Mitternachtsweihnachten im Regenwald

rosa und weißfarbene Blüten des Hallelujah-Baumes
Einer der vielen Weihnachtsbäume
die bei uns gerade in voller Blüte stehen. 
"Aleluia" (Hallelujah) nennen ihn die Einheimischen.


Endlich ist Mitternacht. Heute habe ich es kaum erwarten können. Irgendwie hat der Hunger einfach nicht locker gelassen. Beinahe hätte ich es heuer nicht bis zum "Ceia de Natal" geschafft, dem traditionellen Weihnachtsessen. Das wird erst Mitternacht eingenommen - eigentlich im Kreise der Familie.

Es ist eine gesellige Angelegenheit, bei der die ganze Familie die Zeit mit Ratschen und Spielen verbringt. Eigentlich ist es nur ein Spiel: Amigo secreto (Geheimer Freund). Bei dem wird im Vorfeld ausgelost, wer wen beschenkt. Das bleibt natürlich bis Weihnachten geheim. Erst dann werden die Geheimnisse nacheinander gelüftet. Das Spiel beginnt mit dem Einleitungssatz "Mein geheimer Freund ist.....". Dem folgt eine kurze, meist lustige Beschreibung des geheimen Freundes, bei der die meisten schon wissen, um wen es sich handelt. Schließlich wird das Geschenk überreicht, geöffnet und von allen ausgiebig bestaunt. Dann lüftet der Beschenkte sein Geheimnis, verrät mit dem Einleitungssatz "Mein geheimer Freund ist....", wen er beschenken durfte. So geht es Reihum, bis alle Geschenke ausgetauscht sind. Dabei wird viel gelacht, rücken Sorgen und Probleme in weite Ferne.

Den Tag über haben die Frauen schon für das Weihnachtsmahl vorgesorgt, haben Maionese gemacht (Kartoffelsalat mit Maionese und Erbsen) und Salpicão (eine Art Salat mit Huhn, Gelberüben, Rosinen, Maiskörnern, Apfel und Maionese). Sie haben bunten Reis gekocht, mit Urucum, Rosinen, Gelberüben, Ei und Oliven. Es gibt grünen Salat und manchmal auch Brunnenkresse mit Mango. 

Den Truthahn können sich mittlerweile hingegen nur noch wenige als Weihnachtsbraten leisten. Stattdessen wird Chester in die Bratröhre gesteckt, ein hochgezüchtetes Huhn. Bei vielen ist es aber auch ein normales Huhn oder ein Fisch. 

Dann sitzen alle rund um die feierlich geschmückte und mit allerlei Essen bestückte Festtafel und es wird weiter geratscht, gelacht und endlich gegessen.

Wir haben uns heute eine Hühnerbrust im Ofenrohr gebraten. Dazu gab es einen bunten Reis und den Rest des Rotweins. Mit der Leerung der Flasche hatte ich schon vor dem Ceia de Natal angefangen. Auf nüchternen Magen war mir da ziemlich schnell ganz lustig zu Mute. Da hat es mich auch nicht so gestört, dass mitten beim Braten der Hühnerbrust der Backofen seinen Geist aufgegeben hat. Wie die meisten Brasilianer, haben auch wir einen Gasherd. Im Backofen hat sich dort auch die Flamme entzünden lassen. Allerdings ist sie nach wenigen Sekunden immer wieder ausgegangen. So stand ich neben dem Ofen und habe eine Stunde lang alle paar Sekunden die Flamme neu entzündet, bis das Huhn endlich fertig war. Das Gute daran war, dass ich dabei ein wenig meinen Hunger vergessen habe und die so Zeit bis zum Mitternachtsmahl ein weniger schneller vergangen ist. 

Aber jetzt euch allen erst einmal noch ein wunderbares Weihnachtsfest. Genießt es, auch wenn es anders ist als sonst.

Ich gehe jetzt erst einmal mit den Hunden noch eine Gassirunde durch den nächtlichen Regenwald....



 

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