Küstenregenwald

So ganz fündig bin ich noch nicht geworden. Es gibt wohl ein Gesetz, das den Regenwald schützt. Wenn ich es richtig verstanden habe, darf nur da nicht gerodet, wo der Wald einer weiteren Schutzform unterliegt, ein Nationalpark oder sonstiges Schutzgebiet ausgewiesen ist. Und auch dort ist es abhängig von der Schutzgebietsverordnung und von den Behörden, die anscheinend trotzdem eine Genehmigung zur Rodung aussprechen können. Erinnert mich ein wenig an die Naturschutzgesetze von Deutschland. Theoretisch sind auch dort Naturschutzgebiete vor einer "nachhaltigen" Veränderung gefeit - solange nicht eine übergeordnete Funktion wichtiger erscheint. Dann dürfen selbst in Naturschutzgebieten ein Rhein-Main-Donau-Kanal, eine Autobahn oder ein Flughafen gebaut werden, mit der Auflage irgendwo anders für einen Ausgleich zu sorgen, ein paar Bäume zu pflanzen ein Biotople anzulegen. Klar, erst dann, wenn alles sorgfältig abgewägt ist. Naturschutzbelange lassen sich jedoch schnell wegwägen, wenn das Argument der Wirtschaftlichkeit kommt.


So wie es aussieht, bewegt sich die Gemeinde in einer Grauzone mit der Ausweisung besagter Baugebiete. Bis jetzt habe ich noch niemanden gefunden, der mir sagen kann, ob es sich bei den sumpfigen und baumbestandenen Flächen tatsächlich um den Küstenregenwald handelt oder ob es ein anderes Biotop ist und wie die anderen geschützt sind. Naja. Indes werden die Grundstücke verschachert und verliebt sich Alessandro immer mehr in die "Mata".


Mit dem Regenwald "Mata Atlantica" bewachsen sind auch weite Teile der Serra. Ein Küstengebirge, das hinauf auf ein Hochplateau führt, in dem auch die Hauptstadt Paraná liegt, Curitiba. Grosse und kleine Städte, Industrie, Landwirtschaft und ein paar Naturschutzgebiete kennzeichnen es. Das Gebirge selbst ist hingegen eine grüne Oase. Ein paar Siedlungen gibt es auch dort, wie Morretes. Ein kleines Städtchen mit so um die 17.000 Einwohner, das mit Kunstmärkten, Orchideenmärkten und Naturausflügen Touristen anlockt.


Wir haben auch dort die Fühler ausgestreckt. Vielleicht gibt es dort ja auch ein paar günstige Grundstücke. Beachte: ein paar. Ob Ursel recht hat und ich ins geheim den Traum einer Grossgrundstückbesitzerin hege? Je nach Preis könnten wir aber wirklich unseren Opel gleich gegen mehrere Grundstücke tauschen, auf einem ein Häuschen bauen, auf dem anderen Bambus, Früchte und sonstwas züchten oder ein paar Holzhäuschen darauf stellen, um sie an Touristen zu vermieten....

Sind nur ein paar Ideen. Wer weiss, wo uns die Zukunft hintreibt...

Hier noch ein paar Fotos von der Umgebung von Morretes. Ich habe sie von der "Graciosa" aus gemacht. Einer alten Strasse, die das Gebirge hinauf zur Zwei-Millionen-Stadt Curitiba führt. Graciosa heisst "die Anmutige" und anmutig ist die Landschaft dort tatsächlich. Atemberaubend schön...


Die Serra...
Ganz hinten, da wo es am Horizont ein wenig weiss ist,
ist das Meer und der Hafen von Antonina


Berge und grün und ewig viel Ruhe.
Erholung pur und Abenteuer.
Die wilden Tiere wie Onça, Jaguar, kommen
aber erst nachts raus...



Nur einer der tausend Bäche, die im Dickicht
des Regenwaldes das Küstengebirge herab fliessen.
Im Sommer superschön zum Baden, weil ewig kalt...


Ein Zwergenheim mitten in der Mata Atlantica?
Wer weiss, was sich hinter dem bewachsenen
Felsbrocken verbirgt. Der Regenwald ist jedenfalls
ziemlich dicht bewachsen. Nicht nur mit Bäumen.
Bromelien, Tilandsien, Schling- und Kletterpflanzen
umsäumen so ziemlich alles

Kommentare

kvinna hat gesagt…
Um uns herum ist jede Menge "Landschaftsschutzgebiet", mit dem es aber ganz schnell vorbei sein kann, wenn die Bauern zu wirtschaften aufhören. Dann wird das ruckzuck Bauland!

