Es wird geackert

Alessandro bei der Arbeit.
Im Hintergrund einer der tausend
wunderschönen Baumfarne, die auf unserem Grundstück wachsen.

Es wird wohl noch etliche Stunden brauchen, bis das Land bestellt werden kann. Alessandro hat damit begonnen, den Bereich, auf dem das erste Hüttlein stehen soll, freizulegen. Das ist gar nicht so einfach. Die "Lirio do Brecho", der Sumpfjasmin, hat dicke Wurzeln, Rhizome. Verbleibt ein Teilchen der Rhizome in der Erde, treibt der Sumpfjasmin wieder aus. Überall können wir das renitente Pflänzlein, das bis zu zwei Meter hoch wird, aber nicht gebrauchen. Nachdem Alessandro Gras und Sumpfjasmin mit der Machete gemäht hatte, hat er deshalb zur Hacke gegriffen, um die Wurzeln zu entfernen. Immerhin, ein kleines Stückchen hat er schon geschafft.

Mit der Baugenehmigung sieht es indes immer noch duster aus. Nachdem wir endlich alle richtigen Pläne und Unterschriften in der Hand hatten, haben wir uns auf Ämtersuche gemacht und prompt ein paar Tage damit zugebracht. Wenigstens wissen wir nun, wo sich welches Amt befindet und bei welchen wir wann und unter welchen Voraussetzungen einen Stempel abholen können, gegen Gebühr versteht sich. Bevor wir wieder zu den Ämtern gehen, müssen wir allerdings noch einen Antrag beim "Sündikat für ländliche Arbeiter" stellen. Das hat sich ganz einfach angehört, als wir beim Amt für Kolonialisierung waren. Der Mitarbeiter meinte, wir sollten da mal schnell hin und den Antrag holen. Voller Elan und Zuversicht sind wir gleich losgezogen. Hinter dem Bahnhof, dort, wo das Sündikat hätte sein sollen, war es nicht mehr. Vor Kurzem umgezogen, erklärte ein Fischer. Er war so nett, uns zur neuen Adresse zu begleiten. Alleine hätten wir es wohl nie gefunden. Ein Schild, das auf das Sündikat hinweist, gibt es nicht, auch keine Hausnummer und sonst etwas. Als wir uns dort in die Warteschlange einreihten, waren wir immer noch guter Dinge. Dann erklärte uns die Mitarbeiterin jedoch, was wir alles an neuen Papieren benötigen würden, um den Antrag für den Antrag stellen zu können. Wo wir wann, welche Gebühren bezahlen müssten und wo wir welche Stempel und Nummern abholen sollten. Das alles könnten wir aber nicht gleich machen, sagte sie. Denn für uns zuständig sei der Präsident des Sündikates und der Herr Präsident sei derzeit für den Wahlkampf freigestellt. In ein paar Monaten ist Kommunalwahl. Ich sah schon wieder alle Felle wegschwimmen. Die Dame beruhigte uns. Wir sollten doch nächste Woche nochmal anrufen. Ab und zu mache der Herr Präsident nämlich Wahlkampfpause.

Mir ist mittlerweile schon alles einerlei. Diese Woche werde ich damit anfangen, ein paar Teile für unser Hüttlein zu fertigen. Fenster, Türen, Boden vielleicht. Dann werde ich noch sowas wie Bambusbretter kaufen. Das ist ein aufgeschnittener und flachgedrückter Bambus. Sieht aus, wie ein fransiges Brett mit Löchern. Das wird an einem Holzrahmen festgetackert und dann mit einem Kalksandgemisch verputzt. Soll gut isolieren und ist billiger als ein Haus ganz aus Holz. Abgesehen davon, dass es auch noch ökologischer ist. Sollte eins der Ämter dann etwas gegen unser Hüttlein haben, können sie es ja abreissen. Jawoll. Der Vorsatz ist gefasst. Jetzt werden Nägel mit Köpfen gemacht. Die Bürokratie-Akrobatik können wir immer noch nebenher erledigen.

Kommentare

Anonym hat gesagt…
Die Leute stellen sich das immer so einfach vor. "Einfach" mal auswandern, und alles ist top, besser wie zu Hause. Ist es aber nicht. Andere Länder, andere Sitten, andere Sprache, andere Kultur..... DA ist man dann "der Ausländer".
Ich war mit meinem damaligen Mann eine Zeit lang in Kuba. So lang man Geld hat, ist alles easy. Es war wunder schön dort. Aber in kürzester Zeit hatte ich trotzdem begriffen, dass ich da nicht leben wollte, unter diesen Umständen. Und als ich dann noch von einer "anderen Fau" und 2 Kindern erfuhr,.....flog ich nach Hause.
Grye Owl
Gabriela B. Lopes hat gesagt…
Hallo Grye Owl,
"einfach" ist es wirklich nicht. Wie du schreibst, ist eben alles anders. Manches davon nervt und manches finde ich super - wie eben überhaupt die Möglichkeit zu haben, mir mein eigenes Haus zu bauen. In D hätte dazu mein Geld nie gereicht, wären die Hürden, was die Vorschriften für den Bau betrifft, noch grösser. Hier hast du die Vorschriften für das Land, aber weniger Regeln für den Hausbau.
Aber ich glaube auch, dass es völlig egal ist, wo wir leben. Wichtig ist, dass wir uns dort, wo wir sind, wohl fühlen und, dass wir hin und wieder versuchen, unsere Träume zu leben.
Das mit der "anderen Frau" und "Kind" hatte ich mit meinem ersten Mann - in Deutschland. Üble Sache.

Die Entscheidung wieder zurück nach D zu gehen, war sicherlich auch nicht so leicht...

Liebe Grüsse
Gabriela
Anonym hat gesagt…
Hallo Gabriela!
Die Leute dort in Kuba waren echt nett, auch seine Familie, und es ist ein wunderschönes Land. Wir haben in Oriente, gegenüber von Miami gewohnt, in einem kleinen Dorf mit Namen Garriga Barradera, so etwa 3 km vom Meer entfernt. Aber wie gesagt, die "Umstände" waren halt nicht so gut, und die Scheidung konnte ich nur in Deutschland durch ziehen, weil wir auch hier getraut wurden.
Rein von der Natur her, hätte ich mich dort sau-wohl gefühlt.......
Es ist wohl egal an welchem Ort Frau ist, es wird immer posive und negative Dinge geben. Jede Situation, jedes Ding hat eben zwei Seiten......Wichtig ist die eigene Einstellung, die eigene Sicht auf die Dinge, und das Frau für sich was Positives daraus macht......jetzt weiss ich das....
Liebe Grüße
Grye Owl

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