Fischotter zu Besuch


Sumpf im Regenwald: Heimat von Krebstieren und Fischotter
Stell dir mal vor, was ich gerade gesehen habe?, sagt mein Süßer als er atemlos angerannt kommt und beantwortet seine Frage gleich selbst. Einen "lontra", einen Fischotter, im Sumpf, am Ende des Weges hinter dem Brunnen.

Toll. Bei uns wohnt ein Fischotter. Vor Jahren haben wir einmal eine kleine Gruppe mit ein paar Erwachsenen und etlichen Jungtieren gesehen. Sie hatten die Teerstraße überquert, als wir gerade mit dem Auto auf dem Heimweg waren. Die Abenddämmerung hatte schon eingesetzt. Ich hatte das Auto mitten auf der Straße angehalten, um sie passieren zu lassen. Alle liefen sie von der einen auf die andere Seite. Nur ein kleiner Otter traute sich nicht, hielt an, lief zur Seite, machte ein paar Schritte zurück und wieder vor und noch einmal zurück. Die anderen hatten schon die andere Straßenseite erreicht. Dort warteten sie aufgeregt an der Böschung auf ihren Nachzögling. Ein paar Sekunden haben wir gewartet, bis auch der Kleine Mut gefasst hatte, die Straße zu überqueren. Schnurstracks ist die Bande daraufhin im Gebüsch verschwunden.

Seitdem haben wir nie wieder einen zu Gesicht bekommen. Im Spurenbuch der Umweltbehörde IAP von Paraná steht, dass ihr Bestand in dem Bundesstaat bedroht ist. Von der Nasen- bis zur Schwanzspitze können sie 1,20 Meter messen. Während die Weibchen mit ihren Jungen kleine Verbände bilden, gelten die Männchen als Einzeltiere. Wir haben also ein Männchen in unserem Sumpf.

Weg durch Regenwald zum Sumpf des Fischotters
Seine Spuren ähneln denen der Katzen. Vielleicht sind uns deshalb bisher auf dem Weg zum Sumpf oder an seinen Rändern noch keine Otterspuren aufgefallen.

Nahrung findet er in unserem Paradies und bei den Nachbarn jedenfalls genügend. Vier kleine Fischteiche haben unsere direkten Nachbarn angelegt und auf unserem Grund bietet der "brejo" eine gefüllte Speisekammer mit jeder Menge kleinen Trairas und Bagres, typischen Süßwasserfischen der Region. Dazu kommen kleine Süßwasser-Caranguejos, runde Krebstiere, die es im Sumpf zu Hauf gibt.

Der Sumpf nimmt einen guten Teil unseres Grundstückes ein. An zwei Stellen wird er von einem Fließgewässer durchzogen. Sein Boden ist äußerst schlammig und nahezu unergründlich. Einmal bin ich schon bis über die Hüften in seinem Schlamm versunken. In einigen Bereichen wird er vom "taboa" dominiert, einem Rohrkolbenartigen Gewächs. In anderen Bereichen herrscht der aus Asien eingeschleppte und alles verdrängende "Lírio-do-brejo" (Hedychium coronarium) vor.

Umrahmt und an höheren Stellen durchzogen wird "unser" Sumpf von Guanandi (Calophyllum brasiliense) und Caixeta (Tabebuia cassinoides), beides schnell wachsende Bäume mit leichtem, hellen Holz. Letzteres wird als Schnitzholz geschätzt. In Antonina werden daraus nach wie vor spitz zulaufende Ruder für Kanus hergestellt, die von den Einheimischen in der Meeresbucht Antoninas im Stehen gefahren werden. 


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