Und zu Weihnachten gibt's eine Haarspende


Was für ein schwülheißer Tag. Genau das richtige Wetter, um der knapp Taillenlangen Haarpracht ein Ende zu bereiten.

vor der Haarspende
Auf dem Weg in die Stadt treffe ich Mari im Omnibus. Sie hat die Haare plötzlich kurz und sieht gut aus. Ich lass mir heute auch die Haare schneiden, erzähle ich. Die Cobradora, die Frau, die das Drehkreuz frei gibt, wenn das Fahrtgeld entrichtet wurde, lacht. Das ist das Weihnachtsfieber, sagt sie und fragt, wie kurz ich denn die Haare schneiden lassen will. Kurz, sage ich. Dann lass doch den Frisör deine Haare einsammeln und spende sie dem Krankenhaus Erasto Gärtner, schlägt sie vor. Das Krankenhaus Erasto Gärtner ist ein öffentliches Krankenhaus, in dem Krebspatienten behandelt werden. Erst neulich haben sie eine Reportage gezeigt, bei der Mitarbeiter sich freiwillig die Haare haben schneiden lassen, um sie für Perücken zu spenden, die wiederum den Chemo-Patienten überreicht wurden. Einige Perückenhersteller machen die Arbeit sogar kostenlos, um auch einen Beitrag zu leisten. Schließlich werden die Perücken von keiner Kasse bezahlt und viele der Patienten haben nicht das nötige Kleingeld, um sich eine Perücke zu leisten.

Tolle Idee.  Junior, ein Herrenfrisör, findet das auch. Die Frisösen, die im gleichen Salon arbeiten haben gerade keine Zeit. Also bitte ich unseren Freund Junior, den Herrenfrisör, das Prozedere zu übernehmen. Ich sage ihm, dass er so viel wie möglich abschneiden soll, damit es auch eine schöne Perücke gibt. Er bindet meine Haare zu einem Zopf, schneidet diesen ab und hält mir stolz und mit Triumph in den Augen 40 Zentimeter Haar entgegen. Daraus lässt sich schon etwas machen, befindet er und verpasst mir noch einen Schönheitsschnitt.

nach der Haarspende
Auf dem Rückweg treffe ich im Bus Mari und die Cobradora wieder. Jetzt bin ich es, die ihnen stolz 40 Zentimeter Haar entgegen hält. Damit machst du gleich zwei Menschen glücklich, sagt die Cobradora. Sie ist sich sicher, dass der Zopf für zwei Kurzhaarperücken ausreicht.  Ich muss jetzt nur noch klären, wie ich die Haarspende an die richtige Stelle bringe, damit sie auch tatsächlich den Menschen in Form einer Perücke zugute kommen, die kein Geld für so etwas haben. Die Cobradorin klärt mich auf, dass das kein Problem ist, weil ihre Freundin Sandra weiß, wo die Haarspenden abgegeben werden können. Und dann ist da noch der Sankerfahrer, der jede Woche die Berge hinauf in die Stadt Curitiba fährt, um Patienten aus Antonina ins Krankenhaus Erasto Gärtner zu bringen. Wenn ich wolle, könne sie meine Haare einem der beiden übergeben, bietet sie an.  Wir schließen einen Pakt, dass die Haare noch vor Weihnachten zu den Bedürftigen ins Krankenhaus kommen sollen. Unser ganz persönliches Weihnachtsgeschenk an irgendjemand, der oder die gerade keine so schöne Zeit durchmacht.

Kommentare

jore alone hat gesagt…
Linda, rejuvenesceu pelo menos dez anos, parabéns pela iniciativa.

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