Posts

Es werden Posts vom September, 2020 angezeigt.

Bambusdose für Tüten

Bild
Bambusdose für Tüten In brasilianischen Supermärkten ist es normal, dass der Einkauf an der Kasse von Marktmitarbeitern in Platiktüten gepackt wird. Regeln gegen die Tütenflut in Supermärkten gibt es bisher nur in wenigen Städten.  Immerhin gibt es mittlerweile Plastiktüten aus organischem Material, das sich schneller abbauen soll.  Viele Brasilianer sammeln ihre Tüten brav in "puxa sacos", "Tütenziehern", um sie später als Mülltüten zu verwenden. Viele der "puxa sacos" sind aus Stoff genäht oder gehäkelt. Wir benutzen zwar überwiegend Stofftaschen und Rucksack beim Einkaufen, aber hin und wieder kommen doch auch Tüten ins Haus. Für die habe ich mal eben einen etwas anderen "Tütenzieher" kreiert, einen aus Bambus. Sam hatte mal einen Stanitzel-Drachen gepostet. Stanitzel hat meine Oma Tüten genannt. Ich glaube, in manchen Regionen Österreichs wird das Wort noch benutzt. Jedenfalls wurden an dem von Sam geposteten Drachen Tüten aufgehängt. Der Sta

Gummistiefel-Recycling

Bild
Unsere recycelten Gummistiefel Es scheint auf Sítio Verde eine geheime Gummistiefelregel zu geben. Ein paar hiesiger Gummistiefel hält so ungefähr sieben bis acht Monate. Dann reisst einer der Stiefel am Fußansatz auf. Anfangs habe ich noch gedacht, na dann sammle ich eben die unversehrten Stiefel und irgendwann lassen sich mit der Sammlung dann neue Paare bilden. Nein, das tut es nicht. Hier macht die Regel einen Strich durch die Rechnung. Nach der ungeschriebenen Regel geht immer der Stiefel vom linken Fuß kaputt. Das kann ich mit meiner mehrjährigen Gummistiefelsammelstudie belegen.  Es ist übrigens völlig egal, ob die Träger der Gummistiefel männlich oder weiblich sind. Es ist der linke Fuß der dem Frauengummistiefel den Garaus macht und es ist der linke Herrenfuß, der dem Männergummistiefel ein Ende bereitet.  Naja, ein Ende ist es nicht wirklich. Ich habe sie ja aufgehoben, die durchlöcherten und eingerissenen linken Stiefel und die rechten intakten Stiefel. Irgendwann war sie au

Bambus am Haus

Bild
Bambusstangen tragen unser Vordach Bambus lässt sich wunderbar am und rund ums Haus einsetzen. Das tolle ist, ich muss nur raus gehen und eine Stange ernten, wenn ich eine brauche. Wir haben verschiedene Bambusarten gepflanzt. Verrottet mal eins unserer Werke, kann so leicht für Ersatz gesorgt werden. Weil der Bambus jedes Jahr neue Stangen bildet, kann ein Horst über Jahrzehnte hinweg beerntet werden. Gegenüber Holz von Bäumen ist das ein enormer Vorteil. Das einzige, was dieses grüne Baumaterial benötigt, ist ein Schutz gegen Sonne und Regen, ähnlich wie Holz dies auch tut. Gegen Insektenbefall behandeln wir ihn mit Borsalz. Kommt er im Freien zum Einsatz, erhält er einen Anstrich mit einer Art Lack auf Wasserbasis. Die am Haus als Pfosten verwendeten Bambusstangen sind per Dach vor Regen und Sonne geschützt. Wir haben sie schon 2007 geschnitten. Sie stammen vom  Dendrocalamus asper , dem in Asien heimischen Riesenbambus. Der kann einen Durchmesser von 15 - 20 Zentimeter erreichen.

