Fallen für Bienen ohne Stacheln


Bei den Bienen fallen euch wahrscheinlich schnell deren Stachel ein. In den Regenwäldern dieser Erde gibt es aber auch Bienen ohne Stacheln. Sie gehören zu den Meliponini. In Brasilien gibt es etwa 250 verschiedene Arten von ihnen. Auch bei uns im Atlantischen Regenwald schwirren einige Arten der stachellosen Bienen herum, bestäuben Palmen, Orchideen, Kletterpflanzen, Stauden, Bäume. Experten sagen, dass sie für 90 Prozent der Bestäubungen im Regenwald verantwortlich sind.

So ganz stimmt das mit dem stachellos aber nicht. Auch die Meliponini haben einen Stachel. Der ist aber so verkümmert, dass er nicht zum Stechen eingesetzt werden kann. Einige der Meliponini-Arten setzen stattdessen ihren  ganzen Körper ein, um zweibeinige Störer zu vertreiben. Um sich zu verteidigen, versuchen sie, in Ohren, Nase, Mund, Augen einzudringen. Andere verzwirbeln sich in den Haaren. Ein paar Arten versuchen auch zu beißen. Das tut nicht wirklich weh, ist aber unangenehm. Allerdings ist es allemal besser als ein Stich einer europäischen Apis-Biene.

Die meisten der stachellosen Bienen sind zudem äußerst geduldig und friedlich, kurz harmlos. 

Heilender Honig

Ihr Honig ist flüssiger als der, der Apis-Bienen. Manche Arten produzieren einen Honig, der als heilend gilt und bei verschiedensten gesundheitlichen Problemen eingesetzt wird.

Nein, sie bauen keine Waben, in denen sie den Honig speichern. Einige der Meliponini-Arten lagern ihren Honig in kleinen papierartigen Töpfchen ein. Da wird er dann von den Bienenhaltern mit einer Art Spritze herausgezogen.

Weil die meisten Meliponini-Arten wesentlich kleiner als ihre europäischen Verwandten sind, produzieren sie auch weniger Honig. Der wird dafür aber sehr geschätzt und ist entsprechend teuer.

Bambus mit Mini-Bienen

Stachellose Bienen im Bambus
Links seht ihr eine der Mini-Bienen im Bambus. 
Bei uns im Wald haben wir in einem hohlen Baum schon ein Nest entdeckt. Auf ein anderes sind wir zufällig gestoßen, als wir Bambus geschnitten haben. In einem der Kolme steckte in einem der aufgeschnittenen Enden so etwas wie hauchdünne Papierschnipsel. Dazwischen sind kleine Wesen herum gelaufen. Zuerst dachten wir, es sind Termiten. 

Erst beim genauen Hinsehen haben wir dann entdeckt, dass es Minibienen sind, "abelha mirim" werden diese genannt. Die sind vielleicht so um die drei bis vier Millimeter lang und 1,5 bis 2 Millimeter dünn, also winzig. 

Bienenstock im Bambusrohr
Aufgehängter Bienenstock im Bambusstück

Ich habe den Bambus wieder zugeklebt und dann das Stück mit dem Bienennest der Mirim-Bienen an einem Baum im Schatten aufgehängt. So sind wir zu unserem ersten Bienenstock stachelloser Bienen gekommen.

Der Bambus, in dem sich die Bienen eingenistet haben, ist ein Bambusa vulgaris. Die Art stammt aus Asien, ist in Brasilien aber weit verbreitet. Seine Wände sind nicht so hart, wie die anderer Bambusarten. Häufig fressen sich deshalb Ameisen in den jungen Kolm hinein und nisten darin. So wie es aussieht nutzen die Bienen die Arbeit der Ameisen - natürlich erst dann, wenn die Ameisen sich schon eine andere Bleibe gesucht haben.

Bienenfallen

Bienenfallen aus PET-Flaschen

Wir wollen natürlich noch ein paar mehr Stöcke. Wir haben deshalb ein Dutzend Fallen aufgehängt. Die haben wir aus PET-Flaschen gebastelt, die wir mit Papier und einer schwarzen Plastikfolie umwickelt haben, damit kein Licht rein kommt. Sie sollen einen Hohlraum in einem Baum imitieren. Als Eingang haben wir ein Verlängersstück für einen Gartenschlauch reingesteckt. Damit die Bienen auf die künstlichen Bäume aufmerksam werden, haben wir die Flaschen mit einem Alkohol-Propolis-Gemisch ausgespült. 

Wir haben schon einmal vor ein paar Jahren Fallen aufgehängt. Damals hatten wir keinen Erfolg. Allerdings wussten wir damals auch nicht, wo wir die Fallen am Besten positionieren. Wir hatten zwar einen Kurs über das Halten von stachellosen Bienen gemacht, aber da war keine Rede davon, dass die Bäume, die mit Fallen bestückt werden sollen, dick sein müssen. Nur wenn die Baumstämme eine bestimmte Dicke haben, kommen die Bienen überhaupt auf die Idee, dort nach einem Hohlraum zu suchen. Leuchtet ein. 

Im Baum aufgehängte Bienenfalle
Im Baum aufgehängte Bienenfalle
Dieses Mal haben wir Biene gespielt, sind durch den Wald gelaufen und haben uns gefragt, wo wir als Biene denn eine neue Bleibe suchen würden. Jetzt sind wir gespannt, ob wir bienig genug waren. 

Das einzig Doofe ist, dass es seit drei Wochen ständig regnet und mit nur wenig über 20 Grad für die Jahreszeit zu kühl ist. Es schwirren deshalb auch nur wenige Bienen herum, die in unsere Fallen gehen könnten.

Sie gehen dabei nicht wirklich in die Falle. Ist ein Volk zu groß, gibt es wie bei den europäischen Bienen eine Teilung. Dann schwirren ein paar Arbeiterinnen aus, um eine Bleibe für das zweite Volk zu finden. Ich hoffe schwer, dass sie dabei eine unserer Fallen für würdig erachten und dort ihr neues Nest einrichten.

Nach ein paar Monaten kann das Volk dann von der Falle in den eigentlichen Stock umgesiedelt werden. 

Trompetenartige Eingänge zum Bienenstock

Stock stachelloser Bienen mit Trompeteneingang
Eingang der Mandaguari-Bienen

Links seht ihr den Bienenstock, den wir im Wald entdeckt haben. Die stachellosen Bienen haben im Hohlraum des Baumes ihr Nest. Das trompetenartige Rohr, das ihr seht, ist ihr Eingang. Jede Art baut aus Propolis einen anderen Eingang. Um welche Bienenart es sich handelt, lässt sich deshalb oft schon allein an der Form des Eingangs erkennen. Zumindest hilft dieser aber, die Bienen besser einordnen zu können. Unsere hier ist eine Mandaguari, eine Art, die einen sehr schmackhaften Honig produzieren soll.

Oft wird der Eingang unermüdlich erweitert. Je größer das Rohr ist, desto älter und größer ist auch der Bienenstamm. Bei den Bienen links ist der alte Trompeten-Eingang so groß gewesen, dass er unter seinem Gewicht abgebrochen ist. Der jetzt zu sehende Eingang ist bereits der Neue.

Wir haben in der Nähe des Stocks noch einmal eine Falle aufgehängt. Vielleicht teilt sich das Volk ja.

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