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Es werden Posts vom Juli, 2006 angezeigt.

Überraschungstorte

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Lass uns wenigstens gemeinsam essen, sagte Alessandro. Heute an meinem Geburtstag musste er arbeiten. Nach getaner Arbeit setzen sich alle Mitarbeiter und Inhaber des Restaurantes zusammen und essen gemeinsam. Oft sind auch Freunde und Mitarbeiter dabei. Es war deshalb nichts Ungewöhnliches, dass Alessandro mich heute zum "Nacharbeitsessen" einlud. Auch, dass noch andere Bekannte eintrödelten, während wir schon am Essen waren, verwunderte mich nicht. Als Manuele dann aber alle Türen schloss und das Licht ausschaltete, dachte ich zuerst, jetzt will sie, dass wir das Weite suchen, damit sie das Restaurant endlich schließen können. Plötzlich verschwanden aber alle in der Küche. Nur die Kinder blieben bei mir. Ich dachte mir noch "seltsam". Zu mehr kam ich nicht. Schon marschierten alle singend ins Restaurant. Alessandro allen voran mit einer riesigen Erdbeertorte, die mit Kerzen bestückt war. "Alles Gute zum Geburtstag" sangen sie im Chor, klatschten und ich

Tag der Orange

Das muss ich noch schnell los werden, bevor ich ins Bett gehe. Jetzt ist ja schon morgen, bei euch erst recht. Der 24. Juli hat angefangen, und der steht unter dem Zeichen einer runden Frucht. Ja, eine Abteilung des Landwirtschaftsministeriums und ein landwirtschaftliches Forschungsinstitut eines nordbrasilianischen Staates, haben den heutigen Tag zum "Tag der Orange" erkoren. In Bayern wäre es vielleicht der "Tag des Radi" geworden. Aber, wir sind ja hier in Brasilien und nicht in Bayern. Es soll auch einige Aktionen zum Orangentag geben, um das Ansehen der Frucht und letztlich deren Absatz oder das Gegessenwerden zu fördern. Da werde ich mir morgen früh doch gleich einmal drei Orangen auspressen. Gut, das mache ich jeden morgen. Morgen lasse ich mir den Saft eben noch länger als sonst auf der Zunge zergehen. Obwohl, zur Zeit schmecken sie gar nicht so gut. Ich habe schon alle möglichen Sorten ausprobiert "Lima", "Bahia", "Rio". Im Som

Lesesucht

Es gibt viele Suchten. Meine ist das Lesen. Als Teenager habe ich schon Tage damit zugebracht nur zu lesen. Völlig ungestört konnte ich mich dem bei meiner Oma hingeben. Da gab es nicht diese "Jetzt-geh-doch-mal-raus-in-die-Sonne-" und "lauf-mal-schnell-zum-Edeka-Störsätze". Zum Glück für den Hausfrieden nimmt Alessandro meine Lesegewohnheiten gelassen. Ein Buch, zwei Tag und durch ist es, ist im Ausland allerdings eine blöde Angewohnheit. Bis Nachschub in deutscher Sprache kommt, kann es nämlich ganz schön dauern. Gut, ein paar Wochen. Christl, Lydia und meine Ma schicken mir zwischendurch zudem Zeitungen und Zeitschriften. Die lese ich dann meistens gleich dreimal durch. Außerdem gibt es ja noch das Internet. Am Wochenende stöbere ich darin, speichere tausende von Artikel und Texten ab, die ich mir vornehme, nach und nach zu lesen. Nur, am Bildschirm zu lesen ist ermüdend. Außerdem kann ich mich dabei nicht so schön hinflätzen wie mit einem Buch oder einer Zeitung

Sonnenflecken oder Sternenregen?

Vielleicht gibt es zur Zeit ja wieder ganz viele Sonnenflecken oder auch Sternenregen. Irgendwie funkt es jedenfalls momentan ganz gewaltig. Nein, damit ist nicht die Situation im Libanon oder in Israel gemeint. Mir, hier, läuft alles aus dem Ruder. Zuerst das mit dem unserer Vermieterin, die will dass wir ausziehen, weil sie das Haus gerne vertauschen möchte. Am Samstag haben sie dann unsere Bettdecke geklaut. Die schöne orange-pink-grünfarbene Decke, die uns meine Schwiegermutter erst unlängst geschenkt hatte. Zum Lüften hatte ich sie auf die Wäscheleine in die Sonne gehängt. Als ich sie am Abend reinholen wollte, war sie weg. Am hellichten Tag geklaut. Noch dazu war ich den ganzen Tag im oder vor dem Haus. Die Wäscheleine ist aber hinter dem Haus. Ist leider nicht das erste Mal, dass uns Wäsche von der Leine geklaut wurde. Die Mauer ist zu niedrig, da kann jeder drübersteigen. Ich mag keine hohen Mauern. Finde, dass sich eher die Lebensbedingungen der Armen ändern sollten, als die H

Gesucht: VW-Bus - am Besten geschenkt...

