Recycling von Osterschwammerln


Meine Ostereiervernichtungsaktion war von einem wahren Kopftrainingsspiel begleitet.

Als ich das Schokoei aus siner grünen Zelophanhaut schäle, fallen mir folgende Zeichen auf: eine Art Schwammerl, aus dessem Hut ein Pfeil entwächst, ein sich öffnende Blütenknospe, ein schneeweißes Rechteck und ein hohles Quadrat. Alle mit einem Pfeil ausgestattet, über dem sich jeweils ein Quadrat  mit einer technischen Hieroglyphe befindet. Das letzte Quadrat zeigt ein Männchen, das irgendetwas in eine der beiden abgebildeten Abfalltonnen wirft. Darunter befindet sich außer einer grünen Fläche nichts.

Ich stopfe mir ein Stückchen Schokolade, angereichert mit Splittern von Paranüssen, in den Mund und mache mich an die Entschlüsselung. Über dem Schwammerl ist ein Dreieck mit einer fünf in der Mitte und einem PP darunter. Irgendetwas mit Recycling muß es sein, weil über dem hohlen Quadrat "Papel" steht, Papier. Aber was macht der Schwammerl da und die Knospe und wo ist das Papier?

Beim Blick auf das zweite, noch eingepackte Osterei, fällt mir die Ähnlichkeit mit dem Schwammerl auf. Der Schwammerl ist das Osterei, das Zelophan der Recyclingstoff PP. Die Knospe entpuppt sich als in Aluminium eingewickeltes Schokoei, das weiße Rechteck ist die Füllung, eine kleine Tafel Schokolade. Und das hohle Quadrat? Ich drehe Papier und Ei, drehe und drehe und werde fündig. Auf dem Zelophan-PP ist ein Etikett aus Papier aufgeklebt.

Recycling. Ich frage mich nur, wo die dazu gehörigen Tonnen stehen, wer den so getrennten Müll einsammelt und wer sich überhaupt die Mühe macht, alles in verschiedene Behälter zu werfen. In Antonina gibt es keine getrennte Müllsammlung und auch keine Wertstoffcontainer. Einmal in der Woche kommt die Müllabfuhr, bei der alle fein säuberlich getrennten Mülltüten im Bauch des Metallcontainers verschwinden, die dann auf der Halde in der 80 Kilometer entfernten Nachbarstadt entladen werden.

Nur 32,3 Prozent der brasilianischen Städte haben ein Programm zur getrennten Müllsammlung. In vielen Gemeinden gibt es indes die Catadores, die Wägen hinter sich her ziehen und die Mülltonnen nach Verwertbarem durchsuchen. Karton, Getränkedosen und PET-Flaschen sammeln sie ein und verkaufen sie an Altwarenhändler, die die Wertstoffe wiederum an die Industrie verkaufen. Für 76 Getränkedosen, etwa ein Kilogramm Aluminium, erhalten die Catadores derzeit mehr oder weniger zwei RS, etwa 0,60 Euro.

Während die Müllhalden jährlich um 76 Millionen Tonnen Abfall wachsen, werden in Brasilien nur drei Prozent des Mülls recycelt. Da helfen auch die vielen Kurse nichts, bei denen Kinder und Erwachsene lernen, aus PET-Flaschen Dosen zu basteln, aus den Öffnungsringen der Dosen Taschen und aus Karton neues Papier zu machen.

Kommentare

mondin hat gesagt…
Noch schlimmer ist es mit Batterien, den neuen Energiesparlampen etc. Dafür gibt es so gut wie garkeine Sammelstellen...
Gabriela B. Lopes hat gesagt…
Hallo Ursel,
das stimmt, ich habe hier auch noch 2 ausgebrannte Energiesparlampen und weiss nicht wohin damit. Für die Batterien gab es mal eine Sammelstelle in der Banco do Brasil. Die wurde aber wieder aufgelöst...
LG
Gabriela

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