Du hast schon recht mit der Biegbarkeit der schützenden Gesetze.

Andersrum: wenn ich einen Hof erbte und nicht wirtschaften wollte, was würde ich dann tun?

Ich bezweifle, dass ich die Kohle ausschlagen tät', weil ein paar Anwohner ihre unverbaute Aussicht behalten wollen... :/
Gabriela B. Lopes hat gesagt…
Hallo Kvinna,
ich kann die Position nachvollziehen. Nur, gutheissen kann ich sie nicht. Ich glaube, ich würde, schon alleine, um weiterhin ein gutes Gewissen haben zu können, auf das Bauland verzichten und einen anderen Weg suchen. Es gibt so viele Alternativen und Programme. Ich kenne einige Nebenerwerbslandwirte, die inzwischen mit Biogas, dem Anbau von Heilkräutern oder anderen Dingen gut verdienen und es nicht bereuen, dass sie die Landwirtschaft aufrecht erhalten haben.
Mir ist es jedenfalls wichtiger, meine Werte zu leben, als Geld zu haben. Vor drei Jahren habe ich den Schritt gewagt, nach dem Motto "lieber barfuss zum Strand, als im Merzedes ins Büro" zu leben und ich bereue es nicht. Auch wenn ich jetzt die Wäsche mit der Hand wasche und manchmal die letzten Münzen suche, um die Miete bezahlen zu können, hat es etwas sehr friedliches, wie ich lebe - eben ohne Konsumwahn und dem Zwang immer mehr verdienen und konsequenterweise mehr arbeiten zu müssen.
Ich schaue mir die Fotos mit den wunderschönen in Regenwald gekleideten Bergen an und weiss, sie müssen erhalten bleiben, wie sie sind, damit auch unsere Kinder noch einigermassen würdig leben können. Nicht, weil die Natur schön, die Biodiversität wichtig ist, muss sie erhalten werden. Wir brauchen sie auch, um uns zu erholen, uns an ihr zu erfreuen, unseren Geist bei ihrem Anblick ausruhen zu lassen. Wir brauchen sie als Ausgleich zum Alltag, zum Stress, als Anregung, als Kreativitätsfilter als Sanatorium und nicht nur als Klimaschutzpatient oder etwas, das sich unserem Geldwunsch unterordnen muss. Klar, der Mensch hat sie immer schon genutzt und soll sie auch weiter nutzen. Nur eben bedachter und nicht blind und zerstörerisch. Ein Nebeneinander von Zentren mit Siedlungen, von landwirtschaftlich genutzten Bereichen und eben auch von purer Natur. Wir brauchen die Natur, nicht sie uns. Jeder von uns ist verantwortlich für den Erhalt der Natur, auch du und ich. Ich finde es schon jetzt schauerlich, mich von meinen Neffen und Nichten fragen lassen zu müssen, warum es zur Klimaerwärmung gekommen ist und warum wir Erwachsenen denn nichts dagegen gemacht haben. Das Argument, was kann denn ein einzelner schon ausrichten, ist nicht viel wert. Denn jeder einzelne Kamin und Auspuff hat schon zu der Misere beigetragen, die wir jetzt erleben. Steter Tropfen höhlt den Stein. Tausend mal tausend mal tausend Tropfen bilden einen Ozean und und und...
Sorry. Ich weiss, ich bin auch nicht ohne Fehl und Tadel und nutze und verschmutze ebenso meine Umwelt - auch, wenn ich versuche, das möglichst in Grenzen zu halten. Und allein schon wegen der Verantwortung der Kinder und nachfolgenden Generationen gegenüber, finde ich, dürfen wir nicht die Augen verschliessen, wenn irgendwo etwas schief läuft, Bauland in geschützten Gebieten ausgewiesen wird.

liebe Grüsse
Gabriela
kvinna hat gesagt…
Hm. Ich kann "meine" Bauerschaft hier rundum gut verstehen. Und wie die Dinge so laufen, worauf sie letzten Endes hinauslaufen, das finde ich - außer direkt vor meinen Fenstern :) - weder gut noch schlecht.

Ich sehe es als eine Entwicklung an, der einfach nicht auszuweichen ist. Wir hier am Rande des Ruhrgebiets leben nun einmal sehr geballt, es ist der Lebensraum, den wir kreiert haben.

Landschaftschutzgebiet heißt ja nicht unberührte Natur, es gibt hier keine "nicht-kultivierten" Flächen und zur Zeit ändern sich die Strukturen eben nach und nach.

