Ora pro nobis - Bete für uns

Blüte der Ora pro nobis (Pereskia aculeata )
Ora pro nobis - Bete für uns.

Nein, ich bin nicht auf einmal religiös geworden.

Ora pro nobis ist eine in Brasilien heimische Kletterpflanze, deren Blätter und Früchte eßbar sind.

Es ist das erste Mal, dass unsere geblüht hat.

Jahrelang habe ich gewartet, um die Blüte der Ora-Pro-Nobis in natura zu sehen. Vor sieben oder acht Jahren hatte ich einen Steckling am Fuß des neben dem Hundeschloss stehenden Guavenbaumes in die Erde gesteckt. Mit der Zeit hat er alles erklettert, Guavenbaum, Araça-Baum und sogar unser Dach, ohne dass wir ihm viel Beachtung geschenkt haben. 

Dann waren sie da, die Blüten.
Vor zwei bis drei Wochen habe ich an ihren jungen Seitentrieben zwischen ausgestreckten Hochblättern steckende winzige Knospen entdeckt. Jeden Tag habe ich sie inspiziert. Sie schienen sich aber nicht wirklich zu verändern. Dann war sie plötzlich da, die Blüte, als hätte sie ein innerer Zauber erweckt. 

Blütenteppich über Hausdach
Was für eine Pracht. Alle Knospen haben sich gleichzeitig geöffnet und einen weiß-gelben Teppich gebildet. Vom Guavenbaum über das Hundeschloss bis hin zum Dach unseres Häusleins war alles mit Blüten bedeckt. Dutzende Hummeln und hunderte Bienen tanzten auf der Suche nach Nektar begeistert zwischen den Blüten herum.

Am späten Nachmittag war alles wieder vorbei, haben sich die Blüten wieder geschlossen. Nein, sie haben sich am nächsten Tag nicht wieder geöffnet. Es war ein Ein-Tages-Spektakel, und was für eins.

Ora-Pro-Nobis gehört zu den Sukkulenten, auch wenn das auf den ersten Blick nicht so aussieht. In einigen Regionen Brasiliens wird er an Zäunen entlang angepflanzt. Dort bildet er ein fast undurchdringliches Dickicht. Seine Stacheln sind ein wunderbares Abwehrmittel gegen unerwünschte Eindringlinge. Die denken wahrscheinlich auch, "Ora pro nobis", bete für uns, wenn sie doch einen Versuch gewagt haben, das Dickicht zu übersteigen.

Das Beste dieser robusten Kletterpflanze sind aber seine Blätter. Die sind eine Vitaminbombe, enthalten Vitamin A, B und C, Calcium und Phosphor und einen hohen Anteil an Proteinen. Wegen seinem hohen Anteil an Proteinen wird er im Volksmund auch "Carne de pobre" genannt, Fleisch der Armen. 

Ich liebe sie, verwende sie im Pfannengemüse, mache Pesto und manchmal auch einen wunderbar giftgrünen Kuchen daraus. 

In der Küche des brasilianischen Bundesstaates Minas Gerais kommt Ora-pro-nobis noch stärker zum Einsatz. Sonst ist die alternative Ernährungspflanze in Brasilien so ziemlich in Vergessenheit geraten. In den Supermärkten werden ihre Blätter nicht angeboten. Dabei ließe sie sich so leicht kultivieren. Gekühlt halten ihre Blätter sogar ein paar Tage. Außerdem können sie ohne Probleme eingefroren werden. 

In Minas Gerais soll die nahrhafte Kletterpflanze auch ihren Namen erhalten haben: Ora-pro-nobis - Bete für uns. Ein paar Frauen sollen im Hof eines Paters dabei gewesen sein, Blätter der Pflanze zu pflücken während der Pater gebetet  hat. 

Ihr deutscher Name ist weniger beeindruckend. Laubkaktus oder Pereskia wird sie genannt. Letzterer ist von ihrem botanischen Namen Pereskia aculeata abgeleitet. Entdeckt habe ich noch den Namen Barbadosstachelbeere. Der bezieht sich wohl auf ihre Früchte, kleine, gelbe Bällchen. Die schmecken fürchterlich sauer und haben obendrein noch Stacheln in ihrem Inneren. Ana hatte uns einmal ein paar mitgebracht. Die Freude darüber hatte nur bis zum ersten Biss angehalten.




 

Kommentare

Clecia hat gesagt…
Muito linda a flor, ela tem aroma?
Gabriela B. Lopes hat gesagt…
Opa, minha linda. Tem um leve perfume, bem suave. Mas tem floração curta, só efloresceu por um dia...
mondin hat gesagt…
Aaah, doch andere Vitamine, aber jede Menge, Wahnsinn!! Ja, meine Schwiegereltern sind mineiros :)

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