Funktionierender Ofen mit qualmender Herdplatte

Jippih, er funktioniert, unser selbstgebauter Ofen. Alessandro hat einen Kamin mit Backsteinziegeln gemauert. Der ist zwar noch nicht ganz fertig, aber hat schon eine ausreichende Höhe erreicht, so dass wir uns heute an das Ofeneinheizabenteuer gewagt haben. Ein wenig bang war mir ja schon, ob das von mir zusammen gewurschtelte System wirklich so funktionieren wird, wie ich mir das vorgestellt habe.

Am Anfang war ich allerdings den Tränen nah, als plötzlich Qualm von der Herdplatte aufgestiegen ist. In Gedanken habe ich uns schon beim Abriss des Kamins gesehen, um den Ausgang vom Ofen zum Kamin zu verlegen und einen besseren Abzug zu erreichen. Die Umleitung des Rauchs war wohl doch nicht so gut, wie sie sich theoretisch angehört hat. Alessandro hat von meiner Abrissidee wenig gehalten. Hat nur gedrückt herum geschaut und dann gemeint, "Nein, der Kamin bleibt. Wir schmieren einfach die Herdringe mit Lehm zu, dann kann der Rauch an deren Rändern nicht mehr austreten, und fertig".

Wieder haben wir die Türen aufgerissen, um den Rauch in die Nacht hinaus zu lassen. Die Katzen waren wieder einmal sehr begeistert und haben es sich gleich auf dem Sofa neben dem Ofen bequem gemacht. Der Rauch hat sie alles andere als beeindruckt.

Seltsamerweise hat der Qualm nicht wirklich nach Rauch von verschwelendem Holz gerochen. Es war eher ein stechender Geruch nach Chemie, der unsere Nasen hinauf gezogen ist. "Das ist das Mittel, mit dem sie die Herdplatte eingelassen haben", sagt Alessandro. Es stimmt. Jetzt fällt es mir ein. Als ich mit Manuela zusammen am Strand eine kleine Bar betrieben habe, haben wir "Espetinhos", Fleisch- und Gemüsespieße, angeboten. Die haben wir auf einen von einem Schmied angefertigten Grill gebraten. Beim ersten Grillen mussten wir aber erst einmal alle Spieße wegwerfen. Auch der Grill war mit irgendeinem Mittel eingelassen, das einen höllischen Gestank verursacht hat. Natürlich sind wir am nächsten Tag zum Schmied gefahren und haben uns erst einmal beschwert. Der hat nur mit den Schultern gezuckt und gemeint, dass wir zu vorschnell waren, weil doch Grille erst einmal ohne Fleisch eingeweiht werden müssten. Er hatte Recht. Bei der zweiten Befeuerung gab es keinen Gestankqualm mehr.

Nach etlichen Minuten hat auch unsere Herdplatte aufgehört, stinkenden Qualm zu verbreiten. In der Brennkammer hat das wenige Holz geknackst und für eine wohlige Wärme gesorgt. Nicht einmal einen Arm voll Holz haben wir verbraucht. Nur ein paar kleinere Scheite haben gereicht, um ausreichend einzuheizen.  Er ist also doch ökonomisch. Es muss mindestens eine Tonne gewesen sein, die von mir herunter gefallen ist, als der Ofen endlich schön vor sich hin gebollert hat.

Was nicht wirklich funktioniert hat, war die Schamottmasse, die wir gekauft haben. Die sollte eigentlich für Churrasqueiras (gemauerter Grill) geeignet sein, heißt es zumindest auf der Verpackung. Um die Herdplatte herum ist sie aber so heiß geworden, dass sie teilweise kleine Risse bekommen hat. Sogar zwei der Ziegelklinker haben kleine Sprünge bekommen. Tolle Qualität.

Morgen, wenn der Ofen ausgekühlt ist, werde ich vorsichtshalber die Brennkammer unter die Lupe nehmen. Da hat Alessandro aber Zucker in die Masse gemischt. So dass da nichts fehlen dürfte. Aber besser ist besser.

Alles in Allem bin ich aber zufrieden mit unserem Werk. Jetzt sitze ich hier bei angenehmen 22 Grad und bin begeistert von unserem Ofen. Habe heißes Teewasser Griffbereit und gleich einmal einen Topf Reis für die Katzen aufgesetzt und damit die Herdplatte eingeweiht.

Frieren werde ich im Winter jetzt nicht mehr und auch nicht in den kühlen Frühjahrs- und Herbstnächten Südbrasiliens. Die nächste Kaltfront kann kommen.

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