Schwammerlsuppe aus dem Regenwald
Essbarer Coprinellus disseminates |
Schaut, das ist ein Marasmiellus, sagt André und hält uns einen winzigen, weißen Schwammerl entgegen. Seine Kappe hat vielleicht einen Durchmesser von 1,5 Zentimeter, sein Stiel nur wenige Millimeter. Grazil und schön ist er, aber nicht eßbar, wie André zu all unserer Enttäuschung erklärt.
André ist unser Schwammerlpabst. Er hat das erste Kompendium über die Pilzwelt des südbrasilianischen Bundesstaates Paraná geschrieben, ein paar neue Arten entdeckt und sein Leben den Studien über den Atlantischen Regenwald gewidmet. Dort stapfen wir jetzt brav hinter ihm her, steigen über Äste und abgebrochene Zweige, schlüpfen durch das Unterholz, die Augen auf den Boden geheftet, in der Hoffnung irgendwo einen eßbaren Speisepilz zu entdecken.
Seit Jahren schon suche ich Menschen, die mir über eßbare Pilze aus dem Regenwald erzählen können. Die meisten Brasilianer sind allerdings keine Pilzesser. Die einzigen Schwammerl, die schön langsam den Siegeszug des brasilianischen Speiseplans antreten, sind Champignon und Shiitake. Dabei ist die Mata Atlântica voll mit heimischen Pilzen.
"Holzohr", mit dem sich Färben lässt |
Bei einem seiner Besuche bei uns, hatte er uns schon einmal einen Schwammerl gezeigt, der sich essen lässt. Wir sind daraufhin sogar losgezogen, um ihn für eine Soße zu sammeln. In der einjährigen Schwammerlpause habe ich aber längst wieder vergessen, wie er aussieht.
Der Atlantische Regenwald bei Tagaçaba |
Dass sich den ganzen Tag über leichter Regen über uns ergießt, haben wir schnell vergessen. Wir sind vollkommen abgetaucht in der Welt der geheimnisvollen Regenwald-Pilze.
Am Ende des Tages breite ich unsere Ausbeute auf dem Geländer der Terrasse von Andrés Haus aus. Für eine Schwammerlsuppe reicht es nicht. Aber es ist ja auch erst Vorsaison. In der Hochsaison werden wir uns noch einmal auf gemeinsame Erkundungstour begeben. Dann werden wir uns auf die Suche nach dem Pleurotus djamor begeben, einem rosafarbenen Verwandten des Austernseitlings, der bei uns wild wächst. Wegen seiner Farbe wird er auch "cogumelo-salmão" genannt, Lachs-Pilz. Zu finden ist er auf herabgefallen Ästen und toten Bäumen. Er ist einer der äußert wenigen brasilianischen Pilze, die mittlerweile auch kultiviert werden. Bis er die Gaumen und Speisepläne der Brasilianer erobert, wird es allerdings noch eine Weile dauern.
Unsere Ausbeute. Ganz links auf dem Rindenstück ist der Mycena, der nachts leuchtet |
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