Baile mit Aipim

Drei Tage Stadtpause.

Manchmal dauert es noch länger bis ich wieder in die Stadt fahre. 

Musste heute aber für Marcia ihren Aipim Etiketten entwerfen und ausdrucken. Ohne Strom hilft da nur eine Fahrt mit dem Omnibus in die Stadt, ins Lan-house (Internet-café).

Marcia wohnt noch weiter von der Stadt entfernt als wir es tun. Ihre Chácara ist von meiner so um die zwölf Kilometer entfernt, wobei die letzten zwei Kilometer pure Schotter-Schüttelpiste sind. Marcia hat noch eine kleine Landwirtschaft und einen Pavillon für Evente. Da helfen wir immer fleissig mit, zum Beispiel wenn es Bailes gibt, Tanzabende. Wobei der Begriff Tanzabend nicht wirklich treffend ist. Es geht erst nachts los, nach 21/22 Uhr und dann wird getanzt was das Bein hält bis zum nächsten Morgen. Beim letzten Mal gingen die letzten Gäste so um 5:30, vielleicht waren es auch schon 6 Uhr morgens. Wir waren jedenfalls alle ganz schön geschafft. Und Roney, einer der Musiker, hatte keine Stimme mehr. Die Leute hatte das nicht viel gestört, sie haben einfach an seiner Stelle mitgegröhlt.

Getanzt wird Forró. Zwei rechts, zwei links. Auch dann, wenn mal ein Walzer gespielt wird. Zwei rechts, zwei links geht rein, da passen auch Tango-posen dazu. Da passt alles, selbst Funk. Da tummeln sich 20-jährige Tatooträger mit 70-jährigen Anzugträgern auf der Tanzfläche.

Die Etiketten wollte Marcia aber nicht für den Baile. Sie pflanzt auch Mandioka, Aipim. Ein Wurzelgemüse, ähnlich Yam-wurzel. Die Indios haben es schon angebaut. Aus den Rhizomen lässt sich Mehl machen, oder die Wurzeln werden gekocht und dann frittiert gegessen. Lecker. Das Mehl ist im Süden Brasiliens unerlässlich. Farinha de Mandioca. Oder einfach Farinha. Farinha ist Mehl. Wer Mehl aus Getreide meint, sagt  Trigo, Weizen. Das Wort Mehl ist für Mandioca reserviert. Das Mandiocamehl ist etwas gröber, schmeckt ein wenig nussig, fast wie Schwarzplenten (Buchweizenmehl). Es wird über die Bohnen gestreut, in die Fischsuppe, über den Barreado (Fleischeintopf) und was es sonst noch so gibt. Ein Brei kommt dabei heraus. Schmeckt lecker, gibt dem ganzen mehr Gehalt. Dann gibt es noch die Tapioca. Pfannkuchen mit Mandioka, süss oder gewürzt.

Marcia baut Aipim an. Aipim ist hier in der Gegend ein Synonym für Mandioca. Aipim ist in allen Supermärkten zu bekommen. Zu einem äusserst niedrigen Preis. Logo. Deshalb "veredelt" Marcia ihren Aipim, um ein wenig mehr zu verdienen. Sie schält die Rhizome des Aipim und schneidet sie in fünf Zentimeter lange Mundgerechte Stücke. Dann kocht sie diese Stücke vor und packt sie luftdicht ab. Fertigessen sozusagen. Nur ohne Konservierungsstoffe und all den E-s.

Manchmal nehme ich mir auch so ein Packerl mit. Die Stückerl werfen wir ins heisse Fett, frittieren sie. Dann noch ein Fisch dazu, vielleicht in einem Bananenblatt gewickelt auf dem Grill gebrutzelt und einen Salat mit Bambussprossen oder Palmito.

Lecker. 
der Hunger packt mich
Servus derweil
muss zum Markt...


Das sind Riesenmandioca oder Aipim, ist ja das Gleiche. Ich habe sie beim Landwirtschaftsfest in der Nachbargemeinde Morretes fotografiert. Keine Ahnung wieviel die hier wiegen. Meine sind jedenfalls längst nicht so gross. Das hier, das sind schon seltene Prachtexemplare.....

Von dem Landwirtschaftsfest werde ich euch beim nächsten Mal mehr erzählen. Da gab es nämlich auch Zehenlatschen aus Bananenfaser und Champignons aus Paris....

Kommentare

Ursel hat gesagt…
Donnerwettich, fast wie Rettich ;)
Ich mag ihn auch gern den Mandioca, frisch aus dem Garten, 5 Min. gekocht und gar isser und weich, hmmm. Besser als jede Kartoffel, die halt hier auch nicht ganz wirklich heimisch ist..
Die aus dem Supermarkt, bei denen weiss man immer nie, ob sie schön weich werden oder nicht.
Champignons aus Paris, très chique :)
Ich hab für die Etiketten für meine Quincanmarmelade Schulbuchetiketten mit Winnie Pooh benutzt ;)
Gabriela B. Lopes hat gesagt…
Liebe Ursel,
legal, was? Marcia verkauft ihre Mandioca schon geschält und aussortiert, d.h. du kannst sicher sein, dass das was du da gekauft hast auch weich kocht.... Schade, dass du so weit weg wohnst, sonst könnte ich dir mal eben ein paar rüber bringen....
Quincan... mein Bäumchen hat dieses Jahr gestreikt. Nur ein dutzend Früchte.
Beijos
Gabriela

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