Subtropische Lebkuchen


"Lebkuchen backen", steht in meinem Kalender. 
Ausrufezeichen!

Das Thermometer zeigt 33 Grad im Schatten, herrlichstes Sommerwetter.

Nicht gerade die besten Bedingungen, um sich an das Weihnachtsplatzerlbackgedöhns zu machen und den Backofen anzuheizen. Mir läuft der Schweiß auch ohne Backofen von der Stirn. Außerdem passt das alles nicht zusammen. Weihnachten findet im Winter statt, sagt mir meine innere Stimme. Dagegen kommt auch die Vernunft nicht an, die mir sagt, dass Weihnachten in den Subtropen eine Sommerangelegenheit ist. Es ist Sommer, es ist warm und das Biergarten-Badeweihergefühl ist da. Dagegen kommt die Bald-ist-Weihnachten-Realität nicht wirklich an. 

Stellt euch mal vor, ihr sitzt gerade unter dem Kirschbaum. Die Grillen zirpen so vor sich hin. Der Duft der gemähten Wiese streicht euch um die Nase und es ist herrlich, sommerlich warm. So warm, dass selbst das ärmellose T-Shirt zu viel ist. Hin und wieder wischt ihr euch die kleinen Schweißtropfen von der Stirn und den Schaum vom kalten Bier vom Mund. "Sommer, Sonne, Sonnenschein. Was kann schöner sein?" Plötzlich kommt einer und sagt: "He du, mach' dich mal ans Lebkuchenbacken!" Wahrscheinlich schaut ihr den erst einmal etwas blöd an, bevor ihr ihm ein "Ja spinnst du denn jetzt total, oder was?" entgegen schleudert. Ich bin mir sicher, keiner von euch würde aufstehen und sich ans Lebkuchenbacken machen. Außer vielleicht, diejenigen, die spinnen. 

Gut, ich könnte nachts backen. Da ist es nicht so heiß, hat es nur 22 oder 23 Grad. Da schläft aber auch der Alessandro. Nicht, dass er unbedingt beim Lebkuchenbacken dabei sein will. In Wirklichkeit sind ihm Lebkuchen sogar so ziemlich egal, und das ganz unabhängig davon, ob Vorweihnachtszeit oder Ostern ist. Aber unser Schlafzimmer ist gleichzeitig Küche, ist Speisekammer und Aufenthaltsraum. Seufz. 12 Quadratmeter Holzhütte können manchmal, und insbeosndere zur Weihnachtsbackzeit, ganz schön eng sein.

Alessandro tröstet. Du kannst doch deine Lebkuchen im Winter backen, sagt er. Wenn hier Winter ist, ist es Juli, ist es August. Im Juli und auch im August werden keine Lebkuchen gebacken. Da ist Sommer in meinem Kopf und im Sommer gibt es kein Weihnachtsgebäck. Deshalb gibt es das auch jetzt nicht, weil jetzt außerhalb meines Kopfes Sommer ist. 

Doch der Kalender dengelt stoisch vor sich hin:

"Lebkuchen backen. Ausrufezeichen!"
"Lebkuchen backen. Ausrufezeichen!"
"Lebkuchen backen. Ausrufezeichen!"

Ich glaube, ich spinne. Wer hat denn den Schmarrn da hin geschrieben?

"Lebkuchen backen. Ausrufezeichen!"

Mein Mantra. Mein Ave Maria. Mein Weihnachtsgefühlvortäuschungsversuch, von mir selbst angelegt, im August, als es mir vor lauter Kühle noch ganz weihnachtlich war.

Morgen. Morgen werde ich es versuchen. Vielleicht kommt morgen ja eine Kaltfront. Das würde das Weihnachtsbackgeschäft bei subtropischer Hitze dann doch ein wenig erleichtern.

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