In Antonina macht sich Quarantänenfrust breit

Es ist  schon interessant, wie wir Menschen funktionieren. Vor zwei Monaten, zu Beginn der Coronavirus-Pandemie in Brasilien, war ich positiv erstaunt über das Verhalten der Antoninler. Die Strassen waren leer, die meisten Geschäfte geschlossen.

Jetzt zählt das Land offiziell etwa 13.000 Tote und über 189.000 Infektionsfälle. Die tatsächlichen Zahlen liegen allerdings wesentlich höher. Laut verschiedenen Studien sind die Infektionszahlen um 10 bis 14 mal höher, weil bisher nur die schweren Verläufe getestet werden. Eine hohe Subregistrierung gibt es ebenso bei den Todesfällen.

Angesichts der horrenden Zahlen und der täglich im Fernsehen ausgestrahlten Dramen, die sich in etlichen überfüllten Krankenhäusern abspielen, wäre eigentlich ein Abschreckungseffekt zu erwarten. Davon ist jedoch nichts zu merken. Die Strassen Antoninas sind wieder voller, die meisten Geschäfte geöffnet und Passanten mit Mundschutz in der Minderheit, auch wenn der Bundesstaat Paraná eine Maskenpflicht verordnet hat.

Die Sanitäre Barriere scheint indes zu funktionieren. Zumindest kommen weniger Wochenendler aus den Städten in unsere Region, um Antonina und Natur zu geniessen. Die Antoninler selbst scheinen hingegen dem Quarantänefrust nachzugeben.

Meine Zahnärztin hat hingegen aufgerüstet. Patienten bekommen jetzt vor dem Eintreten Einmalschutzhüllen für die Schuhe verpasst. Eintretende und Austretende müssen verschiedene Türen benutzen, um sich nicht zu nahe zu kommen. Sie nimmt die Sache sehr ernst. Das ist beruhigend. Das findet wohl auch mein Gebiss, das immer wieder mit neuen, schmerzlichen Überraschungen aufwartet und mir Zahnziehen und Wurzelbehandlungen einbringt. Ich hoffe trotzdem, dass es bald Ruhe gibt. Ich habe keine Lust jede Woche zum Zahnarst fahren zu müssen. Das muss ich jetzt nur noch irgendwie meinem Gebiss klarmachen.

Kommentare

mondin hat gesagt…
Ja, das versteh ich wirklich nicht...glauben die Leute den offiziellen Zahlen etwa?
Daß man der Qusrsntäne müde wird kann ich ja gut verstehn, grad in einem Land, wo sich immer noch ein guter Teil des Lebens draußen abspielt.
Wir sind ehrlicherweise an der Arbeit auch nicht immer konsequent mit Masken (Abstand geht am OP-Tisch ja eh nicht),aber wir arbeiten halt täglich zusammen, was ja irgendwie auch wie eine Hausgemeinschaft ist.

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