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Es werden Posts vom April, 2008 angezeigt.

Wir wünscheln

Ha, jetzt weiss ich es. Eine ganze Zeitlang habe ich schon darüber nachgedacht, ob hier Wünschelruten bekannt sind und wenn ja, welches Holz sie verwenden. André hat es mir gesagt. Als kleiner Junge hat er ein paar Jahre in einem Indiodorf gelebt. Sein Vater ist Angestellter der FUNAI, einer staatlichen Einrichtung, die den Indios helfen und ihre Rechte vertreten soll, zumindest steht es so auf Papier geschrieben. Die Kultur der vielen verschiedenen Indiostämme ist bei den meisten Nicht-Indios nicht gerade hoch angesehen. Gelernt hat André von den Indios dennoch einiges, wie sich in Gesprächen mit ihm immer wieder zeigt. Gemeinsam mit ihnen hat er als Jugendlicher Häuser und Hütten gebaut, nach Wasser gesucht und Brunnen gegraben. In der von Ziegel und Zement dominierten sogenannten Zivilisation wenig brauchbares Wissen. Für uns, die wir ein "Öko-Haus" aus Bambus und Lehm bauen wollen, ein wahrer Schatz. Sogar die Wünschelrute kennt André. Hat sie schon ausprobiert, wie er u

Mondgeburt

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Wir haben es getan und seit ewigen Zeiten mal wieder einen nächtlichen Strandbesuch gemacht, um der Geburt des Mondes beizuwohnen. Ich weiss, Vollmond war schon am Sonntag. Da blieb "die" Mond (a lua - ist im Portugiesischen weiblich) über den Wolken versteckt. Am Dienstag waren wir zu spät dran. Gestern sind wir dafür viel zu früh zum Strand gestiefelt und gaben nach einer Stunde des fröstelns in kühler Nachtluft auf. Heute hat es dann endlich geklappt. Weil das Glück wie immer auf unserer Seite ist, gibt es nicht so viele Bilder. Die Batterie war leer. Das heisst, ich habe sie mit meinen ersten drei Versuchen, die richtige Belichtungszeit zu finden, geleert. Weil es ein wenig dunkel war, konnte ich auch nicht wirklich sehen, was ich da so ablichte. Jetzt am PC wurde es deutlich, da kam ein völlig schwarzes Bild mit ein paar bunten Punkten, den Sternen zum Vorschein, ein Sepiafarbenes mit Schleifspuren, wahrscheinlich der Sandstrand und ein verwackeltes Wellenfoto. Immerhin,

Schneckentempo

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Nein, nein, ihr habt nichts verpasst. Nur ganz, ganz langsam, so als würden wir das Schneckentempo noch unterbieten, geht es voran. Während in einigen Teilen Paranas die Trockenheit den Bauern Sorgen bereitet, will es hier nicht mehr aufhören zu regnen, obwohl jetzt eigentlich die regenarme Zeit wäre. In einer kleinen Pause zwischen den Schauern hat es Sebastiãos Vater dennoch geschafft, ein wenig zu arbeiten. Vorne an der Einfahrt zu uns und unseren Nachbarn hat er ein Tor gebaut, einen Zaun mit Stacheldraht gesetzt und ein Verbotsschild angebracht. Wilderer, Holzklauer und Bananendiebe sollen so zumindest ein wenig abgehalten werden. Sebastião senior hat sogar angefangen, den Waldweg freizumähen. Das scheint ihm gut von der Hand gegangen zu sein. Bis weit hinter unser Grundstück und noch den von drei Nachbarn hat er es geschafft, den Weg von Gras und Büschen zu befreien. Dann kamen unsere Grundstücksgrenzen dran. Immerhin ist er bis zum Sumpf durchgekommen. Hat satte Arbeit geleistet

Bienenweide

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Eine kleine Bienenweide mit einem zarten Duft, der an die Hundsrose erinnert. Sie wächst auf offenem, auch humusarmen Boden und auch am Rande unseres Grundstückes. Sieht aus wie eine Mischung aus Zaubernuss (was die Blütenform betrifft), Wasserdost (Blütenfarbe und Wachstum) und Weide. Die Stengel sind etwas verholzt, es ist aber eben kein Strauch, sondern eine Staude. Die Blätter sind weidenförmig und gegenständig. Was müsst ihr noch zum Bestimmen wissen? Schade, dass ich immer noch kein Bestimmungsbuch für all die tollen Pflanzen hier habe. Das wird eine der nächsten Anschaffungen sein, damit ich die Regentage besser ausfüllen kann. Heute morgen hat es so geschüttet, dass wir wieder nicht zum Grundstück gefahren sind. Mist. Wie sich das alles verzögert. So wie es aussieht, wird es auch morgen nicht besser sein. Morgen ist hier noch Feiertag, da hätten wir noch Chancen unsere Nachbarn anzutreffen, die ja jedesmal aus Curitiba anreisen müssen. Gestern war noch "Tag der nativen Völ

