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Es werden Posts vom Oktober, 2016 angezeigt.

Ohne Internet

Freitagabend ging plötzlich nichts mehr. Es kommt durchaus vor, dass unser Telefon mal ohne Empfang ist. Oft dauert das nur ein paar Minuten oder eine Stunde. Spätestens am nächsten Tag ist es dann aber wieder da. Dieses Mal war es anders. Unser Handy-Telefon ist auch unser Modem, unsere Tür zum Internet. Die hat in der Nacht vom Freitag auf den Samstag irgendwer zugeschlagen. In den Spätnachrichten hören wir, dass es in den USA eine Hacker-Attacke gegeben hat. Bei der sollen elektronische Geräte wie Sicherheitskameras so umprogrammiiert worden sein, dass sie gleichzeitig auf einen Server zugriffen haben, der eigentlich dafür verantwortlich ist, das Internet zu organisieren. Der ist dann abgestürzt, was alles lahmgelegt haben soll. Zufall oder nicht, bei uns ist zur gleichen Zeit auch alles abgestürzt. Den ganzen Samstag über gab es keinen Empfang. Nur auf der 900-Frequenz konnten wir telefonieren. Unser Internet läuft aber auf der Frequenz 1.800. Auch bei den Nachbarn war

Mit Guns N' Roses gegen Schrillzikaden

Wer den Singzikaden den Vorsatz mit dem Singen zugedacht hat, hat wahrscheinlich noch nie nur ein paar Meter weit entfernt von diesen gesessen. Sie schrillen und das mit einer Megaphonkraft, die durchaus mit dem Lärm eines Schwerkraftlasters zu vergleichen ist. Irgendwo über der Tür sitzt ein Vertreter der schallausbreitenden Insekten und gibt lauthals seinen Sitzort bekannt. In seinem mit dem "Trommelorgan" erzeugten Geschrille gehen sämtliche anderen Geräusche unter.  Sie schrillt was das Zeug hält. Wie war das mit der Stille in den Regenwaldnächten? Wenn ich sie nur finden würde, dann könnte ich ihr mal meine Meinung sagen. Allein, ich finde sie nicht. Die Katzen helfen mir bei der Suche auch nicht wirklich. Wahrscheinlich sind sie von der Beschallung, so wie ich, auch schon am Ende ihrer Nerven. Dabei ist noch nicht einmal Sommer. Dann legen sie erst richtig zu, treffen sich zum gemeinsamen Schrillen. Ich versuche, das Insekt mit "Don't cry for me Argentina

Watschn für Stadträte

Die Wahl ist immer noch Gesprächsthema Nummer Eins. In einigen Städten Brasiliens gibt es eine Stichwahl unter jeweils zwei Bürgermeisterkandidaten. In Antonina wird ab Januar ein Zahnarzt das Regent führen. Gesprächsthema ist aber mehr der Ausgang der Stadtratswahl. Von den elf bisherigen Stadträten hat es nur ein einziger geschafft, wieder gewählt zu werden. Alle anderen haben eine Watschn erhalten. Irgendwie hatten die Antoninensen die Schnauze voll von der alten Riege, die sich seit Jahren immer wieder hat wählen lassen, deren Väter, Brüder und Onkel auch schon Stadtrat waren. Absprachen hat es vorher keine gegeben. Keine Debatten, nix war bekannt geworden. Instinktiv haben einfach alle kollektiv anders gewählt als sonst. Selbst diejenigen, die eigentlich als beliebt und ehrlich galten, hat es erwischt, sind dieses Mal außen vor geblieben. Erstmals sind gleich zwei Frauen in der "Câmara de Vereadores" Antoninas. Ein Novum in der von Männern dominierten Kommunalpolitik

Super-lua Mondparfüm

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Weil der Mond derzeit näher an der Erde steht, erscheint er heller und größer als üblich. Sie nennen das "Super lua". Der Mond steht im Widder, und es ist ein Supermond, sagt Alessandro. Der Mond ist im Portugiesisch weiblich, "a lua", die Mondin. Am Sonntag war sie eine "Super lua". Weil sie derzeit näher an der Erde steht, erscheint sie um Etliches größer als normal und strahlt dreimal heller als sonst. Araça-Blüten hüllen nachmittags und nachts alles mit ihrem herb-würzigen Duft ein. Nach Tagen des Regens ist der Sonntag plötzlich mit strahlendem Sonnenschein und 32 Grad gekrönt. Das Wetter hält bis zum Abend. Nach Sonnenuntergang schauen wir Mond. Wir stehen oben am Waldweg und bestaunen, wie er sich langsam den Himmel erobert. Hinter uns zeichnet er unsere Schatten-Silhouetten auf den Weg. Auf dem Rückweg von unserer Mondexkursion zum Haus umschmeichelt uns der Duft der Araça-Blüten. Ein herb-würziger Duft, den die Blüten nachmittags ab

Mailbox aus Bambus

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Unser Wasserleser hat sich bisher immer im Papierfalten geübt, hat die Rechnung quer und längs und quer und nochmal längs gefaltet, bis sie so klein war, dass sie unter dem Deckel der Wasseruhr Platz gefunden hat. Spaß hat ihm das wohl nicht gemacht. "Bitte einen Briefkasten aufstellen", hat er des öfteren in krakeliger Schrift auf die Rechnungen geschrieben. Also habe ich gebastelt. Habe Reste eines Bambus, Latten und Pressholz zusammen gesucht und eine Mailbox gebaut. Die steht jetzt neben der Wasseruhr am Wegesrand, etwa 300 Meter vom Haus entfernt, weil die Wasserwerke ja die Leitung nicht bis zu uns verlegen wollten. Bin ja gespannt, wie lange unsere Mailbox aushalten wird. Alles, was aus Holz ist, findet hier reißend Abnehmer. Sogar unsere Müllbox ist mehrfach abmontiert worden, weil irgendjemand das Holz brauchen konnte, zum Einheizen, um das Auto aus dem Schlamm zu ziehen oder für Weiß-nicht-was. Seit Alessandro die Müllbox aus einem alten Eisenfass gebaut hat,

Regenwaldkirschen - Eine süße Überraschung

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Nur vier Wochen hat es gedauert, bis aus der Blüte der Cereja dunkelrote Früchte geworden sind. Sie nennen sie Kirsche der Mata Atlântica, Regenwaldkirsche. Nein, sie ist nicht verwandt mit der Kirsche. Sie sieht ihr nur ein wenig ähnlich. Aber sie ist eine Überraschungsfrucht. Vor ein paar Jahren haben wir etliche der im Atlantischen Regenwald heimischen Kirschbäume (Eugenia involucrata) gepflanzt. Jetzt hat einer von ihnen zum ersten Mal geblüht. Das war Anfang September. Als ich die Blüten gesehen habe, dachte ich zuerst, sie gehören zur daneben stehenden Goiaba (Guave). Sie sind aber nicht an den ausladenden Ästen der Goiabeira gewachsen, sondern am dünnen Bäumlein der "Cereja". Nur vier Wochen nach der Blüte, hat uns das gerade einmal drei Meter hohe Bäumchen dann mit roten Früchten überrascht. Ungefähr ein Dutzend Kirschen hat es uns und den Vögeln geschenkt. An der Bushaltestelle, etwa 800 Meter von uns entfernt, steht auch ein Exemplar dieser Bäume, die sie