Es steckt der Wurm drin'
Der Plan stand fest. Heute sollten wir zum Grundstück fahren, um einige Nachbarn zu treffen. Nachbarn, die wir bis jetzt noch nicht kennen gelernt haben und die ein paar hundert Meter weiter entfernt wohnen oder dort ein Stückchen Erde ihr Eigen nennen. Einer dieser Nachbarn sollte uns helfen, einen Helfer zu finden, einen, der gemeinsam mit uns die restliche Grenzlinie freilegen soll. Einer, der sich auskennt. Der die Gegend kennt, der weiss, sich im Sumpf zu bewegen und dabei gleichzeitig Schilf umsäbeln kann. Nach der letzten Versumpfung habe ich mich weigere ich mich einfach, mir dies noch einmal anzutun. Ein Landmann, kann das, wofür wir Stadtmenschen Tage brauchen, in Stunden erledigen.
Der Wetterbericht hatte sogar Sonne angesagt und angenehme 26 Grad. Ich hatte getankt, die Messer geschliffen und Brotzeit vorbereitet. Dann ging es los.
Weit kamen wir nicht. Ein paar Meter. Dann vernahmen unsere Ohren seltsame Geräusche. Blopp, blopp, schlorf. Reifen platt. Nagel eingefahren. Ersatzreifen drauf und in die "Borracharia" gefahren. Borracharia, sind kleine Werkstätten, die es entlang der Strassen zu Hauf gibt. Dort wird nichts anderes gemacht, als Reifen gewechselt, Reifen geflickt. Anfangs habe ich mich noch gewundert, wie so viele Reifenflicker nebeneinander bestehen können. Inzwischen weiss ich, es könnte ruhig noch ein paar mehr von ihnen geben, ohne dass die schon vorhandenen hohe Einbussen haben würden. Obwohl der Sommer vorbei ist, die Touristen abgezogen sind, die Küste nahezu Menschenleer und verwaist ist, trafen wir auf eine Warteschlange, vor der Borracharia. Wir könnten ja den Reifen da lassen und später wieder kommen. Später, so in ein paar Stunden. Mein Kinn klappte nach unten. Ein paar Stunden. So oft wie hier in Brasilien sind mir in Deutschland nie Reifen geplatzt. Eigentlich ist es mir da nur ein einziges Mal passiert. Zur Zeit der Hopfenernte. Hier kommt es alle paar Wochen vor, wie mir scheint. Einmal, weil es zu heiss ist, der Teer schmilzt und Reifen zum kochen bringt, zu spät entdeckte Schlagkrater dem Gummi zusetzen, Nägel und Glassplitter zum Strasenbelag gehören.
Mit dem Ersatzreifen wollte ich die 80 Kilometer nicht bewältigen müssen. Was, wenn auch der platzt. Was, wenn uns die Polizei aufhält. Auf dem Weg zum Grundstück müssen wir an zwei Polizeistellen vorbei. Sie sind direkt an den Strassen stationiert. Mit 40 Stundenkilometern muss an ihnen vorbei gekrochen werden, damit die Beamten einen notfalls aus den Verkehr ziehen können, wenn ihnen irgend etwas auffällt.
Ein paar Stunden warten und erst dann zum Grundstück fahren, ist Verschwendung. Immerhin dauert die Fahrt eine gute Stunde. Spätnachmittags ergiesst sich zudem fast täglich der subtropische Abendregen. Wir würden wahrscheinlich wie schon des öfteren genau fünf Minuten vor Regenbeginn ankommen.
Also: Nachbarbesuchsrunde abgesagt. Schade. Stattdessen, sind wir in den Baumarkt, eine Wasserwaage kaufen und ein paar Rohre, damit ich noch mehr Solarpainels für das Warmwasser bauen kann.
Angesichts all unserer Schwierigkeiten, unser Projekt voranzubringen frage ich mich manchmal, ob das irgendwie mit der "Selbsterfüllenden Prophezeiung" zu tun hat. Nur will mir nicht einfallen, was ich gegen ein Voranschreiten haben könnte. Im Gegenteil. Ich will, dass es endlich voran geht, dass wir loslegen können, dass wir unser Haus bauen und ich mir endlich meine Sachen nachschicken lassen kann. Als ich vor fast vier Jahren nach Brasilien bin, bestand mein Gepäck für ein neues Leben lediglich aus einem Rucksack und einer Reisetasche. CDs, Schallplatten, Bestimmungsbücher, Töpfe, Wäsche blieben zurück. Ihr lacht. Nichts, das nicht ersetzt werden könnte? Könnte. Vielleicht. Hausrat gibt es hier nur nicht in der Qualität, die ich gerne hätte und wenn ich ihn finden müsste, wäre er unbezahlbar teuer, weil importiert.
Werde heute ein bisschen beten, um gutes Wetter, gute Reifen, gutes Gelingen...
Der Wetterbericht hatte sogar Sonne angesagt und angenehme 26 Grad. Ich hatte getankt, die Messer geschliffen und Brotzeit vorbereitet. Dann ging es los.
