Fair Play für die Fußballweltmeisterschaft

ja, jetzt is soweit
die copa is da

wir ham' Fußballweltmeisterschaft

jawoll ja

ist ja auch Zeit geworden. Ich dachte schon, die schafft es nie, hier anzukommen. Aber jetzt ist ja alles gut. Sie ist da. Die Straßen verschwinden unter gelb-grünen Teppichen und die Menschen laufen auch schon alle ganz gelb-grün herum. 

Und ich? Ich schwanke zwischen bunt und noch bunter. Die schwarz-rot-gelbe Fahne liegt bereit, das Deutschlandhemd auch. Ein Geschenk eines Brasilianers. Und das gelbe Hemd der Seleção liegt auch bereit. Ein Abschiedsgeschenk vom Allershausener Gemeinderat.

Strom haben wir mittlerweile ja auch und ebenso einen Fernseher. Das häten wir uns vor einem Jahr ja auch nicht träumen lassen, dass wir hier auf dem Sítio Verde, am Rande des Regenwaldes, die Copa tatsächlich bildhaft verfolgen können und nicht nur mit den Ohren am kleinen batteriebetriebenen Weltempfänger hängend.

Ach, was bin ich aufgeregt. Dabei muss ich ja gar nicht über den Rasen einem Ball hinterherlaufen. Es ist die Stimmung, die in der Luft hängt. Sie steckt an. Auch wenn sie spät gekommen ist. 

Erst einmal musste sich all der Ärger und die Wut über die Korruption, das viele hart verdiente Geld der Steuerzahler, das in den privaten Taschen weniger verschwunden ist, einen Weg durch die Straßen bahnen. Dabei war auch die aufgestaute Wut über nicht funktionierende Krankenhäuser, sterbende Menschen in Gesundheitswarteschlangen, die entwürdigende Behandlung durch Behördenvertreter, Unternehmen, Politiker und oft auch durch diejenigen, die tausendmal mehr haben als all die anderen, die Wut über Schulen ohne Tafeln, ein System, das Schüler und Lehrer sich nahezu selbst überlässt und sie in die Vergessenheit drängt, während auf der anderen Straßenseite die Plätze der Menschen geräumt und dort Paläste erstellt werden.

Der Dampf ist ein wenig abgelassen. Wenn auch nicht ganz. Doch jetzt ist erst einmal ein wenig Freude angesagt, das Gefühl auch dazu zu gehören und den Alltag ein wenig hinter sich zu lassen. Es ist ein wichtiges Gefühl. Es gibt Auftrieb und auch Kraft. Schon alleine deswegen,  sollten und müssen die Copas auch in den Ländern stattfinden, die nicht zu den reichsten Nationen der Welt gehören. 

Was sich ändern muss, ist lediglich die merkantile, alles verschlingende Organisation, die dahintersteckt. Warum muss ein Verband mit Sitz in einem reichen Land auf Kosten derjenigen, die weniger haben, über sie bestimmen und dann damit sogar noch reicher werden? Auf dem Papier wurde der Kolonialismus schon längst abgeschafft, in den Köpfen nicht. 

Disziplin, Respekt und Fair Play - für alle, kann auch so aussehen, dass die reichen Länder ihre Wirtschaft mit der Copa ankurbeln, die Überschüsse sammeln und beim nächsten Mal die WM in einem ärmeren Land mit den angesammelten Reichtümern ausgerichtet wird. Fair Play eben, Respekt eben und Disziplin, sich nicht auf die Kosten anderer bereichern zu wollen, sondern sie ins Boot zu holen und ihnen wenigstens für ein paar Momente das Gefühl zu geben, als gleichwertig respektiert zu werden.


So, jetzt gehe ich ins Bett. Morgen ist Copa...

Kommentare

mondin hat gesagt…
Jawollja :)
Und wir haben frei gehabt zur Spielzeit :) LG Ursel

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