Nachmittäglicher Festschmaus


Was eure Apfelbäume, sind meine goiabeiras. Sie sind gerade übervoll mit goiabas oder guaven. Im vergangenen Jahr habe ich Marmelade von ihnen eingekocht, doce de goiaba. Ein angenehmer süß-herber Geschmack. Dieses Jahr habe ich keine Nerven dazu, mich freiwillig stundenlang vor dem Ofen auf eine Schwitztour zu begeben. Stattdessen verarbeite ich sie zu Saft und vitamina, püriere goiaba, Bananen und Milch im Mixer. Leckere und vitaminreiche Angelegenheit.

goiabas und maracujás
Nur die "Innereien", das weiche mit Samen angereicherte Fruchtfleisch, die beseitige ich vorher, schäle sie mit einem Teelöffel heraus. Übrig bleibt ein härteres und lebloses Fruchtfleisch. Leblos deshalb, weil ich mit dem Auslöffeln auch die bichos da goiaba, Goiaba-Viecher, entferne, Würmer, die sich im Inneren der Goiaba gütlich tun.

An den Früchten gütlich tun sich auch die gralha azul, blaue Rabenvögel, die amselähnlichen sabiás und andere Vögel. Sie machen das sehr schlau, picken nur eine Seite an und höhlen die Frucht so nach und nach aus. Wenn ich dann mit meinem Obstpflücker unter dem Baum stehe und die goiabas für meinen Saft auswähle, erlebe ich so manches Mal eine Überraschung. Von unten sehen meine Favoriten so aus, als könnten sie einen Obst-Schönheitswettbewerb gewinnen. Das große "ach Mann" kommt,
wenn sie geerntet sind und ihr wahres Gesicht zeigen: ausgehöhlt, angefressen.

goiaba mit Schmetterling
Sogar Ameisen laufen die goiabeira hinauf, um sich kleine Stücke aus den Früchten herauszuschneiden. Verstärkung erhalten sie von Wespen und sogar von den einheimischen, stachellosen Bienen. Beim Fallobst geht es noch doller zu. Unsere Riesenechsen, die lagartos, sind ganz wild auf den goiabamatsch, der sich unter den Bäumen bildet. Selbst die riesigen, handgroßen, blauen Schmetterlinge saugen an ihnen. Manchmal findet deshalb in unserem "Garten" ein wahrer Festschmaus statt. 
banana ouro
Geerntet haben wir auch unsere ersten banana ouro. Es war nur ein einziger "cacho de bananas", eine Rispe mit 80 bis hundert der kleinen Bananen dran, was für einen zwei-Personen-Haushalt schon etwas übertrieben ist. Die banana ouro machen ihrem Namen alle Ehre, sind innen dunkel-gold-gelb und schmecken sehr süß. Sie sind derzeit mein beliebtester Nachmittagssnack.

Auch ein paar der Tischtennisball großen Maracujas habe ich erwischt. Sie sind in der Mata Atlântica eigentlich heimisch und schlingen sich hoch in die Bäume hinauf. Ich habe ein paar gepflanzt, die wie ihre Vorväter schwindelnde Höhen erklommen haben. Also habe ich erst einmal unseren Obstpflücker mit einer vier Meter langen Bambusstange bestückt, um ein paar der Früchte überhaupt erreichen zu können. Die gibt es heute abend. Nein, nicht als Saft und auch nicht als vitamina. Da mache ich eine Feierabend-batida draus: den Saft der Maracujas vermixt mit creme de leite, leite condensado und pinga (Zuckerrohrschnaps). 

Vielleicht wird es auch ein mousse. Da kommen bis auf den pinga die gleichen Zutaten wie bei der batida rein. Das Ganze wird im Kühlschrank kalt gestellt und erhält damit die Konsistenz einer bayerisch Creme. Ja, ich glaube, das werde ich machen. Ein mousse de maracujá. Da läuft mir schon jetzt das Wasser im Mund zusammen.

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