Chaos, Erdrütsche, Überschwemmungen - 11. März 2011

Als Japan von einem schweren Erdbeben und einer Tsunami getroffen wurde, war an der Küste Paranás (einem Bundesstaat im Süden Brasiliens) Land unter. 

Wochen hatte es schon geregnet. In der Nacht vom 10. auf den 11. März ergossen sich jedoch ungeahnte Wassermassen auf die Küste und seine Bewohner. Die ganze Nacht hindurch schüttete es ohne Unterlass. Alessandro und ich haben im Regen noch schnell Abflussgräben erweitert und Barrieren gebaut, damit unser Häuslein nicht überflutet wird. Es hat funktioniert. Wir sind im Trockenen geblieben.

Am Morgen danach sah alles wieder ganz friedlich aus. Die Himmelsschleusen waren wieder geschlossen, die Vögel zwitscherten und der Tag kündigte sich an, als würde es ein ganz normaler Tag wie immer werden.

Dem war nicht so.  

Wie immer bin ich morgens mit den Hunden Gassi gelaufen, auf unseren Waldweg entlang zur Teerstraße vor. Erst da sah ich, was die Kraft des Wassers in unserer unmittelbaren Nachbarschaft angerichtet hatte. 

11. März 2011 Krater unter Teerdecke nach SchwerregenEntlang der Verbindungsstrasse nach Antonina waren alle paar Meter Muren abgegangen. Überall waren Schlamm, Erde, Steine und umgefallene Bäume. Teilweise war die darunter liegende Straße gar nicht mehr als solche zu erkennen. Dort wo vorher Bäche oder Gräben die Strasse begleiteten oder sie in Unterführungen passiert haben, klafften jetzt riesige Löcher, Krater und Abgründe.

Noch hatten wir keine Ahnung vom ganzen Ausmaß der Tragödie. Erst später hörten wir im Radio, dass die Küste vom Rest Brasiliens abgeschnitten ist, weil auch die Zufahrtsstrasen und Schnellstrassen, die vom Gebirge hinab zur Küste führen, von Erdmassen und herabgegangenen Felsstücken blockiert waren. 

Gegen Mittag kam dann unser Nachbar. Er ist Feuerwehrmann. Die ganze Nacht hindurch waren er und seine Kollegen ununterbrochen im Einsatz gewesen. Er hat erzählt von Hängen, die in der Stadt als Muren abgegangen sind, dabei Häuser mit sich gerissen haben und leider auch Menschen unter sich begraben haben, von Überschwemmungen und vom Chaos. 

Blass war er und müde sah er aus, wie er da stand und eigentlich nur wissen wollte, ob uns auch nichts passiert ist. Unser Haus steht mitten im Wald in einer Mulde. Beim Bau unseres Hüttleins habe ich allerdings darauf geachtet, dass es nicht unterhalb einer steileren Flanke gebaut wird, sondern dort, wo der Hang flach ausläuft.  

Seit der Regennacht herrscht hier das Chaos. Bauarbeitertrupps versuchen, die wichtigsten Strassen freizuräumen. Der ständige Regen erschwert ihre Arbeit, sorgt für stetiges Nachrutschen der Hänge. 

Die Trinkwasserversorgung konnte immer noch nicht stabilisiert werden, ebenso nicht das Telefon- und Stromnetz. Allein in Antonina sind noch 2000 Menschen obdachlos. Darüber hinaus haben viele zwar ihr Haus behalten, aber ihr Hab und Gut im Wasser verloren. Hilfsaktionen laufen auf Hochtouren. Es wird gespendet: Kleider, Nahrung, Trinkwasser, Matratzen, Töpfe, Öfen. Die materiellen Nöte sind so weitgehend abgedeckt. Was bleibt ist bei vielen die Angst vor weiteren Erdrutschen, Überflutungen der Häuser.

In der Nacht hören wir einen lauten Knall. Etwa einen knappen Kilometer weiter sind an einer Hangkuppe beinahe zwei Drittel der Straße den Hang hinunter gerutscht.

Wir sind von der Katastrophe zum Glück kaum betroffen. Strom hatten wir sowieso auch vorher nicht. Wasser haben wir im Brunnen zur Genüge. Nur die Verbindung zur Stadt, die ist schwierig. Die Straße ist für Autos gesperrt und mit dem Radl ist es nicht so einfach, die Schlammpiste zu bewältigen. Noch haben wir aber Vorräte und unser Nachbar der Feuerwehrmann hat gestern noch einmal für Nachschub gesorgt, Reis und Bohnen vorbei gebracht, Kekse, Salz und Zucker, Eier und Milch und Mineralwasser....



Kommentare

mondin hat gesagt…
Und was macht Alessandro's Rippe ?

Liebe Grüsse

Ursel

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