Regenwald ohne Regen

Was macht ein Regenwald ohne Regen?

Risse zerteilen den Boden am Weg und auf der Lichtung in ein Mosaik von ausgetrockneten Erdschollen. Dürre Grashalme schreien nach Wasser. Wie spröde Papierrollen wirken die zusammen geklappten Blätter des Bambus. Schlaffes Grün hängt an den Zweigen der Bäume. Sie vesuchen, sich vor der Sonne zu schützen, die unerbärmlich ihren Tribut fordert. Anstatt modriges Laub, bedecken trocken knirschende Blätter den Boden den Waldes. Selbst dort ist die ständige Feuchte verschwunden.

Statt knapp hundert Prozent Luftfeuchte zeigt das Hygrometer nur noch zwischen 60 und 70 Prozent. Während um mich herum die Trockenheit dem Frischen Grün sein Leben aussaugt, klebt mein Baumwollkleid an Rücken, Brust und Bauch. Aus Millionen von Poren dringen Abermillionen Schweißtröpfchen im Versuch, dem erhitzten Körper ein wenig Abkühlung zu verschaffen.

40 Grad im Schatten. Nachts 25 Grad. Zu warm zum Schlafen. Zu heiß zum Denken. Nur wenige Millimeter Regen haben sich im Januar im Plastikbecher des Niederschlagsmessers verirrt. Schon im Dezember lag die Niederschlagsmenge unter dem Durchschnitt. Im Januar ist sie noch weiter abgesunken. Die Regenmonate Dezember, Januar, Februar sind zu Trockenmonaten geworden.

Nur ein paar Zentimeter Restwasser sind in unserem sonst randvollen Brunnen verblieben. In den Trinkwasserreservoirs der großen Städte tauchen Sandinseln auf, die Stauseen der Wasserkraftwerke werden zu Tümpeln. In Francisco Beltram, in der Nähe von Curitiba, werden die Stadtteile nur noch abwechselnd mit Wasser versorgt. In anderen Regionen werden die Menschen schon mit Hilfe von Tanklastern mit Trinkwasser versorgt.

Im Sommer ist eigentlich Regenzeit und wir duschen mit der Gießkanne. Fünf Liter müssen ausreichen für ein Bad, fünf Liter um Töpfe, Teller, Tassen und sonstiges Geschirr zu spülen. Die Waschwäsche stapelt sich. Zu kostbar ist das Wasser, als dass ich es mit Wäschewaschen verschwenden dürfte.


In den Lokalnachrichten zeigen sie Männer und Frauen, die vor lauter Freude über ein paar Regentropfen tanzen. Über der 100 Kilomter entfernten Stadt Curitiba ist gestern abend ein kleiner Niederschlag herunter gekommen. Bis zu uns an die Küste hat er es nicht mehr geschafft. So warten wir weiter auf Regen, warten und warten und warten...



Wo bist du Wasser?
Was gäbe ich dafür, mich da mit offenen Mund drunter legen zu können....
Foto vom Facebook von Jean Mathieu Broucke ausgeliehen...

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Stachelpalme mit Frucht

Endlich, mein Stachelbaum:

Regentagblues

Invasion beim Nachbarn

Mitten im Winter wird es Sommer