Feuerprobe im von uns gemauerten Holzofen

Fertig ist unser gemauerter Holzofen, eine
Mischung aus Rocket Stove und Minas-Ofen
Er raucht ein bißchen. Aber der Kamin ist ja auch noch nicht fertig, d.h. noch nicht einmal angefangen. Alessandro wollte unseren Ziegelstein-Holzofen trotzdem ausprobieren.

Wir haben Achterbahn-Wetter. An einem Tag zeigt die Wetterstation eine Höchsttemperatur von fast 37 Grad am nächsten klettert es in der Nacht gerade einmal auf 9,5 Grad. Das Gute daran ist, dass sich die nächtliche Kühle zum Ausprobieren des Ofens anbietet.

Er ist eine Mischung aus den hier typischen "Minas Gerais Öfen" und den ökonomischen "Rocket Stoves". Die Öfen aus dem brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais haben keine Türen. Die Holzstämme lagern auf einer Art Ziegeltisch auf, von dem sie nach und nach in die Öffnung geschoben werden, über der sich das Gußeisen befindet. Dahinter schließt sich ein gemauerter Kasten an, in dem sich der Backofen befindet. Der Rauch wird dabei um den Ofeneinsatz herum geleitet und gelangt erst dann in den Kamin.


Weil unsere Wohnküche mit 20 Quadratmetern nicht gerade ein Platzvergeudender Saal ist, haben wir den Backofen weggelassen.

Die Brennkammer wird von feuerfesten
Steinen gebildet. Der Kaminabzug liegt
auf der Höhe der Brennkammerbasis, ist
von dieser aber durch eine Wand getrennt,
um den Rauch nicht direkt abziehen zu
lassen, sondern umzuleiten
Der Rocket Stove ist ein System, das auf Höhe setzt. Er besteht in der Regel aus einem Metallfass, in dessen Mitte ein weiteres Fass die Brennkammer bildet. Der Rauch zieht um die Brennkammer herum und tritt im unteren Bereich in den Kamin aus. Die Vorteile dieses Systems sind eine saubere und damit Kohlendioxidärmere Verbrennung und höhere Brennwerte, Hitze. Beheizen lässt er sich mit wenig Holz, weil er für eine langsamere Verbrennung sorgt.

Ich habe die beiden Systeme ein wenig gemischt, die Ziegelfassung vom MInas-Ofen übernommen und das Brennsystem vom Rocket Stove. Damit der Rauch nicht direkt in den Kamin abzieht, haben wir eine "Umleitung" eingebaut, die das Verbrennen verzögern soll. Zusätzlich haben wir eine Isolierschicht rund um die Brennkammer gebaut, um die Hitze zu halten und so ein sauberes Verbrennen zu gewähren.

Ich bin kein Ofen-Ingenieur, habe lediglich die Öfen der Umgebung unter die Lupe genommen und Bauanleitungen von hiesigen Universitäten studiert. Ein bißchen bang war mir trotzdem, ob das so entstandene Ding überhaupt funktionieren wird. Von Freunden und Verwandten haben wir skeptische Blicke erhalten und auch den Hinweis, dass die Eisenplatte viel zu hoch liegen würde, um sie zu erhitzen, und auch der Abzug würde so nicht funktionieren, haben sie uns freundlich mitgeteilt.
Zusätzlich eingebaut haben wir eine Isolier-
kammer, die mit Holzasche ausgefüllt ist, um
damit eine höhere Hitze in der Brennkammer
und so eine saubere Verbrennung zu erreichen

Einige der Nachbarn haben uns aber auch unterstützt. Dona Cida hat für uns die Holzasche aus ihrem Ofen gesammelt, die wir für die Isolierschicht benutzt haben. Eine der Türen hat uns ein Nachbar schon vor einiger Zeit beim Alteisenhändler besorgt. Die andere hat Clecia in einem Geschäft in Curitiba aufgetrieben, nachdem wir in unserer Region erfolglos sämtliche Läden und Alteisenhändler abgeklappert hatten.

Gestern hat es Alessandro dann nicht mehr ausgehalten. Er wollte es wissen. Mit dem von mir vor Tagen nach dem Sturm gesammelten herab gefallenen Reisig, hat er ein kleines Feuerchen entfacht und zack hat sich der Rauch seinen Weg durch die Ritzen an den Ofentüren hinein in unsere gute Stube gesucht. Dass der Ofen ohne Kamin keinen Abzug hat, hat er mir vorher nicht glauben wollen. Jetzt reißt er die Türen auf und schaltet den Ventilator ein, um den Rauch zu vertreiben. Die Katzen sind von den offenen Türen begeistert und stürmen herein. Während wir Feuermachen spielen, erobern sie sich ihre Plätze im Haus.

Als das Feuer endlich das Reisig zum Knistern bringt, zieht der Rauch auch ohne Kamin am dafür vorgesehenen Auslass ab. Mit nur einer Handvoll Reisig war die Ofenplatte in wenigen Minuten heiß. Die Feuerprobe hat unser Eigenbau-Mix damit bestanden. Fehlt nur noch, ihn mit einem Kamin zu versehen, um den Wechsel zur Räucherstube zu vermeiden.



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