Post aus Übersee

Bild
  Nach zweimonatiger Reise über den Atlantik ist Ursels Brief nun doch angekommen. Nein, ich habe nicht Geburtstag. Der liegt auch schon wieder ein paar Wochen zurück. Aber die Karte hat mir zu gut gefallen. Danke, Ursel und überhaupt auch für den Brief - der kommt jetzt in meine Raritätensammlung der handgeschriebenen Briefe.

Blaue Samen vom Baum der Reisenden

Bild
Samen des Ravenala  Sind das nicht tolle Samen? Ich bin ganz begeistert von der Farbe. Überhaupt gibt es hier die interessantesten und buntesten Samen. Mein Lieblingssamen ist zur Hälfte knallrot und zur anderen  Hälfte tief-schwarz. Heute will ich euch aber von diesen blauen Samen hier erzählen. Alessandro hat sie von einer 1,5 Kilometer entfernten "Nachbarin" mitgebracht. Sie stammen von einem Ravenala (Ravenala madagascariensis). Er wird auch árvore-do-viajante genannt, Baum der Reisenden, weil er in seinen Blattansätzen Wasser speichert.  Seine Heimat ist eigentlich Madagaskar. Aber im tropischen Brasilien wird er als Solitärblickfang eingesetzt. Er wächst hier hervorragend und erfreut sich gerade wachsender Beliebtheit.  Wir haben einen Ravenala vor zwei Jahren gepflanzt, oben am Eingang. Er soll die Gäste empfangen und die Reisenden wieder verabschieden. Ihr seht ihn auf dem Foto. Noch sieht er aus wie eine Mischung aus einer Bananenstaude und einer Strelitzie, einer Pa

Besuch während Coronazeit

Bild
 Wenn wir zur Zeit Besuch bekommen, sieht das so aus: Wir treffen uns im Freien, sind mit Masken bestückt und benutzen Gel-Alkohol.

Im Regenwald wachsende Vanille

Bild
Backstuben-Orchidee    Ihr ahnt es nicht, was ihr hier seht. Ursel weiß es wahrscheinlich. Ein kleiner Tipp: Die Samen der Pflanze landen weltweit in den leckersten Gebäckstücken, in Eis, in Pudding... Jetzt habt ihr es wahrscheinlich schon erraten. Ja, es ist Vanille. Die gehört zu den Orchideen, wurzelt im Boden und erklimmt die Bäume. Ganz hoch oben bringt sie ihre Blüten hervor.  30 Arten gibt es von ihr in Brasilien. Zumindest eine davon wächst bei uns im Atlantischen Regenwald. Die Vanille-Art, deren fermentierte Samen ihr im Supermarkt kauft, stammt allerdings aus Mexiko.  In den vergangenen Tagen habe ich mich ständig über den Weihnachtsbackstubenduft im Regenwald gewundert. Bei meinen Spaziergängen kamen mir plötzlich immer Vanille-Gipferl in Erinnerung. Dann fiel es mir ein, dass in unserem Wald ja Vanille-Orchideen wachsen. Also habe ich nach Blüten gesucht. Fündig geworden bin ich nicht. Sie befinden sich ja fünf Meter oder noch höher ganz oben in den Baumkronen. Dr. Google

Mini-Mangos

Bild
  Manga espada werden die Mini-Mangos hier genannt. Sie schmecken etwas süßer als ihre größeren Verwandten. Ja, sie haben weniger Fruchtfleisch. Der Vorteil ist aber, dass ich eine alleine verputzen kann, ohne einen Rest im Kühlschrank aufbewahren zu müssen. Nein, wir haben keinen Mangobaum gepflanzt. In unserer Region bilden sie nur selten Früchte. Weil ausgerechnet zur Blütenzeit auch Regenzeit ist, werden sie nicht bestäubt oder setzen wegen der Nässe keine Früchte an. Nur ein einziges Mal habe ich in Antonina mit Früchten behangene Mangobäume gesehen. Das war 2015. Damals war es extrem trocken, so trocken, dass sogar unser Brunnen ohne Wasser war. Die Einheimischen sagten, es wäre das erste Mal in 30 Jahren gewesen, dass es Mangos gab.

