Tod durch Coronavirus: Cousin gestorben

Jetzt ist es passiert. Am Freitag ist ein Cousin von Alessandros Mutter am Coronavirus gestorben. 52 Jahre. Ohne jegliche Vorerkrankungen, schlank, sportlich. Eine Nummer in der kalten Statistik. Nach der sind im Bundesstaat Paraná 2.242 Menschen auf Covid-19 positiv getestet worden, 123 sind an den Folgen der Krankheit gestorben. Eine der Nummern steht für Alessandros Großcousin.

Als wir am Freitag davon erfahren haben, haben wir es noch für ein Gerücht gehalten. Nichts wies in den sozialen Netzwerken auf seinen Tod hin. Ich habe gestöbert, um zu erfahren, ob es stimmt. Aber kein einziger Post im Netz der Verwandschaft hat ihn erwähnt.

In Vor-Coronavirus-Zeiten war das anders. Starb ein Verwandter oder Freund gab es Gedenkbilder, Geschichten und Beileidserklärungen in Facebook. Über S. ist eine dicke Schweigedecke gelegt worden. Keinen Anruf hat es gegeben, wie sonst üblich, der Zeitpunkt und Ort des velórios (Totenwache) bekannt gegeben hätte. Es gab kein velório.

Es gab keinen letzten Abschied, kein Geleit, kein Treffen der Familie und Freunde, die ihn am Sarg hätten beweinen können, die sich Geschichten aus dem Leben mit ihm hätten erzählen können, die sich gegenseitig hätten stützen können. Stattdessen: tiefes Schweigen in einsamer Trauer und erstarrende Ungläubigkeit.

Vor Jahren habe ich S. einmal auf der Ilha do Mel getroffen. Sein Vater hatte ein Haus neben dem von Alessandros Großmutter. Eins der Jahrhundert alten Häuser hat das Meer weggeschwemmt. Am anderen nagt es noch. Verlorene Geschichten, wie die von S., die so abrupt abgebrochen ist.

Heute haben wir per Whats sein Sterbebild erhalten. "Wir vermissen dich. Bis bald!", ist dort zu lesen. Über das Sterbebild erfahren wir auch, dass er in Curitiba beerdigt wurde, dort wo er mit seiner Familie, seinen Kindern, gelebt hat.

Es bleibt ein seltsames Gefühl. Der Schock umhüllt Tanten, Cousins und Freunde. Kaum einer spricht darüber und vor allem nicht darüber, dass S. ein Opfer des Coronavirus geworden ist. Das Verhalten erinnert mich an das bei Krebs. Vor allem die Älteren sprechen das Wort nicht aus. Als ob sie Angst hätten, durch das Aussprechen die Krankheit anzuziehen.

Entschuldige S., wir können nicht anders. Ruhe in Frieden.

Kommentare

mondin hat gesagt…
Liebe Gabriela, lieber Alessandro! Mein Beileid! Es ist bestimmt umso trauriger, als es keine Abschiedsrituale gegeben hat. Ich fand grade die velórios in Brasilien immer sehr bewegend. Sie haben einem geholfen, die Gefühle zu leben und nicht zu unterdrücken..
Natürlich ist es sicher auch ein Schock, daß jetzt jemand aus der eigenen Familie an Covid erkrankt und gestorben ist. So nah..
Ich wünsche Euch, daß Ihr Euch trotzdem über die Entfernungen hinweg trösten könnt!
Alles Liebe, Ursel

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