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Es werden Posts vom Juni, 2007 angezeigt.

was bin ich für ein Typ?

Ich war mal in so einer Farb- und Stilberatung. Lange ist es her. Ob ich nun ein Herbst-, Sommer-, Wintertyp bin, habe ich längst vergessen. Ich kann mich nur noch daran erinnern, mit welcher vehemenz die Beraterin versucht hatte, mir einzureden, welche Farben mir gefallen und das hatte mir gar nicht gefallen. Seit ein paar Wochen beschäftige ich mich wieder mit der Frage, "was für ein Typ bin ich eigentlich?". Was soll ich sagen? Ich habe nicht die geringste Ahnung. Kühle Blautöne gefallen mir ganz gut. Schaue ich mich in meiner Wohnung und dem Kleiderschrank um, sehe ich, dass ich Rot und Orange noch lieber mag. Orange und Rot, warme und in Europa einst königliche Farben, weil sich das Rot nicht so einfach herstellen liess. Krapprot gab es. Aus einer Pflanze. Mit der Zeit verbraunte das Rot aber. Blau war einfacher, dank Indigo und Lapislazuli. Grün wie Smaragd ist auch nicht schlecht. Eigentlich gefallen sie mir alle, die Farben des Regenbogens, des gebrochenen Lichtes.

Armes reiches Brasilien

Manuele nickt mit dem Kopf in Richtung Strasse. Sechs Jungs ziehen am Restaurant vorbei. Unter die Arme haben sie Handtücher geklemmt. Zwei von ihnen tragen alte Decken lässig über die Schulter geworfen. Der Staub der Sandstrasse hat Hosen, Hemden, Gesichter in ein schmutziges Graubraun verwandelt. "Gleich werden sie um Essen betteln", sagt Manuele. Ein paar Augenblicke später tun sie es. Manuele zuckt nur mit den Schultern und verspricht, ihnen in der Küche etwas zusammenzusuchen. Sie setzen sich an den Rand der Sandstrasse. Zwei bleiben mit mir auf der Terrasse des Restaurants, um auf das versprochene Essen zu warten. In São Paulo und anderen grösseren Städten Brasiliens gehören Strassenkinder zum Alltag. Manche sind vor einem alkoholabhängigen oder drogensüchtigen Vater oder Partner ihrer Mütter weggelaufen. Andere haben die Enge der notdürftigen Unterkunft gegen die vermeintliche Freiheit der Strasse eingetauscht. Manche verdienen sich an Ampeln ein wenig Geld, verkaufen

Blaue Kleckse

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Kommt euch bekannt vor? Eine Tradescantie. Ich hatte immer welche von ihnen im Wohnzimmer, weil sie so schön wuchern auch wenn sie nicht gegossen werden. Sie sollen das Raumklima verbessern, Formaldehyd entziehen und wegen ihrer Pfeilspitzenartigen Blattform böse Blicke und Geister fernhalten, wie einige Leute behaupten. Meine hatte allerdings weisse Blüten und keine blauen. Als ich die Tradescantie hier vor unserem Haus zum ersten Mal mitten im Gras entdeckt habe, habe ich sie gleich freudig ausgebuddelt und nach Hobbygärtnersmanier in einen Topf gesetzt. Die im Topf ist eingegangen, die im Gras hat sich rasend vermehrt und sorgt seitdem für blaue Kleckse im Grün und für meine naturwissenschaftlich basierte Argumentation. Ich bin gerade mal wieder dabei, meine Homepage umzubauen. Mit blauer und grüner Farbe habe ich das neue Layout ausgestattet. Blau und Grün passt nicht zusammen, meinte Alessandro. Von wegen, habe ich gesagt und ihn vor der Haustür eines besseren belehrt - Dank

schnellschreib

so, jetzt aber schnell, bevor wieder alles abstürzt, weil die Telefonleitungen mal wieder überlastet sind. Sogar beim simplen telefonieren haben wir zur Zeit Probleme. Wir haben ein Telefon und können trotzdem nicht erreicht werden. Toll. Lediglich das Handy funktioniert. Mit dem zu telefonieren ist allerdings teuer. Vielleicht ist es ja Absicht, damit die Handybetreiber auch gewinnen, funktionieren die Leitungen der Festnetze nicht mehr. Oder es liegt daran, dass der Festnetzanbieter sowohl einen kostenlosen Internetzugang als auch einen gegen Geld anbietet. Damit die Leute den teuren Dienst in Anspruch nehmen, macht der Anbieter den kostenlosen Dienst einfach ein wenig nervenaufreibend, ewig langsam und mit vielen Abstürzen oder besetzten Leitungen. Ich denke schon richtig Verschwörungstaktikmässig. Fast wie viele Brasilianer es auch tun. Einige vermuten hinter allem eine grosse Verschwörung der USA. Die und Europa wollen sich den Amazonas einheimsen, sagen sie, wenn es um Diskussion

