Austernpilze aus dem Regenwald

Als Kinder haben wir mit unserem Vater am Nußlberg und später am Buchberg immer Schwammerl gesammelt. Steinpilze, Reizger und Täublinge wurden zu einer feinen Schwammerlsuppe mit Semmelknödel verarbeitet. Hier im Süden Brasiliens ist das Schwammerlsuchen nicht wirklich ein Brauch. 
Pleurotus djamor, rosararbener Austernpilz auf Bananenstaude wachsend
Rosafarbener Austernpilz, Pleurotus djamor,
heimisch im Atlantischen Regenwald
In unserem Regenwald gibt es etliche Pilze. Immer wieder habe ich gefragt, welche denn eßbar sind. Die Antwort war immer die gleiche: Die Pilze sind nicht zum Essen.

Leider fielen mir auch keine Ähnlichkeiten mit den Mitteleuropäischen Schwammerln auf. Hin und wieder habe ich ein Stück abgebrochen und an die Zungenspitze gehalten, um zu sehen, ob es ein Taubheitsgefühl oder ein Brennen gibt. Manche duften lecker und geben auch kein Taubheitsgefühl, aber ob sie tatsächlich eßbar sind, wusste ich nicht.

Zum Glück habe ich André de Meijer kennengelernt, ein Naturalist aus den Niederlanden. Er lebt in unserer Nähe, vielleicht 40 Kilometer weiter und beschreibt seine Exkursionserfahrungen über Pflanzen und Tiere, die ihm in unserer Region so begegnen in "Cartas da Mata Atlântica" (übersetzt etwa: Briefe aus der Mata Atlântica). André bestimmt nicht nur Pflanzen und Tiere unserer Region, sondern ist auch Pilzexperte und hat die Pilzfauna des Bundesstaates Paraná aufgenommen und in einem 2008 herausgegebenen Kopendium festgehalten. Über 1.700 Pilzarten hat er allein in Paraná ausfindig gemacht. 20 davon sind bis dahin noch nie wissenschaftlich beschrieben worden, das heißt, wurden von ihm entdeckt. 

Natürlich sind unter den 1.700 auch eßbare Pilzarten. Ein paar davon hat mir André gezeigt. Mein Hirn hat nur leider nicht alle Informationen gespeichert. Aber einer der eßbaren Pilze des Atlantischen Regenwaldes ist hängen geblieben: Pleurotus djamor. 

Pleurotus djamor, rosararbener Austernpilz auf Bananenstaude wachsend
Austernpilz auf Resten einer
Bananenstaude wachsend
Es ist ein Austernpilz, ein Verwandter der Austernpilze, die ihr im Supermarkt kauft. Wegen seiner rosa-orangenen Farbe wird er hier Lachspilz (cogumelo-salmão) genannt. Er wächst auf Totholz, abgestorbenen Palmenstämmen und auch auf den abgeschnittenen Stämmen von Bananenstauden. Zumindest habe ich auf den Resten der umgeschnittenen Banane vor ein paar Tagen Rosa-Austernpilze entdeckt. 

Ernten wir Bananen, schneiden wir die Stämme der Staude in kniehohe Stücke und legen sie um die noch stehenden Bananenstauden oder auf den Kompost. Ich glaube, jetzt werde ich noch ein paar neben das Stück legen, wo ich die Austernpilze gefunden habe. Vielleicht verbreitet er sich ja. Er schmeckt auf jeden Fall lecker und ich kann ihn mit Sicherheit bestimmen, laufe also nicht Gefahr, mich mit bei uns im Atlantischen Regenwald heimischen Schwammerln zu vergiften.


 

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