Cidas Rose - Eine Rose im Regenwald

Nahaufnahme von weissen, nur wenig gefüllten Rosenblüten
Cidas Rose

Cidas Rose blüht. Lange war ich Cida in den Ohren gelegen, mir doch einen Ableger von einer ihrer vielen Rosen zu machen. Besonders hatte es mir eine rosa-weiße angetan, die nicht so stark gefüllt ist, aber einen wunderbaren, leichten Rosenduft verströmt. Sie erinnert mich ein wenig an die auch in Bayern heimischen Hundsrosen. 

Mitten im Ampertal, haben sie in Haindlfing Böschungen zwischen extensiven Weiden und Acker gesäumt. Im Frühjahr bildeten ihre Blüten herrliche weiße Bänder im satten Grün des Tales. Oft bin ich dort entlang gelaufen, von Busch zu Busch, um mich an ihren Blüten satt zu riechen. Im Herbst habe ich ihre Hagebutten gesammelt und köstliche Marmelade daraus gemacht. 

Cidas Rose erinnerte mich an meine "alte" Welt. Ein bisschen davon wollte ich mir in meine Dschungeloase holen. Anfang dieses Jahres brachte mir Cidas Lebenspartner das versprochene Rosenpflänzlein. Was für eine Freude. Ich habe es direkt vor den Eingang gestellt. 

Jetzt hat es fünf zarte Blüten gezaubert und erinnert mich nicht nur an Haindlfing, das Ampertal, Bayern und meine erste Heimat, sondern auch an Cida. 

Cida ist an Ostern überraschend gestorben. Renato kam aufgeregt angeradelt, schon von oben rief er, "Cida wacht nicht auf, Cida wacht nicht auf". Sie hätte einen Druck in der Brust gespürt, hätte aber noch das ganze Haus geputzt, ein Brot gebacken, geduscht und sich dann auf das Sofa gesetzt. Aber jetzt würde sie sich nicht mehr rühren, erzählte er im Staccato und fügte noch "komm, schnell" hinzu.

Alessandro hat sich sofort das Rad geschnappt, ich das Telefon, um den Rettungsdienst anzurufen. Die zwei Männer sind zu Cidas Haus geradelt, etwa einen Kilometer weiter. Als ich kurz später dort zu Fuß ankam, war Cida schon auf dem Weg ins Krankenhaus in der Stadt. Alessandro hatte einen anderen Nachbarn alarmiert und mit dessen Hilfe Cida ins Auto verfrachtet. Wie ein Lauffeuer breitete sich die Nachricht aus. Auch Tania, eine andere Nachbarin kam. Sie hatte ebenso versucht, den Rettungsdienst zu alarmieren. 

Während die Männer mit Cida in die Stadt gefahren sind, warteten wir. Der Rettungsdienst kam nicht, dafür kamen weitere, andere Nachbarn. Irgendwann kamen die Männer wieder aus der Stadt zurück. Cida war tot. Herzinfarkt. 

Cida und Renato waren die ersten die wir hier als Nachbarn und Freunde kennengelernt haben, wenn ihr Haus auch einen Kilometer weiter steht. Anfangs kamen Cida, ihre Töchter und andere Frauen, die sie mitbrachte, jeden Samstag zu mir, zum Teetrinken und Ratschen. Mit dem Erwachsenwerden ihrer Töchter und dem Wegzug der anderen Frauen, hat sich unsere Teerunde irgendwann aufgelöst. Unsere Freundschaft und gegenseitigen Besuche blieben. 

Jetzt blüht Cidas Rose und ich denke an Haindlfing, Bayern und an Cida...

Kommentare

mondin hat gesagt…
Liebe Gabriela,
hab vorhin schonmal versucht, einen Kommentar zu posten, aber er ist in den Tiefen des Internet verschwunden..Rosen, hmmm, und Andenken an liebe Menschen <3 ahja, seufz...
Ich liebe Rosen und ihren Duft, jedes Jahr kommen ein paar mehr dazu :) Dieses Jahr habe ich zu Ende der Saison im Baumarkt noch 2 abgeblühte für wenig Geld bekommen, sie haben, liebevoll eingepflanzt, auch nochmal geblüht und die eine Blüte steht noch in der Küche.
Nach meiner Coviderkrankung letztes Jahr war ich am meisten traurig drüber, daß ich den Rosenduft sehr lange nicht mehr riechen konnte. Es ist sooo wichtig, einige Stückchen Heimat um sich zu haben <3.
Lieben Gruss, Ursel
Gabriela B. Lopes hat gesagt…
Liebe Ursel,
stelle ich mir auch schwierig vor, nichts mehr zu riechen. Ich liebe es so, riechend durch Wald und Flur zu schlendern. Ja, und die Heimat hole ich mich Stück für Stüch ins und ums Haus: Rose, Feuerlilie, Pfannenregal, Urseleck....
Ganz liebe Grüsse
Gabriela

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