Wir bauen: Nachtschicht und tonnenweise Arbeit

Fundamentarbeiten 
Nach Wochen des Regens haben wir die Bauarbeiten wieder aufgenommen. 

Nur drei Fundamentgruben haben wir am ersten Tag betoniert. Ich habe mich trotzdem so gefühlt, als wären es hundert gewesen oder hunderte. Sogar die Oberschenkel haben am Abend gebrannt, vom vielen rauf und runter, um vor dem Betonieren aus den Gruben kübelweise das dort eingesickerte Regenwasser auszuschöpfen.

Am zweiten Tag war es noch schlimmer. Der von Alessandro per Hand angemischte Beton wollte nicht zur Neige gehen. Nach zweieinhalb rechteckigen Fundamentbasen war noch Beton übrig. Die Sonne gab indes schon Anzeichen, dass sie gleich hinter den Horizont kippen wird. Mindestens ein halber Kubikmeter Beton wartete aber noch darauf, verarbeitet zu werden. Also schnell die Schalungen für vier Säulen vorbereitet und ins Lot gebracht. 

Arbeiten bis in die Nacht hinein
Dann kam ein Anruf eines Nachbarn. Unser Wasserrohr sei auf der Höhe des dritten Strommastens gebrochen. Toll. Das fehlte gerade noch. Während Alessandro mit der Taschenlampe in der Hand den Waldweg abstiefelte, um die vermeintliche Austrittstelle des Wassers zu finden, habe ich brav Beton in eine der Schalungen gekübelt. Ein Leck in der Wasserleitung hat Alessandro nicht gefunde. Der Zeiger von der vorne an der Straße installierten Wasseruhr stand ebenso still. Der Nachbar hat sich wohl geirrt.

Inzwischen war es dunkel geworden und Schwiegermutter forderte Aufmerksamkeit und Essen ein. Sie ist pflegebedürftig und lebt seit etwa einem Jahr bei uns. Das verkompliziert alles noch mehr. Immer wieder ist etwas. Vor allem dann, wenn wir arbeiten und weniger Zeit haben, um uns um sie zu kümmern, wird sie zum Kind, das Aufmerksamkeit will. 

Alessandro mischt Beton an
Dieses Mal war die erhaschte Aufmerksamkeit nur kurz. Der Beton konnte nicht warten. Vier Säulen haben wir noch gefüllt und noch immer war Beton übrig. Es war verhext. Wie bei der Geschichte vom heißem Brei schien sich der Beton von alleine zu vervielfältigen. 

Theoretisch hat Alessandro die gleiche Menge wie am Vortag angemischt, nur dass wir dieses Mal viel mehr damit füllen konnten. Warum auch immer.

Habe in meiner Verzweiflung, irgendwie den Beton noch sinnvoll loszuwerden, Deckel von Pizzakartons hervorgekramt und sie mit Beton gefüllt. Das werden einmal Trittsteine werden. Die Pizzas haben wir gegessen, als Besuch aus Deutschland da war. In Zukunft werden wir uns jetzt jedesmal an Sabine, Angela und Christoph erinnern, wenn wir über die Pizza-Trittsteine laufen werden. 

Das Pizzakartonfüllen hat nicht wirklich geholfen. Es war immer noch Beton übrig. Mittlerweile war es schon weit nach 21 Uhr. Sämtliche Kräfte und Nerven waren längst aufgebraucht. Alessandro hat den Rest des Betons deshalb im Anmischeck verteilt. Mit der jetzt glatten Unterlage wird das nächste Betonanmischen leichter ausfallen. Brauchen wir das Anmischeck nicht mehr, werde ich den dortigen Beton brechen und für das Pflaster vor dem Haus benutzen. Abendnachrichten, Novela und 22 Uhr waren längst vorbei, als wir nach getaner Arbeit und dem Säubern der Arbeitsgeräte endlich ins Haus sind. 

