Bananen hängen wir zum Nachreifen unter dem Vordach vor der Haustüre auf. Das haben die Bewohner des Regenwaldes längst herausgefunden. Legen wir keine Banane in ihr Futterhäuschen, das am Baum vor dem Haus hängt, kommen sie und fordern ihren Tribut. Die Saíra-Sete-Cores (Tangara seledon), die ihr oben auf dem Foto seht, sind keineswegs die einzigen, die Bananen heiß begehren.  Nachts kommen Fledermäuse zum Abendessen vorbei. Werden die ins Futterhäuschen gelegten Bananen nicht gleich von den Vögeln verspeist, ziehen sie zudem Schmetterlinge an, wie den blauen Morpho .  Sind die noch an den Stauden hängenden Bananen am Kipp-Punkt von unreif zu bald-reif ziehen sie ebenso Festgäste an. Gralha azul (blaue Raben), Pica-pau-amarelo (Gelbschopf-Specht) und Jacu (ein Wald-Wildhuhn) sind ganz wild auf auf sie. Im Video seht ihr einen Gelbschopf-Specht beim Bananenschmaus, vom Wohnzimmerfenster aus gefilmt.