Weit kamen wir nicht. Ein paar Meter. Dann vernahmen unsere Ohren seltsame Geräusche. Blopp, blopp, schlorf. Reifen platt. Nagel eingefahren. Ersatzreifen drauf und in die "Borracharia" gefahren. Borracharia, sind kleine Werkstätten, die es entlang der Strassen zu Hauf gibt. Dort wird nichts anderes gemacht, als Reifen gewechselt, Reifen geflickt. Anfangs habe ich mich noch gewundert, wie so viele Reifenflicker nebeneinander bestehen können. Inzwischen weiss ich, es könnte ruhig noch ein paar mehr von ihnen geben, ohne dass die schon vorhandenen hohe Einbussen haben würden. Obwohl der Sommer vorbei ist, die Touristen abgezogen sind, die Küste nahezu Menschenleer und verwaist ist, trafen wir auf eine Warteschlange, vor der Borracharia. Wir könnten ja den Reifen da lassen und später wieder kommen. Später, so in ein paar Stunden. Mein Kinn klappte nach unten. Ein paar Stunden. So oft wie hier in Brasilien sind mir in Deutschland nie Reifen geplatzt. Eigentlich ist es mir da nur ein einziges Mal passiert. Zur Zeit der Hopfenernte. Hier kommt es alle paar Wochen vor, wie mir scheint. Einmal, weil es zu heiss ist, der Teer schmilzt und Reifen zum kochen bringt, zu spät entdeckte Schlagkrater dem Gummi zusetzen, Nägel und Glassplitter zum Strasenbelag gehören.
Mit dem Ersatzreifen wollte ich die 80 Kilometer nicht bewältigen müssen. Was, wenn auch der platzt. Was, wenn uns die Polizei aufhält. Auf dem Weg zum Grundstück müssen wir an zwei Polizeistellen vorbei. Sie sind direkt an den Strassen stationiert. Mit 40 Stundenkilometern muss an ihnen vorbei gekrochen werden, damit die Beamten einen notfalls aus den Verkehr ziehen können, wenn ihnen irgend etwas auffällt.
Ein paar Stunden warten und erst dann zum Grundstück fahren, ist Verschwendung. Immerhin dauert die Fahrt eine gute Stunde. Spätnachmittags ergiesst sich zudem fast täglich der subtropische Abendregen. Wir würden wahrscheinlich wie schon des öfteren genau fünf Minuten vor Regenbeginn ankommen.
Also: Nachbarbesuchsrunde abgesagt. Schade. Stattdessen, sind wir in den Baumarkt, eine Wasserwaage kaufen und ein paar Rohre, damit ich noch mehr Solarpainels für das Warmwasser bauen kann.
Angesichts all unserer Schwierigkeiten, unser Projekt voranzubringen frage ich mich manchmal, ob das irgendwie mit der "Selbsterfüllenden Prophezeiung" zu tun hat. Nur will mir nicht einfallen, was ich gegen ein Voranschreiten haben könnte. Im Gegenteil. Ich will, dass es endlich voran geht, dass wir loslegen können, dass wir unser Haus bauen und ich mir endlich meine Sachen nachschicken lassen kann. Als ich vor fast vier Jahren nach Brasilien bin, bestand mein Gepäck für ein neues Leben lediglich aus einem Rucksack und einer Reisetasche. CDs, Schallplatten, Bestimmungsbücher, Töpfe, Wäsche blieben zurück. Ihr lacht. Nichts, das nicht ersetzt werden könnte? Könnte. Vielleicht. Hausrat gibt es hier nur nicht in der Qualität, die ich gerne hätte und wenn ich ihn finden müsste, wäre er unbezahlbar teuer, weil importiert.
Werde heute ein bisschen beten, um gutes Wetter, gute Reifen, gutes Gelingen...
Kommentare
So exotisch-romantisch-nostalgisch, wie sich das anhört, wenn eine auswandert zu ihrem Liebsten, ist es sicher oft nicht im richtigen Leben. Auch die "schicken Klischees" über das riesige Brasilien erfüllen sich vor Ort vermutlich nur zu Bruchteilen.
Ich würde es mir tausendmal überlegen, nach Lateinamerika auszuwandern - bei dem Zeit-und Mentalitätsgefälle. Auf Kuba hast du dann etwa den Stand wie in Deutschland nach dem Krieg, in den Mittfünfzigern, und kriegst nicht einmal ein "normales Buch".
In Brasilien ist es sicher etwas moderner - sagen wir mal, so wie hier vor 35 Jahren?
Ich drücke euch ganz feste die Daumen für eine "goldene Erfolgs-Serie" mit eurem neuen Zuhause, Anuja
Mensch! Wir haben's schon verdammt gut in unserm dekadenten Westeuropa.
auweia, wie gut kann ich Dir das nachfühlen..
Ich bin mir des Luxus auch bewusst, dass ich meinen ganzen Krempel "einfach" eingepackt und mitgenommen habe. Mittlerweile weiss ich Vieles wirklich zu schätzen.
Und ich wünsche Dir auch endlich ein eigenes Haus mit Deinen Erinnerungen, Gewohnheiten !!
Vielleicht solltest Du's mal mit einer benzedeira versuchen ?
Até lógo !!!
Hallo Anuja,
ja, 70er Jahre kommt ganz gut hin, finde ich ;)
LG allerseits
Ursel
hier auf dem Land fühle ich mich sogar manchmal in den 50ern und sonntags sogar um ein Jahrhundert versetzt, wenn die Familienmitglieder herausgeputzt auf ihrem Karren sitzend vom Pferd zur Kirche gefahren werden....
Danke fürs Krallen und Daumendrücken!!!
liebe Grüsse
Gabriela
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