Wir wettern mit Hi-Tech


Kräht der Hahn auf dem Mist, bleibt das Wetter so wie es ist. 

Ich hätte mir ja auch einen Hahn zulegen können, um dem Wetter im Süden Brasiliens näher zu kommen. Stattdessen habe ich irgendwann angefangen, alles in meinem Kalender zu notieren. Jeder Tag ist mit zwei Zahlen gekennzeichnet, der Höchst- und der Mindesttemperatur. Daneben male ich eine Sonne mit Wolken oder Striche für den Regen oder einen nach unten gezackten Pfeil für ein Gewitter. Seit zwei Jahren messe ich auch noch die Niederschlagsmenge.

Und damit ich das Ganze dann noch ein wenig übersichtlicher habe, hacke ich die Daten später in den Laptop und lass ihn nach Ablauf des Jahres die tollsten Diagramme und Tabellen erstellen. Da ragen dann wie die Zacken eines Kammes blaue und rote Säulen in die Höhe, schieben sich monströse graue Regenflächen in die kleine gelbe Tortenschnitte der Summe der Sonnentage. Nur 2014 war es anders. Da gab es mehr Sonnen- als Regentage, war die gelbe Tortenschnitte größer als die graue.

Schuld an den Wetteraufzeichnungen ist  mein Gemüsegarten. Irgendwie wollten Kohlrabi, Tomaten und Salat nicht so richtig wachsen. Im Gartenratgeber für den Süden Brasiliens heißt es, es kann das ganze Jahr über gepflanzt werden. Das kann es auch. Nur wächst das meiste Gemüse im Sommer nicht so wie es sollte. Der Salat schießt, die Tomaten ersaufen und das Weißkraut bildet keinen Kopf.  Zu heiß und zu viel Regen. Was hervorragend wächst, ist indes das, was nicht so erwünscht ist.

Im zeitigen Frühjahr Tomaten aussähen und am Fensterbrett vorziehen bringt in den Subtropen nicht wirklich viel. Auch auf die tollen Angaben auf den Samentütchen und in den Gartenratgebern ist nicht wirklich Verlass. Also bin ich zur Wetteraufzeichnerin geworden. Beim Vergleich der Zahlen, Bilder und Diagramme aus all den Jahren bin ich unserem Mikroklima auf die Spur gekommen.

Und jetzt sind die Aufzeichnungen schon so zur Gewohnheit geworden, dass ich es nicht mehr lassen kann, meine ganz persönliche Wetterbank mit Daten zu füttern.

Dank Geraldo kommen nun noch ein paar mehr Daten hinzu. Er hat uns eine digitale Wetterstation geschenkt.  Ein kleiner Wunderkasten, vor dem wir gestern staunend, sitzend den Tag verbracht haben. Einen kleinen Sender haben wir vorher draußen aufgehängt. Der sendet an die im Haus aufgestellte Station Temperatur und Luftfeuchte. Plötzlich wurden wir aber bei der Außenluftfeuchte von einem "Hi" begrüßt. Kurz später grüßte auch die Innenluftfeuchte. Hi. Hi, heißt, dass die Luftfeuchte zu hoch ist, über 95 Prozent liegt. Jetzt weiß ich, dass wir in der Hi-Zone leben, im Regenwald eben.

Gerade grüßt er mich auch mit einem Hi.  Die Wettervorhersage zeigt einen Mond. Es ist Nacht und irgendwo über dem Nebeldunst ist er auch, der Mond. Tolle Sache, Hightech mitten im Regenwald.

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