Winterimpressionen

Steinpyramide vor Palmen und unter blauem Winterhimmel

Sachte schieben sich die Sonnenstrahlen durch die Fensterscheiben und streicheln mein Gesicht. Es ist nicht die alles versengende Sonne des Sommers, die schon in den frühen Morgenstunden den Schweiß zum Laufen bringt, noch bevor ich aufstehe. Jetzt im Winter zeigt sie sich zart und einfühlend, umschmeichelt Mensch, Tier und Pflanze auf sanfte Weise. 

Mit der Kaffeetasse stehe ich kurz später vor dem Haus und lasse mir von ihr meinen Körper auf Wohlfühltemperatur erwärmen. 

Das Thermometer, das auf der Schattenseite an der Hauswand hängt, zeigt nur etwas mehr als zehn Grad. Im Morgengrauen lag die Tiefsttemperatur bei nur fünf Grad, für brasilianische Gefühle eine Frosttemperatur. Dabei hat es in manchen Regionen im Süden Brasiliens sogar tatsächlich Frost gegeben. In Curitiba war am frühen Morgen die Nullgradgrenze erreicht worden, wie mir Renato erzählt. Er wohnt im Großraum Curitibas. Jetzt ist er zum Aufwärmen an die Küste gekommen. 

Ich liebe diese Wintertage, an denen ich arbeiten kann, ohne dass mir die Brille von der Nase rutscht, auf der tausende kleine Schweisstropfen eine perfekte Rutschbahn bilden, wie das im Sommer der Fall ist. 

Im Zenit erreicht die Quecksilbersäule heute 19 Grad - perfektes Arbeitswetter, wäre nicht Renato zu Besuch gekommen. Vor dem Haus auf einem kleinen Holzbankerl sitzend und in die Sonne blinzelnd erzählt er von seiner Firma. Jahrelang hat er die Supermärkte der Region mit Kühlkammern ausgestattet. Jetzt hat er das Geschäft seinem Schwiegersohn übergeben und genießt das Leben. 

Wie blau der Himmel ist. Auch das Blau erscheint im Winter angenehmer. In diesem Blau würde ich gerne unsere Küchenschränke streichen. Es ist nicht das bayerische Königsblau, eher eine Mischung aus hellblau und taubenblau. 

Beim Ratschen ist die Zeit verstrichen. Schnell noch die Hühner füttern und noch einmal mit den Hunden Gassi gehen. Dann wird sich die Sonne auch schon wieder anschicken, das Zepter dem Mond zu übergeben. Im Winter macht sie sich bei uns schon am Nachmittag auf den Weg, langsam hinter dem Küstengebirge zu verschwinden. 

Theoretisch beendet sie ihre winterliche Tagestour eigentlich erst um 17:30 Uhr. Bei uns im Wald und hinter den Bergen stellt sie ihren Dienst indes schon früher ein. Egal. Am Abend werde ich mit dem Holzofen einheizen und  geduldig Alessandros Fragen über den bayerischen Winter beantworten, wie kalt es in Deutschland im Dezember ist und warum Menschen überhaupt auf die Idee kommen, dort leben zu wollen, wo es über Wochen hinweg schneien kann. Gänge es nach ihm, gäbe es weltweit nur subtropischen Sommer. Dass mir Voralpenkind der subtropische Winter wesentlich lieber ist, ruft bei ihm immer wieder ein Kopfschütteln hervor.

Ravenala-Palme im sanften Licht der subtropischen Wintersonne
Die Ravenala-Palme im winterlichen
Nachmittagssonnenlicht



 

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