Jetzt wird es ernst. Gestern war unsere Vermieterin da. Mit einem älteren Pärchen im Schlepptau. Er Kehlkopfkrebsoperiert und kaum zu verstehen. Sie lange graue Haare schwungvoll zum halb offenen Dutt drapiert und mit dicker Brille auf der Nase. "Er hat Bronchitis. Meerluft, sagen die Ärzte würde ihm guttun", erklärt die Frau während sie die Wohnküche schon in Gedanken vermisst. "Wir möchten einen Häusertausch machen", sagt unsere Vermieterin. Sie gibt das Haus an der Küste und bekommt dafür ein Haus in der Nähe der zweimillionen Einwohner zählenden Stadt Curitiba. Es soll die "kälteste Hauptstadt" Brasiliens sein, heißt es. Feuchtkaltes Klima sommers und winters. Jedenfalls nichts für bronchitis Kranke, wie ich erfahre. Wann der Häusertausch denn von Statten gehen soll, frage ich. So schnell wie möglich. Am liebsten schon heute, bekomme ich zu hören. Da stockt mir der Atem. Das ist mir dann doch etwas zu schnell. Wie wäre es mit Ende August? Begeistert si

Na, dann ist ja gut...

"Willkommen im Club der Aussteiger", sagt Alessandro und fügt hinzu "wenigstens haben wir jetzt wieder Ruhe im Haus." Und ich brauche mir doch keine Ohrstöpsel kaufen oder Beruhigungstee trinken, um das Finale einigermaßen heil zu überleben. Jetzt können Alessandro und ich friedlich vor dem Fernseher sitzend die entscheidenden Spiele verfolgen - oder währenddessen am Strand spazieren gehen. Hat auch was. Aber schade ist es schon, dass die deutsche Elf verloren hat. Gespielt haben sie nämlich schon schön, die Klinsijungs. Für ein spannendes Spiel haben sie gesorgt. Ich kam mir vor wie beim Lesen eines Krimis. Die Italiener waren aber auch gut. Eigentlich hätten alle beide Mannschaften einen Sieg verdient. Doch auch so konnte die deutsche Mannschaft erhobenen Hauptes vom Feld gehen. Nicht so wie die brasilianische Seleção, deren Trainer nach dem verlorenen Spiel als Entschuldigung sagte: "Wir hatten nicht damit gerechnet, dass wir verlieren werden." Er wollt

Ciao Brasilien II

"Das ist ein neuer Sport aber kein Fußball", sagt der brasilianische Kommentator entsetzt. Zweite Halbzeit. Weit und breit kein Tor in Sicht. Nur die Franzosen, die haben schon eins. Zwei Minuten vor Apfiff wachen ein paar der brasilianischen Spieler auf. Zu spät. Die Franzosen jubeln. Die Brasilianer schauen betreten, können es nicht glauben, dass das Spiel schon vorbei ist, ohne dass sie gewonnen haben. Ciao Brasilien. Ihr seid draussen. Keine Feuerwerke, keine Jubelschreie, keine Besuche von Nachbarn wie sonst. Die gegnerische Mannschaft unterschätzt? Zu Siegestrunken? Oder einfach nur mangelnder Einsatz? "Elf Sterne machen kein Team", sagt der Kommentator. Lange Pausen wabern zwischen kurzen Sätzen. Noch so viel Sendezeit und nichts zu sagen. Erstauntes Schweigen. "Es ist nur ein Sport. Die Einen gewinnen, die Anderen verlieren. So ist das. Das Leben geht auch ohne die WM weiter", versucht er die enttäuschten Fans und ein wenig auch sich selbst zu beru

Ciao Brasilien...

Irgendwie hatte ich ja schon von einem Endspiel Deutschland-Brasilien geträumt. Daraus wird jetzt nichts. Macht nichts. Obwohl, ein bisschen tun sie mir ja schon leid, meine brasilianischen Nachbarn. Bin ja gespannt, was sie morgen sagen werden, wenn ich ihnen begegne. Heute ist jedenfalls keiner wie sonst nach dem Spiel vorbei gekommen. Zu tief sitzt wohl der Schock. Was ich toll fand, ist das Bild, das die SZ zum Spiel Brasilien-Frankreich veröffentlicht hat. Hier könnt ihr es euch anschauen: http://www.sueddeutsche.de/,tt1l5/sport/weltfussball/special/ 710/65645/index.html/ sport/weltfussball/artikel/626/79547/article.html ist wirklich sehenswert!!! Da sag noch einer, Fussballer sind sexy...