Wir wünscheln

Ha, jetzt weiss ich es. Eine ganze Zeitlang habe ich schon darüber nachgedacht, ob hier Wünschelruten bekannt sind und wenn ja, welches Holz sie verwenden. André hat es mir gesagt. Als kleiner Junge hat er ein paar Jahre in einem Indiodorf gelebt. Sein Vater ist Angestellter der FUNAI, einer staatlichen Einrichtung, die den Indios helfen und ihre Rechte vertreten soll, zumindest steht es so auf Papier geschrieben. Die Kultur der vielen verschiedenen Indiostämme ist bei den meisten Nicht-Indios nicht gerade hoch angesehen. Gelernt hat André von den Indios dennoch einiges, wie sich in Gesprächen mit ihm immer wieder zeigt. Gemeinsam mit ihnen hat er als Jugendlicher Häuser und Hütten gebaut, nach Wasser gesucht und Brunnen gegraben. In der von Ziegel und Zement dominierten sogenannten Zivilisation wenig brauchbares Wissen. Für uns, die wir ein "Öko-Haus" aus Bambus und Lehm bauen wollen, ein wahrer Schatz. Sogar die Wünschelrute kennt André. Hat sie schon ausprobiert, wie er uns heute zunächst zögernd und mit einem entschuldigenden Lachen gestand. Als ich ihm sagte, dass es in Bayern und Österreich, und wahrscheinlich auch in anderen europäischen Ländern, noch heute Wünschelrutengänger gibt und manche sogar in Halbwüstenstaaten bei der Wassersuche helfen, zeigte er sich ein wenig stolz und verriet, dass sie hier Zweige des Goiaba-Baumes (Guave) als Wünschelrute verwenden. Jetzt ist er Feuer und Flamme bei dem Gedanken, uns bei der Wassersuche und dem Brunnenbau zu helfen. Am Liebsten wäre er gleich morgen mit uns zum Grundstück gefahren.

Mit Geduld reiht sich ein Mosaiksteinchen ans andere. Die grossen Steine, die noch im Wege liegen, werden wir deshalb so lange bearbeiten, bis auch sie zu kleinen Mosaiksteinchen geworden sind, die wir dann ins Bild fügen können.

Morgen werden wir erst einmal eine Inspektion abhalten, um zu sehen, was Sebastião senior so geleistet hat. Auch würde ich den Samstag gerne nutzen, um einen geeigneten Platz zu finden, auf dem wir eine Art Zelt aufbauen können, damit wir nicht immer im Regen stehen müssen und schon ein paar Sachen dort lassen können. Es muss ein Platz sein, der nicht sofort ersichtlich ist und dennoch einen schnellen Zugang zum Waldweg bietet. Wahrscheinlich wird es am Rande meiner geliebten Goiaba-Bäume sein.

Was ich ja auch noch gerne lernen würde, ist, einen Pfeil und Bogen aus Bambus zu bauen und ein Blasrohr. Nein, nicht so, wie wir es in unserer Kindheit getan haben. Einen richtigen Pfeil und Bogen, der auch funktioniert. Ich sollte einmal bei ein paar Indios vorbei schauen.

Kommentare

kvinna hat gesagt…
Siehste, es wird - wie schön!

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