Trittsteine aus Pizzakarton 
Am nächsten Tag war es zu schwül zum Arbeiten. Wir waren zudem sowieso zu fertig. Es blieb bei Organisationsarbeiten und dem Wässern des Betons. Betonieren hätte bei der 33 Grad Hitze auch nicht viel gebracht, weil der Beton dabei zu schnell ausgetrocknet wäre und damit an Stärke verloren hätte.

Am folgenden Tag haben wir die Schalungen von den vier Säulchen entfernt und zufrieden das Ergebnis betrachtet. Trotz Nachtarbeit bei Laternenschein ist es ein schöner, glatter Beton geworden. 

Den Rest der Gruben um die Säulen herum haben wir vorgestern wieder mit Erde zugeschaufelt. Jetzt spitzen nur noch ein paar Säulenreste heraus. Von der ganzen Arbeit, die dahinter steckt, ist nun nichts mehr zu sehen. 

1,3 Tonnen Dachplatten
Gestern hätte eigentlich ein weiterer Kubikmeter Kies und Sand geliefert werden sollen. Der kam aber nicht. Haben statt Kies und Sand per Schubkarren vom Carport zur Baustelle hinter dem Haus zu bringen, die Dachplatten umgesetzt. Über eine Tonne Dachplatten nach und nach vom Carport bis zu dem vor den Bahnschwellen provisorisch eingerichteten Lagerplatz getragen. Jede der 2,44x1,10 Meter großen Platten wiegt 33 Kilogramm. 41 Platten waren es. Fragt mich nicht, wie sich mein Rücken danach angefühlt hat. 

Heute früh kam der Kies und der Sand. Heute früh waren es aber auch schon 30 Grad. Während wir warten, dass die Sonne nicht mehr ganz so stark strahlt, spielen wir Hausputzen. 

Was ich vergessen habe, ist der Zement. Von den sechs gekauften Säcken ist nach 14 gefüllten Fundamentgruben und neun Säulen nur noch einer übrig. Der wird wohl für die fünf fehlenden Säulen reichen, nicht aber für die vier Balken die darauf betoniert werden sollen. 

Achso, vielleicht sollte ich noch sagen, was wir bauen. Es wird ein Zimmer mit Bad für Alessandro und mich. Unser bisheriges Haus ist ja nur ein Minihaus. Außerdem haben wir Schwiegermutter in unserem Zimmerl untergebracht, dem bisher einzigen Zimmer unseres Häusleins. Alessandro und ich campen währenddessen in der Wohnküche. Ist das neue Zimmer erst einmal fertig, geht es weiter. Dann wird ein Zimmer mit behindertengerechtem Bad für Schwiegermutter gebaut und das alte abgerissen. 

Übrigens wird nur die Basis betoniert. Der Rest kommt als Leichtbauweise mit Holz außen und Drywall drinnen darauf. Das Ganze ist zudem aufgeständert, zum Einen, weil wir uns in einer Senke befinden und damit die Feuchtigkeit fern gehalten wird, zum Anderen, weil so Luft unter dem Zimmerl durchziehen kann, was für ein besseres Raumklima sorgt. Die Holzbauweise hat noch den Vorteil, dass sie wesentlich weniger Kohlenstoff-Austoß verursacht, als ein gemauertes Haus.



Kommentare

mondin hat gesagt…
Ja, BRAVO!!! Ihr seid ja der Wahnsinn :) Carolina hat grad ne Ausbildung zur Betonfertilteilbauerin angefangen :) alles maschinell ;) Aber João hat in
seinem Leben auch schon viel Beton mit Hand gemischt wie Alessandro jetzt. LG und viel Erfolg!!
Gabriela B. Lopes hat gesagt…
Deinen João könnten wir gerade gut gebrauchen ;) Ist schon der Wahnsinn oder, wie viele Brasilianer das im 21. Jahrhundert noch so machen. Betonfertigteilbauerin..., was es alles gibt. Schon interessant.
Liebe Grüsse und danke...

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