Regentagblues

 

Weisse und braune Pilze im Regen an einem Holzstamm laufen.

Der dritte Regentag in Folge. Ich glaube, ich werde zum Schwammerl. Die sprießen gerade wunderbar, obwohl es eigentlich mit 17 Grad tagsüber relativ kühl ist für subtropische und auch für Schwammerlwachs-Verhältnisse.

Ein Regentag ist ja ganz o.k., aber mehr als einer nervt. Dann sind wir eingekapselt in unserem Minihaus und warten sehnsüchtig darauf, draussen wieder werkeln zu können.

Als Kind habe ich mir einmal zum Geburtstag einen Tag im Haus gewünscht, genauer gesagt im Bett. Das Haus, in dem ich aufgewachsen bin, war wie unseres sehr klein: eine Wohnküche, ein Kinderzimmer und das Schlafzimmer meiner Eltern. Ins Schlafzimmer passte gerade mal das Doppelbett. An dem ging es nur im Seitwärtsschritt vorbei, was ich lustig fand, weil es immer so aussah, als ob meine Mutter tanzen wollte. Im Kinderzimmer wurde das Sofa nachts zum Bett für meine Schwester. Für meinen Bruder gab es ein Klappbett und für mich ein richtiges, kleines Bett. Zwischen den Betten standen Nähmaschine und Unterschrank mit Garn und Nähzubehör für meine Mutter. Sie hatte damals für ein Trachtengeschäft gearbeitet und Dirndl, Hosen und Janker für dessen Kunden Körpergerecht angepasst. 

Um der Enge zu entgehen, hieß es immer, "geht raus spielen" oder "was wollt ihr denn drinnen, wenn es draußen nicht regnet?". Ich wollte mit den Knöpfen spielen. Die hob meine Mutter in einer Dose auf. Die Dose durfte natürlich nicht nach draussen. Und ich wollte lesen, drinnen lesen, am liebsten, im Bett liegend lesen. Sind Bücher doch so wunderbar, um in andere Welten einzutauchen, die in dem Moment nur mir gehörte. Anders als die Bücher, musste ich die, die in meinem Kopf entstand, nicht mit meinen Geschwistern teilen. Da waren "Hanni und Nanni" oder "Jim Knopf und der Lokomotivenführer". Mit denen erlebte ich so allerlei Abenteuer.  

Ich hatte ihn dann tatsächlich auch bekommen, meinen "Drinnen-sein-dürfen-Tag". Den löste ich bei meiner Oma ein, die mit Tante Emmi zusammenwohnte. Da lag ich glücklich in Tante Emmis Bett und las und las und las, heulte und lachte mit meinen Helden mit und vergaß alles andere um mich herum. Es wurde dann aber doch kein ganzer Drinnen-sein-Tag. Nach ein paar Stunden hatte ich genug und wollte raus, sehen, was meine Geschwister da so trieben.

Jetzt geht es mir genauso. Scheint die Sonne, wünsche ich mir einen Regentag, damit ich endlich mal ein paar Hausarbeiten erledigen oder sonst etwas drinnen machen kann, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, weil die Arbeit draussen liegen bleibt. Kommt er dann, der Regentag, fallen mir allerlei Dinge ein, die ich mal eben schnell draussen erledigen könnte, unten am Sumpfrand schauen, ob unser Enzian schon aus dem Boden spitzt, Nüsse der Tucumpalme ernten, um aus ihnen Likör zu machen, mit den Hunden durch den Wald laufen, ein paar Windspiele basteln und in den Bäumen aufhängen. Alles, wahnsinnig wichtige Dinge. 

Stattdessen werde ich wohl noch einmal Orangen auspressen und daraus Gelee mit Pimenta machen, Socken stopfen und noch einmal die Pläne für unseren Zimmerlbau überarbeiten. Nicht lustig, aber notwendig.

Ich glaube, vorerst schnappe ich mir aber die Hunde, rüste mich mit Gummistiefel und Regenschirm, und laufe eine Runde mit den Vierbeinern. 

Kommentare

mondin hat gesagt…
Oh, schick uns doch bitte Regen...wir brauchen ihn dringend. Die Rwgentonnen sind schon wieder leer...
Gabriela B. Lopes hat gesagt…
Schick ich euch gerne ;)
Hab gehört, dass es sehr trocken ist. Hoffe, ihr bekommt bald ein wenig Regen...

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