Baum im Weg

Fröhlich läuft die Frau die Strasse entlang, in den Händen drei reife Avocados, unter den Armen leere Plastikflaschen. Es ist die Frau eines unserer künftigen Nachbarn, desjenigen, der bereits eine kleine Holzhütte direkt neben der Teerstrasse gebaut hat. Ich spreche sie an, sage, dass ich sie kenne und sie beginnt gleich zu erzählen, dass auf ihrem Grundstück einige Fruchtbäume wachsen. Vier grosse und drei kleine Avocado-Bäume, etliche Orangensträuchchen und heimische Fruchtbäume der Mata Atlântica. Gänse, Enten, Hühner habe sie auch schon. Alle geschenkt bekommen, genauso wie den kleinen Hund, der auf das Anwesen aufpasst, wenn sie in der Stadt, in Curitiba, ist. Die ganze Zeit vermeidet sie es, mich anzusehen. Redet eher vor sich hin oder für die anderen, die noch mit uns am Strassenrand stehen. Mir gefällt ihre Art zu erzählen, ihre positive Einstellung zu ihrem Grundstück, das von Staatsstrasse und Sumpf umzäunt ist. Die anderen, das sind unsere direkten Nachbarn, das heisst, es

Überraschungstag

Was für ein schöner Tag war das heute. Das liegt nicht nur daran, dass endlich der Herbst Einzug hält. Während bei euch die Frühlingsboten aus dem Boden spriessen, werden bei uns die Nächte immer kühler und die Tage immer schöner, der Regen lässt nach und die Hitze ebenso. Es lag aber nicht nur am Wetter, dass der Tag heute so schön war. Ein Paket aus "Übersee" war angekommen und hatte schon bei der Poststelle für Aufsehen gesorgt, weil es in Tapete eingewickelt war. Ein wirklich schönes Packpapier, wie der Postbote meinte. Bevor ich nach Hause bin, um es auszupacken, bin ich noch schnell zu einem kleinen Buchladen. Der Laden ist eher ein Antiquariat und der einzige weit und breit, in dem es richtige Bücher gibt - ausser den Läden, die von irgendwelchen kirchlichen Gemeinschaften betrieben werden und lediglich religiöse Ergüsse in Buchform anbieten. Von unten bis oben ist der kleine Laden vollgestopft mit Büchern. Die meisten sind gebraucht. Ein paar Mal habe ich auch schon g

Ein kleiner Schritt nach vorn

Am Sonntag ist es uns tatsächlich gelungen, den Sebastião kennenzulernen. Seine Chacara, ein kleines landwirtschaftliches Anwesen, ist ein paar hundert Meter weit entfernt. Wir platzten mitten in ein Familienfest hinein. So dachte ich zumindest. Nein, nein, es sei kein Fest. Es seien nur ein paar Verwandte, Freunde und Nachbarn zu Besuch, erklärte mir eine der vielen Frauen. Sebastião stellte sich als ganz nett heraus. Er arbeitet in Curitiba und wird uns helfen, Unterschriften von Nachbarn zu sammeln, damit wir das Grundstück als unseres eintragen lassen können. Einige der Nachbarn wohnen in Curitiba. Unser Besuch hat sich als Glücksfall heraus gestellt. Den Vater von Sebastião haben wir gleich angeheuert, dass er die Grenzen freilegt. Voller stolz hat uns der ältere Herr seinen Benzinmäher vorgeführt. Er habe schon für einen unserer Nachbarn die Grenzen freigemäht, sagte er, nachdem ich ein wenig skeptisch war. Klein, schmächtig und mindestens nahe der 70 ist er, aber er scheint voll

Es steckt der Wurm drin'

Der Plan stand fest. Heute sollten wir zum Grundstück fahren, um einige Nachbarn zu treffen. Nachbarn, die wir bis jetzt noch nicht kennen gelernt haben und die ein paar hundert Meter weiter entfernt wohnen oder dort ein Stückchen Erde ihr Eigen nennen. Einer dieser Nachbarn sollte uns helfen, einen Helfer zu finden, einen, der gemeinsam mit uns die restliche Grenzlinie freilegen soll. Einer, der sich auskennt. Der die Gegend kennt, der weiss, sich im Sumpf zu bewegen und dabei gleichzeitig Schilf umsäbeln kann. Nach der letzten Versumpfung habe ich mich weigere ich mich einfach, mir dies noch einmal anzutun. Ein Landmann, kann das, wofür wir Stadtmenschen Tage brauchen, in Stunden erledigen. Der Wetterbericht hatte sogar Sonne angesagt und angenehme 26 Grad. Ich hatte getankt, die Messer geschliffen und Brotzeit vorbereitet. Dann ging es los. Weit kamen wir nicht. Ein paar Meter. Dann vernahmen unsere Ohren seltsame Geräusche. Blopp, blopp, schlorf. Reifen platt. Nagel eingefahren. E