Blattzerstückelungsmeister am Werk

Schnell laufen sie von einem Platz zum anderen. Nur wenn eine Windböe in ihre Richtung bläst und die abgeschnittenen Blattteile zu Segeln werden, kommen sie ein wenig aus dem Gleichgewicht, wanken, warten und laufen erst dann vorsichtig weiter, tragen ihre abgeschnittene Beute in ihren unterirdischen Bau. Dort werden Blätter, Blüten, Stengel fein säuberlich in kleinen Kammern angeordnet, um mit ihnen einen Pilz zu züchten. Nicht die Grünwaren dienen den Blattschneiderameisen als Nahrung. Sie verspeisen den Pilz.

Der Menge an Grünzeug nach zu schätzen, die sie bei uns so zusammentragen, müssen ihre Völker in wahren Megametropolen leben. Je nach Art sollen tausende bis Millionen Ameisen in einem Bau leben, der sich über mehrere Quadratmeter erstrecken und mehrere Meter tief in die Erde reichen kann.

Manchmal laufen sie 50 Meter und weiter vom Bau bis zu ihrer Erntepflanze und bilden dabei kleine Straßen, die unter Grashalmen hindurch, über Zweige und Hindernisse hinweg führen. Nicht immer sind ihre Straßen und Nester einfach auszumachen. Blattschneiderameisen verstehen sich zu tarnen.

Am liebsten mögen sie unsere Zitronen- und Orangenbäumchen und ebenso unsere Hibiskushecke. Sogar die Brekkies der Katzen klauen sie. Dann laufen die roten und orangefarbenen Trockenfutterteile in Reih und Glied über den Rundgang hinweg, den Berg hinauf, bis zum Nest der Aemeisen. 

Manche Arten arbeiten tagsüber, manche nachts. Während die Tag-Ameisen eher die zarten Blätter und Sprossen der frisch gepflanzten Bäume und Büsche in Zentimetergroße Teile zerlegen, stehen die Nachtameisen mehr auf Gemüse. Schnittlauch pflanze ich nicht mehr an. Der wird in weniger als einer Stunde von ihnen zerstückelt.

Über 40 verschiedene Arten von Blattschneiderameisen soll es in Brasilien geben. Wieviele es bei uns sind, weiß ich nicht. Was ich weiß ist, dass sie ganze Arbeit leisten. Um ein Orangenbäumchen zu entblättern, brauchen sie keinen Tag, und auch unsere Hibiskushecke sieht ein wenig zerrupft aus.
Einer ihrer natürlichen Feinde ist das Tatu, das Gürteltier. Dieses Jahr habe ich allerdings kaum Gürteltiere gesehen. Das erste Jahr, in dem sie sich rar gemacht haben. Warum das so ist, habe ich noch nicht ausgemacht. Wilderer sind schon seit mehr als einem Jahr hier bei uns nicht mehr unterwegs. Ich hatte ein paar Mal meine Hunde auf sie gehetzt, ihnen wütend hinterher geschimpft. Während die Wilderer vor großen Hunden das Weite suchen, scheren sich die Tatus kaum um sie. Mehr als einmal haben wir eins der Gürteltiere direkt am Zaun des Zwingers vorbeilaufen sehen, auf der Suche nach Insekten und Ameisen.

Anfangs habe ich noch versucht, den Blattschneiderameisen mit der hier üblichen Behandlungsmethode beizukommen. Manche schütten kochendes Wasser in ihr Nest. Andere legen "Isca" aus, Köder. Die Köder enthalten irgendein Gift, das angeblich für Mensch und Haustier ungefährlich ist. Die Ameisen tragen die kleinen, grünen Köderteile in ihren Bau und dort wächst dann ein Pilz, der sie umbringen soll.

Nein, ich lege keine Isca mehr aus. An den meisten Pflanzen lasse ich die fleissigen Ameisen einfach arbeiten. Bäume und Sträucher treiben in der Regel wieder aus. Die Bäumchen, die ich schützen will, bekommen ein Krägelchen aus PET-Flaschen. Gestern habe ich allerdings gesehen, dass bei zwei der Krägelchen eine winzige Lücke war, durch die sie einfach hindurch geschlüpft sind, um zu ihrem Grünzeug zu kommen. Also habe ich die Methode verfeinert und die Lücken geschlossen. Jetzt kommt unter das Krägelchen ein Moosgummi-Streifen. Und siehe da, es hat funktioniert.




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