Küstenregenwald

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So ganz fündig bin ich noch nicht geworden. Es gibt wohl ein Gesetz, das den Regenwald schützt. Wenn ich es richtig verstanden habe, darf nur da nicht gerodet, wo der Wald einer weiteren Schutzform unterliegt, ein Nationalpark oder sonstiges Schutzgebiet ausgewiesen ist. Und auch dort ist es abhängig von der Schutzgebietsverordnung und von den Behörden, die anscheinend trotzdem eine Genehmigung zur Rodung aussprechen können. Erinnert mich ein wenig an die Naturschutzgesetze von Deutschland. Theoretisch sind auch dort Naturschutzgebiete vor einer "nachhaltigen" Veränderung gefeit - solange nicht eine übergeordnete Funktion wichtiger erscheint. Dann dürfen selbst in Naturschutzgebieten ein Rhein-Main-Donau-Kanal, eine Autobahn oder ein Flughafen gebaut werden, mit der Auflage irgendwo anders für einen Ausgleich zu sorgen, ein paar Bäume zu pflanzen ein Biotople anzulegen. Klar, erst dann, wenn alles sorgfältig abgewägt ist. Naturschutzbelange lassen sich jedoch schnell wegwägen

Wenn "Mata" zum Baugrund wird

Je näher am Meer, desto teurer werden die Grundstücke. Schade. Ich hätte gerne eins direkt am Meer. Ich stelle mir das ganz romantisch vor. Ungefähr so: ich wache auf, schaue zum Fenster raus und sehe die Brandung. Meer, das erste am Morgen, das letzte am Abend, was ich sehe. Von der Terrasse aus laufe ich dann direkt barfuss den Strand entlang, um ein Plätzchen für mein Yoga zu suchen. Palmenwedel wehen im Wind, Möwen kreisen und ich bin Mutterseelenallein, kann meine Gedanken im Meer ablassen. Tatsche ist, dass die erste Häuserfront mit einer Strasse vom Meer und der Böschung abgetrennt ist. Kokos-Palmen gibt es hier im Süden nicht so häufig und erst recht nicht am Strand. Stattdessen ist die Reihe entlang der Strasse ziemlich hässlich verbaut mit Hochhäusern, die 90 % des Jahres leer stehen, winzig kleinen Einfamilienhäusern, in denen Familien zu Weihnachten auf engsten Raum schönstes Zankklima verbreiten können und vielleicht ein Prozent von ganz normalen Häusern, in denen sogar da
Was für eine Woche. Seltsame sieben Tage. Nichts ist mehr, wie es war. Normal. Der Lauf der Dinge. Trotzdem anders als sonst. Seltsamerweise fing es mit den Scheiben in den Fenstern an. Die Katzen waren von der durchsichtigen Barriere gar nicht begeistert. Rambo ist bei einigen Fluchtversuchen ein paarmal dagegen gerannt. Was es seinem Bruder Maxl erleichtert hat, ihn zu fangen und abzuwatschen. Bis dato hatten sich die zwei ganz gut vertragen. Mag sein, dass es daran lag, dass sie sich vor der Verglasung ohne Probleme aus dem Weg gehen konnten. Seit die Fenster verschlossen sind, muss Rambo direkt an Maxl vorbei. Der gebärdet sich wie ein König, liegt brettelbreit auf der Türschwelle und lässt nicht jeden so ohne weiteres die Schwelle überschreiten. Wer vorbei will, muss sich das Wegerecht erkämpfen. Sogar Katzenmama Sissi musst fauchen und ihre Krallen gebrauchen, um an ihm vorbei zu gelangen. Genau eine Woche nach dem Tod von Kater Nino, hing schwere Luft im Haus. Jede Katze lag auf