Helikonien, Bambus und Bananenstauden

Jetzt ist sie wieder da, die Sonne, so als wäre nichts gewesen. Geblieben ist der Schlamm. Zumindest waten wir jetzt aber von der Sonne und nicht von Tropfen begleitet durch den Matsch. 

Es ist kühl geworden. Gerade einmal zehn Grad waren es in der Nacht. Vom Zyklon sind wir zum Glück jedoch verschont geblieben. Einhundert Millimeter Niederschlag waren angesagt. Angekommen sind zwei Millimeter und ein wenig Wind in den frühen Morgenstunden. Den Süden Brasiliens hat es indes schlimm erwischt. Überschwemmungen und Sturm haben Todesopfer gefordert und die Heime hunderter Menschen zerstört.

Gleichzeitig hat es etwa 140 Kilometer nördlich von uns, in Iguape, ein Erdbeben gegeben. Es war ein leichtes, nur vier Punkte auf der Skala. Für Aufregung hat es trotzdem gesorgt, liegen wir doch nicht in der Nähe eines Zusammentreffens tektonischer Platten. 

Wir haben nichts gespürt. Nur die Tiere haben ein wenig verrückt gespielt. Irgendein Wildtier hat zudem den Kübel mit dem Katzenfutter entdeckt, den Deckel entfernt und etwa drei Kilogramm Trockenfutter im Nu den Garaus gemacht. Ich habe nicht die geringste Ahnung, welches Tier es gewesen sein könnte. Zum Glück hat Vagner Zeit und bringt uns heute nachmittag Nachschub. Vagner hat einen kleinen "Aviário", einen Tierfutterhandel, um die fünf Kilometer von uns entfernt. Seine "entrega", Lieferung, macht er mit dem Motorrad. Einmal im Monat schicke ich ihm die Liste, mit meinen Futterwünschen für unseren Zoo, Hunde, Katzen, Hühner und auch Futter für die Vögel.

Ich glaube, ich werde jetzt die Sonne nutzen und die Schwiegermutter ein wenig vor die Türe setzen, damit sie sich von den Sonnenstrahlen kitzeln lassen und Vitamin D auftanken kann. 

Wahrscheinlich habe ich es schon erwähnt. Seit fast einem Jahr lebt sie bei uns. Unser großes Baby. Nach einem Hirnschlag ist sie pflegebedürftig. Für ein paar Stunden am Tag setzen wir sie in den Rollstuhl, damit sie nicht nur liegt. 

Dann sind da auch noch die Bananenstauden, die gesäubert werden müssen. Gestern waren zwei Mitarbeiter des hiesigen Landwirtschaftsamtes zu Besuch. Sie machen gerade eine Art Bestandsaufnahme, um herauszufinden, wer, was, wie anbaut und wer was für Kunsthandwerke herstellt. 

Das geht ganz schnell, sagte die Mitarbeiterin. Schnell waren dann drei Stunden. Immerhin haben wir bei dem Besuch gelernt, wie wir durch eine bestimmte Pflege bessere Ergebnisse mit unseren Bananenstauden erzielen. Im Gegenzug haben sie von uns gelernt, dass der Bambus Guadua chacoensis im Süden Brasiliens heimisch ist und sich wunderbar in unserer Region anbauen lässt. Den habe ich ihnen natürlich voller Stolz gezeigt. Schließlich bauen wir Bambus an.

weiß-rot blühende Helikonie mit Philodendronblättern im Hintergrund
Weiß-rot blühende hier heimische Helikonie
Lustig fand ich, dass sie auch von unserer Helikoniensammlung begeistert waren. Wir haben zwar nur drei verschiedene Arten rund ums Haus angepflanzt, aber zwei davon zeigen sich gerade in Blütenpracht. Eine davon seht ihr auf dem Bild. Sie wächst nicht ganz so hoch. Während ihre Verwandten über Mannshoch werden können, geht sie nur bis zum Bauchnabel. Sie blüht weiß-rot und soll hier heimisch sein. Ihren Namen weiss ich noch nicht. Ich nenne sie "Marcia-Helikonie", weil ich die Mutterpflanze vor einigen Jahren  von meiner verstorbenen Freundin Marcia bekommen habe. Bei uns hat es ihr so gut gefallen, dass ich inzwischen mehrere Ableger gemacht und ums Haus herum verteilt habe.


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