Virtueller Schulunterricht im Grünen

Bild
Virtueller Unterricht bei uns im Wald  Am Montag war bei uns Schule.  Sophia hatte gefragt, ob sie bei uns ihren virtuellen Unterricht verfolgen darf. Sie war mit ihren Eltern für ein paar Tage der Stadt ins Grüne entflohen. Wegen Corona findet in den meisten Orten Brasiliens seit Monaten der Unterricht über Internet statt.  Theoretisch ist das eine tolle Sache. Praktisch hakt es. Nicht alle haben Internet. Vor allem die Landbevölkerung ist Internetlos. Es gibt in Brasilien kein flächendeckendes Internet. Und wenn, dann ist es manchmal nur ein Schneckennet, 2G, über das keine Video-Stunden verfolgt werden können.  Aber auch in den Städten haben nicht alle Zugang. Ein guter Internetanschluss ist teuer. Den können sich viele Familien nicht leisten. Bei etlichen reicht das Geld nur für das Notwendigste, dazu zählt eben kein PC oder Tablet oder Handy oder teurer Internetanschluss. Manche Lehrer besuchen ihre Internetlosen Schüler, bringen ihnen Unterrichtsmaterial mit und sammeln die gemac

Benzedeira und 21 Kräutersalbe gegen Hexenschuss

Es geht wieder. Das Schlimmste vom Hexenschuss ist überstanden. Ich kann wieder schmerzfrei sitzen und mich einigermaßen bewegen.  Am Samstag kamen die "Polacos", Polen. Ihre Groß- oder Urgroßeltern stammten aus Polen. Sie hatten sich mit anderen polnischen Einwanderern in der Umgebung von Curitiba angesiedelt, Land bestellt und gearbeitet. Heute ist die Region ein Stadtteil von Curitiba. Da wohnen auch "unsere" Polacos, ihre Tanten, Onkels, Cousins. Etwa 600 Meter von uns aus weiter in den Wald haben "unsere" Polacos eine Datscha gebaut. Die ganze Familie hat geholfen. Die Matriarchin ist leider im vergangenen Jahr gestorben. Aber Kinder, Enkel und Urenkel kommen hin und wieder, wie eben auch vergangenes Wochenende. Die "Kinder" sind in meinem Alter und auf einer ähnlichen Vibe wie wir. Die Freude ist deshalb immer groß, auch wenn wir dieses Mal Distanzen und Mundschutz dabei waren.  Luci hatte eine spezielle Salbe dabei. 21 Kräuter, darunter Ar

Hexenschuss

 Alles, was ich wollte war ein Pinsel. Der sollte eigentlich in der Kiste mit meinen Bastelsachen liegen. Ich bin aber nicht dazu gekommen, ihn da rauszufischen. Beim Bücken kam der Hexenschuss.  In meiner alten Heimat wäre ich zum Arzt gegangen, hätte mir Massagen, Fangopackungen und Physiotherapie verschreiben lassen. Hier ist Fango etwas äußerst Exotisches. Massagen gibt es zum Luxuspreis. In ganz Antonina gibt es aber nur eine einzige Physiotherapeutin, die Massagen und Physiotherapie anbietet.  Zum Arzt gehen? Wenn das so einfach wäre. Um überhaupt einen Termin zu bekommen, musst du dich im Morgengrauen in die Warteschlange stellen. Mit etwas Glück erwischst du eine der wenigen Nummern. Mit der darfst du bis 8 oder 9 Uhr warten, bis du dann einen Arztbesuch vereinbaren kannst.  Dann wartest du wieder bis der Arzt aus Curitiba angefahren kommt. Mit Pech kommst du erst irgendwann am Nachmittag dran. Mit noch mehr Pech erwischst du einen der Ärzte, die über den Schreibtisch hinweg na