Mit dem Sonntagabend kommt Ruhe ins Haus

Zum Glück ist das Wochenende rum. Es war mal wieder eines dieser Klinkenwochenende, an denen die Besucher sich abwechselnd die Klinke in die Hand geben. Am Donnerstag war Feiertag, Fronleichnam. Viele haben das für ein verlängertes Wochenende auf dem Land benutzt oder eben, um Freunde und Verwandte zu besuchen.

Nicht, dass ich keinen Besuch mag. Über Besuch freue ich mich immer. Nur komme ich dann zu nichts, dabei wäre gerade jetzt so viel zu tun. 

Irgendwie brauchten dann auch noch verschiedene Nachbarn zur gleichen Zeit Hilfe. Bei der einen Nachbarin war es die Waschmaschine, die auf das Auto gehievt werden sollte, um sie zur Reparaturwerkstatt zu bringen. Auch beim anderen Nachbarn war Muskelkraft gefragt. Ein geschenkt bekommener Schrank sollte zum Lieferwagen getragen werden. Natürlich haben wir geholfen. 

Dann gab es plötzlich einen Hühnertod. Gockel Anton und seine Hühnermädels riefen aufgeregt. Als wir hin gelaufen sind, um nachzuschauen, was das aufgeregte Gegackere ausgelöst hat, waren von einem der Hühner nur noch ein paar Federn übrig. Alessandro ist den Federspuren bis in den Wald hinein nachgelaufen. Gefunden hat er nichts, keine Spur von Huhn und Dieb. Als Dieb kommen viele der hier lebenden Wildtiere in Frage, Wildhund, Wildkatze, Ozelot, Irara (Eira barbara) zum Beispiel.

Einer von ihnen hat am hellichten Tag zugeschlagen. In diesem Jahr ist es bereits das zweite Huhn, das zur Beute wurde. Wie gut, dass Huhn Woopy Goldberg drei Küken ausgebrütet hat. So wird Bestand auf natürliche Weise verjüngt. Mindestens eins der Hühner ist allerdings ein Gockel. Den werde ich der Nachbarin schenken. Die hat noch keinen Gockel.

Kurz später kam dann ein Hilferuf einer Nachbarin, die etwa 1,5 Kilometer von uns entfernt so etwas wie eine Pousada hat. Ihre Gäste hatten eine riesige Schlange im Dachgewölbe entdeckt und hätten es mit der Angst bekommen. Ob wir nicht schnell hinlaufen könnten, die Serpente entfernen.

Wir sind hin gelaufen. Die Schlange haben wir nicht entfernt. Es war eine Caninana, eine Cobra de Deus, eine Schlange Gottes, wie Renato sie nennt. Sie sind harmlos, völlig ungiftig und schlängen auch hoch oben in den Baumkronen von Baum zu Baum. 

Mit viel Geduld haben wir die Gäste überzeugt, dass sie ungefährlich und ihr Erscheinen sogar positiv ist. Erbeutet sie doch neben Mäusen auch Fledermäuse, die abends unter dem Dach Tänze aufzuführen scheinen und für schlaflose Nächte sorgen können. Für Menschen interessiert sich die Caninana, so wie die anderen Schlangen auch, hingegen nicht. Sie stehen nicht auf ihrem Speiseplan und wehren sich nur mit einem Biss, wenn sie sich bedroht fühlen. Nach etwa einer Stunde, willigten die Gäste endlich ein. Die etwa zwei Meter lange Caninana durfte bleiben und wir zogen wieder ab.

Zu Hause angekommen hatten wir gerade genug Zeit, einen Kaffee aufzusetzen, bevor es oben am Carport hupte. Besuch. So ähnlich ging es dann bis Sonntagabend weiter. Jetzt ist wieder Ruhe im Haus und ich fühle mich, als hätte ich mal eben den Mount Everest erklimmt. Zum Glück ist morgen Montag, da müssen alle wieder arbeiten und auch wir können uns wieder unserem Werkeln widmen.


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