Essen aus dem Regenwald

Kennst du das?, fragt mich Seu Carlos und hält mir zwei Blätter eines krautigen Etwas entgegen. Irgendwo habe ich das schon einmal in natura gesehen. Vom Kennen bin ich aber weit entfernt.

Ich schüttle den Kopf. Als Antwort streift Seu Carlos seine zwei Blätter glatt.

Das ist Capiçoba, erklärt. Die wächst hier überall. Hast du sicher schon gesehen.

Ich nicke.

Die kannst du essen. Wenn du googlest wirst du sehen, wie nahrhaft sie ist. Sie enthält Proteine, Eisen, Phosphor und jede Menge Vitamine.

Toll.

Seu Carlos ist ein Pflanzenlexikon auf zwei Beinen. Schade, dass ich ihn so selten treffe.
Ich nehme ihm ein Blatt ab und stecke mir die Hälfte davon in den Mund. Ganz vage erinnert es mich an Mädesüß oder ist da ein bißchen Pfefferminze mit drinnen? Es schmeckt angenehm und ein wenig würzig. Die Textur erinnert mich an Kriechenden Günsel, den ich in Bayern hin und wieder in den Salat gemischt habe.

Einen Tag später ziehe ich mit den Hunden los, um die Capiçoba in “unserem” Wald zu suchen. Ich muß nicht weit gehen. Etwa 200 Meter weiter vom Haus entfernt entdecke ich am Rand des Weges eine Pflanze, dann noch eine und noch eine. 

Vor lauter Begeisterung sammle ich ein ganzes Büschel Blätter und halte sie wenig später Alessandro unter die Nase. Der sagt nur „Pesto“ und macht sich gleich an die Arbeit. Legt die Blätter in Wasser mit Essig, um sie zu waschen, und schnippelt Knoblauch. Ich suche derweil in den unendlichen Weiten unseres kleinen Vorratschrankes nach den gehackten Mandeln und werde fündig. 20 Minuten später sind Pesto und Spaghetti fertig und wir voller Vorfreude auf das Essen aus dem Wald.

Capiçoba-Pesto schmeckt noch besser, als wir uns das gedacht haben. Leider ist es ruckzuck aufgegessen.


Ich werde morgen nochmal losziehen, um Capiçoba-Blätter zu ernten. Ich will sie gedünstet als Gemüse probieren... 

Schon mal Danke Seu Carlos!

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