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Es werden Posts vom September, 2017 angezeigt.

Saurer Regen

"Achtung, es kann sauren Regen geben." Zuerst dachte ich, ich habe mich verhört. Die Warnung wird aber immer wieder wiederholt. Weil es so lange nicht mehr geregnet hat, sei die Luft voll mit chemischen Substanzen. Die würden jetzt geballt auf uns herunter regnen, heißt es. Als Grund für die Luftverschmutzung wird die hohe Zahl an Bränden angegeben. Es ist richtig, in den vergangenen zwei Monaten hat es nur wenige Millimeter geregnet. Viel zu wenig. Es stimmt auch, dass die Zahl der Brände höher ist, als sie es im gleichen Zeitraum im vergangenen Jahr war. Zu viele Raucher. Ja, Raucher. Hier erklären sie immer noch, dass die meisten Feuer durch aus Autofenster geworfene Kippen entbranden. Die meisten Brände werden aber in Schutzgebieten fernab von Autostraßen registriert. Müssen Weitfliegerkippen am Werk sein. Tatsache ist, dass weniger Straßenböschungen in Brand stehen, als Brachflächen, Weiden, abgeerntete Acker und eben auch Schutzgebiete, weil hier immer noch mit Fe

Spinnenbiß

Meine Oberschenkel sind nicht gerade das, was ich als dünn bezeichnen würde. Als ich gestern morgen die Decke zurückgeschlagen habe, war aber selbst ich über die Größe meines linken Oberschenkels überrascht. Über Nacht hat er sich fast verdoppelt. Rund um eine dunkel markierte Bißstelle war er Luftballonmäßig angeschwollen. Spinnenbiß, hat Alessendro fachmännisch befunden. Wie er darauf kommt, weiß ich nicht. Aber mir fällt auch keine bessere Antwort ein. Die Auswirkungen von den Stichen der Mücken, Griebelmücken, Bremsen und selbst von Bienen sind jedenfalls anders. Der Unterschied ist die Mitte, die leicht nekrotisch ist. So ähnlich sah auch das Bein von Alessandros Tante aus, als sie vor Jahren von einer Armadeira, einer bißwütigen Spinne attackiert worden ist. Vorsichtshalber habe ich gleich einmal Antihistamine genommen und mir Aloe vera verabreicht. Schwellung und Röte sind daraufhin tatsächlich leichter geworden. Das war am Morgen. Am Nachmittag habe ich dann beinahe in ei

Duft löst Bienenattacke aus

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Sie stechen nicht, aber sie können nerven. Eine der kleinen schwarzen Bienen versucht, in mein Ohr zu kommen. Ihre Kollegen verzwirbeln sich in meinen Haaren. Eine ist am Mundwinkel. Nein, ich sage nichts, will ihr kein Öffnung bieten. Am Anfang habe ich noch versucht, still dazustehen. Bisher hat das immer geholfen. Jetzt sind die Mandaguaris aber so aufgebracht, dass nichts mehr hilft. Ich renne den holprigen Waldpfad hinauf und sie umschwirren wie ein fliegender Hut brummend meinen Kopf. Irgendwann geben sie auf, fliegen zu ihrem Nest zurück. Biennenest in Baumhöhle mit Trompete als Eingang. Ihr Nest haben wir schon vor ein paar Jahren entdeckt. Für ihr Schloss haben sie einen Baum unweit unseres Waldpfades ausgesucht, der zum Sumpf hinunter führt. Auf sie aufmerksam geworden sind wir durch ihr Gesumme und die Ansammlung der Bienen vor dem Baumstamm. Attackiert haben sie uns bisher noch nie. Nur der Schorschi, der hatte weniger Glück. Zu dritt sind wir einmal den Pfad entlang

Bunter Mais im Regenwald

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Bunter Mais - "milho crioula" - alte Sorten, die wir jetzt im Wald anbauen werden. Der ist nicht anspruchsvoll, schmeckt aber gut, sagt sie. Sie, das ist Rosi. Wie viele andere auch, ist sie aus der Umgebung Curitibas angereist, um beim Fest der "Sementes crioulas" in Quatro Barras Samen zu tauschen oder zu verschenken. Rosi hält mir einen wunderschönen Maiskolben entgegen, mit violettfarbenen Deckblättern und roten Körnern. Ich frage sie, ob ich ihn ihr abkaufen darf, weil ich nichts zum Tauschen dabei habe. Nein, sagt sie. Sie verkauft nicht. Sie tauscht nur oder verschenkt. Nimm, bau ihn an und wenn du Kolben übrig hast, verschenk sie, fügt sie hinzu. Weil ich zögere, wedelt die hagere Frau mit den weißen Haaren ungeduldig mit dem Maiskolben. Dann drückt sie ihn mir in die Hand und greift zu kleinen rot-weißen Bohnen. "Olho de Pombo". Taubenaugen. Der ergibt einen wunderbar sähmigen Bohnensud, erklärt sie mir, nimmt ein Papiertuch und wickelt mir

Frühlingskirschen

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Und die Kirsche hatte doch Recht. MItten im Winter hat sie vor drei Wochen ihre Blüten heraus getrieben, hat dem blauen Himmel rosafarbene Tupfen entgegen gestellt. Der Frühling kommt, hat sie behauptet. Geglaubt hat es ihr niemand. Das hat sich vor zwei Tagen geändert. Strahlend blauer Himmel, Sonnenschein und die Luft angefüllt mit sommerlicher Schwüle. 32 Grad im Schatten unseres Waldes, hat unsere Wetterstation angezeigt. In der Altstadt Antoninas sollen es 36 Grad gewesen sein, wie später eine Wetterfee in den Nachrichten verkündet hat. Am Abend hat es gestürmt und geregnet, haben Strom- und Internetausfall die Signale des heraufziehenden Sommers verstärkt. Stromausfälle und Probleme mit dem Internet sind im Sommer üblich, wenn es gewittert und stürmt, Äste die Leitungen berühren, umstürzende Bäume Leitungen mit sich reißen, Wind die Handysendeantennen aus dem Lot bringt. Die "Lagartos", Riesenechsen haben ihre winterlichen Erdlöcher auch schon verlassen, stre