Schwammerlzucht im Regenwald

Dort wo ich aufgewachsen bin, war das "in'd Schwammerl gehn" normal. Vor allem wenn es nachts geregnet hatte, sind wir am nächsten Tag mit unserem Vater losgezogen, um im Wald nach Reizgern, Täublingen, Steinpilzen und anderen Schwammerln zu suchen.

Wenn ich das hier in Braslien jemanden erzähle, denken sie, ich spinne. Pilze finden erst langsam Zugang zu den Mittagstischen, und das eher bei der gehobenen Mittelklasse. Champignons und Shitaki werden nur in wenigen Supermärkten zum Kauf angeboten, und das meist nur in großen Städten und zu horenden Preisen.

Bei uns im Atlantischen Regenwald gibt es indes jede Menge Schwammerl. Nur weiß ich immer noch nicht, welche eßbar sind. Ich sollte noch ein paar Exkursionen mit André machen, um mehr über sie zu lernen. Das wird allerdings noch ein wenig dauern.

Damit wir in der Zwischenzeit schon ein wenig in Schwammerlgenuß kommen, habe ich über das Internet ein paar Pilzschachteln bestellt, die auch prompt in unserem Postfach eingetroffen sind. Ich habe für sie ein kleines Gestell gebaut und sie auf der Schattenseite unseres Häuschens aufgehängt.

In den Kartons ist ein Substrat, das mit Myzel bestückt und in eine Art Zelophan eingepackt ist. Das Zelophan habe ich nach der Anleitung an verschiedenen Stellen eingeritzt und begonnen, mehrmals am Tag meine kleine Zucht mit Wasser zu bestäuben.

Nach ein paar Tagen haben schon kleine Beulen herausgespitzt. Dann ging es ruckzuck. Am Abend waren aus den Beulen schon winzige Schwammerl geworden und am nächsten Morgen aus ihnen Schwammerljugendliche. Am gleichen Nachmittag konnte ich dann meine ersten Zuchtergebnisse ernten: Austernseitlinge und seinen brasilianischen Verwandten, den Pleurotus djamor, den sie hier "cogumelo salmão" nennen, Lachspilz. 
Nur die dritte Box, die mit den Shimeshis, die hat nicht geklappt. Aus der ist auch nach Wochen des Wartens und Pflegens kein einziger Schwammerl gewachsen. Von den anderen beiden konnte ich indes bereits mehrmals eine handvoll Schwammerl ernten.

Mein Favorit ist einwandfrei der Lachspilz, der cogumelo salmão (Pleurotus djamor). Er soll sogar wild im Atlantischen Regenwald wachsen. Auch bei uns, wie André mir versichert. Nur gesehen habe ich ihn in "unserem" Wald bisher noch nicht.

Zumindest weiß ich jetzt aber, wie er aussieht. Vom Geschmack her ist er dem Austernseitling sehr ähnlich. Leider verliert er beim Kochen seine wunderbar herrliche Lachsfarbe. In den Salat geschnippelt ergibt er hingegen einen tollen Hingucker.







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