Integration mit Bananenhuhn und Frauentee

Das ist Cida, hat Renato gesagt und mit dem Kopf in Richtung der Frau gedeutet, die neben ihm stand. Bei ihrem ersten Besuch sagte Cida nicht viel und machte sich nach wenigen Minuten schon wieder auf ihren Heimweg.

Renato hat vor acht Jahren unser Holzhäuschen gebaut. Nach ein paar Tagen hat er uns seine Frau, Cida, vorgestellt. Am nächsten Tag kam sie wieder, hat zwei PET-Flaschen kühles Wasser mitgebracht. Damals hatten wir noch keinen Strom und auch keinen Brunnen für Wasser. Ihre Gabe war ein Geschenk Gottes.

Alle paar Tage schaute sie von da an bei uns vorbei, stakste mit einem Stecken den schlammigen Trampelpfad bis zu unserer Oase im Wald. Später brachte sie Nachbarsfrauen und deren Kinder mit und wir begannen eine samstägliche Teerunde einzurichten. Manche der Frauen legten zu Fuß zwei bis drei Kilometer zurück, um zu mir zu gelangen. Sabine aus Norwegen schickte so exotische Sachen wie Blumentee und Rotbuschtee und wir tranken begeistert und ratschten und ratschten über Gott und die Welt, Heilpflanzen aus dem Regenwald, Kochrezepte aus Deutschland und das Leben.

Was mir anfangs seltsam vorkam, hat sich als beste Methode zur Integration herausgestellt. Wir stellten viele Gemeinsamkeiten und viele Verschiedenheiten fest. Das Wichtigste aber war, dass mir die Nachbarsfrauen mit ihren Besuchen ein Gefühl der Dazugehörigkeit vermittelt haben.

Auf dem Land hilft jeder jedem. Hier müssen wir zusammenhalten. Das sind zwei Sätze, die ich immer wieder gehört habe.

Gemeinsam mit Cida habe auch ich die Nachbarsfrauen besucht. Geratscht wurde im Herzen des Hauses, in der Küche, während die Hausherrinnen kleine Leckereien bereiteten oder Früchte zu einem Saft auspressten. Sie haben mich an meine Rosina im bayerischen Allershausen erinnert, die mich vor zwei Jahrzehnten ebenso herzlich empfangen und unkompliziert in ihr Leben integriert hat, wie das auch meine brasilianischen Nachbarinnen getan haben. Auch mit Rosina habe ich viele schöne Stunden in ihrer Küche verbracht.


Vorgestern hat Cida Fisch vorbeigebracht. Im Gegenzug habe ich ihr ein paar "Pencas" von unseren Bananen gegeben. Hast du die schon einmal mit Huhn gekocht?, hat sie gefragt. "Galinha caipira", Gekochtes Huhn. Wir verwenden die Bananen in allen möglichen Formen in unserer Küche, gemeinsam mit Hühnerstückchen habe ich sie aber noch nie gekocht.

Gestern haben wir es ausprobiert, ein paar grüne Bananen in dicke Scheiben geschnitten und zu den Hühnerhaxen und Hühnerflügeln gegeben, mit Wasser aufgegossen, ein paar Kräuter dazu und gar köcheln lassen. Schmeckt hervorragend lecker! So lecker, dass wir alles ruckzuck weggeputzt haben.

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