Frieren Bienen?

 
Blüten eines Pitanga-Strauches
Der Pitanga-Strauch ist voller Blüten.
Ein Paradiesstrauch für die Bienen.

Gestern haben sich nur wenige unserer stachellosen Bienen auf den Weg zum Nektarsammeln gemacht. Sonne, 19 Grad und nur eine leichte Windbrise wären eigentlich ein wunderbares Arbeitswetter. Die im Vergleich zu den anderen in Brasilien heimischen Bienen etwas dickeren und größeren Mandaçaia-Bienen haben das herrliche Wetter des tropischen Winters auch entsprechend genutzt. Fleissig sind sie zwischen dem Pitanga-Strauch und ihrem Häuschen hin und her geflogen.

Wird aus jeder Blüte des Pitanga-Strauches eine Frucht, werden wir dieses Jahr jede Menge dieser roten, süß-sauer schmeckenden Früchte essen können. Vielleicht reicht es sogar, um einen Likör anzusetzen. Auch die Kirsche des Atlantischen Regenwaldes, die nichts mit den in Bayern wachsenden Kirchbäumen zu tun haben, machen sich schon an, ihre weißen Blüten zu öffnen. 

Bald wird auch der Guaco wieder sein Duftaroma verströmen. In Hausnähe ist die Kletterpflanze schon voll mit in Trauben herunter hängenden Knospen. Im kühleren und schattigeren Wald wird es noch ein wenig dauern, bis der Guaco blüht. Guaco, ist eine Heilpflanze, aus seinen Blättern wird ein potenter Hustensaft gewonnen. Ich brühe sie zum Tee auf, wenn jemand im Haus einen festsitzenden Husten hat. Der Duft seiner Blüten ist einzigartig. Wenn sie hoch oben in den Baumkronen blühen, riecht der ganze Wald nach Guaco.

Andere Kletterfplanzen und Lianen sind bereits übervoll mit Blüten und ziehen tausende Bienen an. Nur unsere Kleinen, die wollen gerade nicht so. Die gelben Jataí-Bienen krabbeln erst am frühen Nachmittag aus ihrem Stock, schweben verhalten vor dem Eingang ihres Häusches herum. Ein paar fliegen weiter und kommen kurz später mit Pollen beklebten Beinchen zurück. Es ist aber kein Vergleich zum Wuseln, dem starken Hin-und-Her im Sommer.

Die Mirim-Bienen verhalten sich ähnlich. Sie gehören zu den kleinsten Bienen der Welt, messen nur wenige Millimeter, sind aber ungemein aktiv. Im Sommer stecken fünf oder mehr ihre Köpfe aus dem kleinen Loch, das der Eingang zu ihrem Stock ist. Sie bewachen ihn mit Argusaugen, lassen nur ihre Mitbewohner herein. Die müssen manchmal davor, wie die Flugzeuge bei einem zu hohen Flugaufkommen am Airport, ein wenig in der Luft kreisen, bis sie an der Reihe sind und ihr Sammelergebnis in den Stock bringen können. Jetzt spitzt gerade einmal eine heraus, fliegen nur wenige Minibienen ein und aus und das auch erst am Nachmittag.

Bienenstock der Manduri-Bienen mit 
Isoliermantel aus Kiefernholz.

Die Manduri-Bienen sind noch langsamer. Ewig stehe ich vor ihrem Häuschen, bis ich eine rausfliegen oder wieder zurückkommen sehe. Sie kümmern sich nicht das geringste um mich. Wäre es wärmer würden sie mich nicht so nah an ihrem Häuschen dulden. Unter den so friedlichen stachellosen Bienen Brasiliens gelten sie als aggressiv. Nein, sie stechen nicht, sie haben ja nur ein winziges Überbleibsel eines Stachels. Wehrhaft sind sie trotzdem. Sie fliegen gezielt auf die Nasenlöcher, den Mund und die Ohren zu. Das ist ein wenig unangenehm. Manchmal beissen sie auch. Das tut nicht weh, piekst nur, aber ist eben auch unangenehm.

Vielleicht sind Bienen wie Reptilien und benötigen Wärme, um sich zu bewegen. Ich tippe aber darauf, dass sie sich an den kühleren Tagen zusammentun, um mit ihren Körpern ihrer Brut und ihre Königin Wärme zu spenden, eine Art krabbelnde Heizung. Da bleiben dann nicht viele übrig, die zur Nahrungssammlung abgestellt werden können.

Unsere Bienenhäuschen sind aus 2,5 Zentimeter dicken Eukalyptusholz. In freier Natur wären ihre Nester in einer Aushöhlung eines Baumstammes. Da sind sie mit Sicherheit geschützter vor Kälte als in unseren nachgebildeten Nestern. 

Ich habe gestern deshalb zur Isolierung aus Kiefernbrettern Schutzmantel für unsere Bienlein gebaut und sie über ihre Stöcke gestülpt. Damit ist es nun hoffentlich ein wenig wärmer im inneren ihres Häuschens. 

In der Nacht waren es nur vier Grad, winterliche Dschungeltemperatur. Nein, kein Jahrhunderttief. Normal. Zum Glück sind es nur wenige Tage im Jahr, an denen die Temperatur bei uns im Atlantischen Regenwald so stark absinkt. 

Thermometer mit Maximum und Minimum-Temperatur
Gerade einmal vier Grad waren es in der Nacht.
Zum Glück sind solche Nächte im subtropischen
Brasilien die Ausnahme.

Jetzt, am frühen Nachmittag, hat die Sonne längst auch schon wieder für Wärme und 20 Grad gesorgt. Herrlichstes Winter- und Arbeitswetter. Das werde ich jetzt auch nutzen, um ein wenig weiter an unserem Häuschen zu bauen. 

Kommentare

mondin hat gesagt…
Guaco!! Ich kenn den Hustensaft, aber nicht die Pflanze. Schickst Du mal ein Foto?
Hoffentlich wirds bald wieder wärmer bei Euch! 4 Grad sind nicht lustig ohne Heizung...und hier beschweren sich die Leute über "Hitze", wo's grad mal 33 Grad hat. LG Ursel
Anonym hat gesagt…
Liebe Lulu! Ich hab dich verloren weil ich ein neues Handy hab das dich nicht kennt. Kannst du mir eine Nachricht auf Whats app schicken. LG (Sa)Bine. Und: Ja, Binen frieren!!

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