Regenwaldkirschen - Eine süße Überraschung


Nur vier Wochen hat es gedauert, bis aus der Blüte der Cereja
dunkelrote Früchte geworden sind.
Sie nennen sie Kirsche der Mata Atlântica, Regenwaldkirsche. Nein, sie ist nicht verwandt mit der Kirsche. Sie sieht ihr nur ein wenig ähnlich. Aber sie ist eine Überraschungsfrucht.

Vor ein paar Jahren haben wir etliche der im Atlantischen Regenwald heimischen Kirschbäume (Eugenia involucrata) gepflanzt. Jetzt hat einer von ihnen zum ersten Mal geblüht. Das war Anfang September. Als ich die Blüten gesehen habe, dachte ich zuerst, sie gehören zur daneben stehenden Goiaba (Guave). Sie sind aber nicht an den ausladenden Ästen der Goiabeira gewachsen, sondern am dünnen Bäumlein der "Cereja".

Nur vier Wochen nach der Blüte, hat uns das gerade einmal drei Meter hohe Bäumchen dann mit roten Früchten überrascht. Ungefähr ein Dutzend Kirschen hat es uns und den Vögeln geschenkt.

An der Bushaltestelle, etwa 800 Meter von uns entfernt, steht auch ein Exemplar dieser Bäume, die sie hier Kirschen (Eugenia involucrata) nennen. Anders als unsere ist er ein riesiger Regenwaldkirschbaum-Geselle. Er hat winzig kleine rote Früchte, die ich schon ein paar Mal versucht habe. Sie schmecken aber nicht wirklich nach irgendetwas.

Als ich mir jetzt freudig eine unserer "Kirschen" in den Mund stecke, zieht sich mir sofort alles zusammen. Gegen den Reflex, das saure Zeug sofort wieder auszuspucken, komme ich nicht an. Schade, und ich dachte tatsächlich, dass "unsere" Regenwaldkirschen vielleicht besser schmecken.

Ich spucke, das saure Zeug aus. Alessandro schaut enttäuscht. Ist wohl eher Vogelfutter, sage ich. Vielleicht sind sie auch nur nicht reif genug. Ein paar Tage später probieren wir es wagemutig noch einmal, mit den letzten zwei übrig gebliebenen Exemplaren, die noch am Bäumchen hängen. Jetzt ist ihre Farbe schon dunkler und ihr Fruchtfleisch weicher. Vorsichtig beiße ich ein Winzstücklein ab und glaube zuerst, eine andere Frucht im Mund zu haben.

Die süßesten Regenwaldkirschen wachsen nicht
beim Nachbarn, sondern bei uns!
Die ist ja süß, fruchtig, erfrischend. Kurz: Lecker. Alessandro steckt sich seine gleich auf einmal in den Mund. Schmeckt wie Pitanga, sagt er, nur süßer. Pitanga ist eine kleine rote Frucht eines hier typischen Strauches. Später finden wir im Internet heraus, dass die beiden tatsächlich verwandt sind und, dass sie zu den Myrtengewächsen gehören.

Nur schade, dass wir voreilig versucht haben, die anderen Exemplare unreif zu verspeisen. Jetzt müssen wir ein Jahr warten, bis wir wieder in den Genuß dieser süßen Regenwaldfrucht kommen. Immerhin wissen wir aber jetzt, dass wir uns beim nächsten Mal ein wenig zügeln und warten müssen, bis sie reif genug sind, um sie zu genießen.

Ein paar der Kerne unserer Kirschproben habe ich aufgehoben. Ich will versuchen, neue Pflänzlein zu ziehen und weitere Bäumchen zu pflanzen, um irgendwann mitten in der Mata Atlântica mit einem Schlemmergarten aufzuwarten.

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