Einerseits finde ich es nicht gut, dass offenbar jeder glaubt, mit Kindern kann man nur im eigenen Haus glücklich werden. Das zieht Geschäftsleute an. Es ist ein Bedarf da, und der wird gedeckt. Die Art und Weise, in der das geschieht, interessiert anscheinend niemanden.

Siedlungen werden an Orte drangepflanzt wie ein zweiter Kopf oder ein drittes Bein an einen Körper. Fürchterliche Hucken werden zu astronomischen Preisen an gutgläubige junge Familien verschachert mit Finanzierungen, an denen noch die Enkel zu tragen haben werden.

Andererseits habe ich selbst drei Kinder und gut reden mit geschenktem Haus und alteingewachsener Nachbarschaft.

Käme ich aus einer 80-Quadratmeter-dritter-Stock-Innenstadt-Wohnung, würd' ich das mit dem flächenversiegelnden Familienghetto wahrscheinlich auch anders sehen.

Das ist es ja. Alles hat immer zwei Seiten.

Es stimmt, dass wir die Erde nicht um jeden Preis der Wirtschaftlichkeit untwerwerfen dürfen. DAMIT rennst du bei mir offene Türen ein :) . Aber SCHADEN tun wir damit in Wahrheit nur uns selbst. Denn: DIE Welt geht nicht unter, nur weil UNSERE Welt untergeht.
Gabriela B. Lopes hat gesagt…
sorry, aber nahezu jeder Entwicklung kann ausgewichen werden. Notwendig ist dazu nur der Wille und der lässt sich mit Wissen prägen. Es ist zu wichtig, nicht alles einfach hinzunehmen, sondern auch Position zu beziehen und andere auf Alternativen hinzuweisen. Das muss nicht mit dem erhobenen Finger geschehen. Ein Weg ist eben auch, aufzuzeigen, wie es anders gehen kann, Samenkörner zu setzen, in dem wir davon erzählen, wie der Hinz es gemacht hat und wie es bei ihm geklappt hat. Bauern sind nicht dumm und zum Glück hängen viele von ihnen noch an "ihrem" Land.
Als Alternative zur Zersiedelung gibt es das Konzept der Nachverdichtung. Hört sich vielleicht seltsam an. Es geht dabei darum, Brachflächen innerhalb der Ortschaften für Bebauung zu nutzen. Einige Gemeinden in Bayern setzen zudem inzwischen auf kleinere Grundstücke. Die meisten der städtischen Zuzügler wollen zwar Grün vor der Haustür, sind oft aber mit einem grossen Garten oder Grundstück mit mehr als 400 Quadratmetern überfordert, weil sie als Pendler arbeiten oder einfach mit Garteln nichts am Hut haben. Es gibt sogar Projekte mit Winzgrundstücken von nur 250 Quadratmetern, die dann aber zum Ausgleich Gemeinschaftsflächen haben wie einen Anger, der von allen genutzt wird. Oft hängen solche Projekte und Baugebietsausweisungen vom Bürgermeister ab. Hat der ein breites Wissensprektrum ob dieser Dinge, wird er seine Gemeinderäte darüber informieren und Informationsfahrten in andere Gemeinden unternehmen, wo so etwas schon realisiert wurde. Es geht. Es gibt sie, die "alternativen Gemeinden". Zum Glück gilt zudem mittlerweile in ganz Deutschland das Ausgleichs- und Ersatzgesetz. Nach dem müssen die Gemeinden für jedes Baugebiet, das sie ausweisen, einen "Natur"-Ersatz schaffen oder in den Erhalt von Biotopen investieren. Wer dabei die Baugebiete von vorneherein ökologisch plant, kann sogar sparen - und das zieht.
Auch wenn viel daneben läuft, es tut sich trotzdem etwas. Und genau aus diesem Grund werde ich auch nicht müde immer wieder auf unsere Rolle in diesem Geschen hinzuweisen und eben auch Alternativen zu nennen.
Du hast Recht. Die Welt geht nicht unter. Wie schon gesagt. Die Natur braucht uns nicht und Gaia kann ganz gut ohne uns leben. Aber was wird aus deinen Kindern? Aus deren Kindern und deren Kindern? Wir haben eine Verantwortung und deshalb dürfen wir uns nicht nur aufs Zuschauen beschränken.
Hier läuft momentan eine Propaganda, die ich ganz gut finde. Es geht um Veränderungen in der Gesellschaft. "Sie sind gegen Gewalt?", fragt eine Stimme. "Gut", antwortet die Stimme und fügt hinzu "Nur, das alleine verändert nichts!"

Soweit zu einem Apell bei offenen Türen ;)

liebe Grüsse
Gabriela

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