Für Gauzibauz: Maria Lichtmess

Es ist ein älterer Text, den ich mal auf meiner Homepage über Maria Lichtmess geschrieben hatte. Weil ich gerade bei Gauzibauz was dazu gelesen habe, stelle ich den alten Text einfach noch einmal hier so rein, denn heuer wird die Lichtmess vom bunten Faschingstreiben ein wenig verdrängt. Trotzdem, hier ist der Text...


2. Februar 2006
Maria Lichtmess und die Meeresgöttin

Da ist sie wieder die Maria, die Schutzpatronin Bayerns und Brasiliens. Am 2. Februar, an Maria Lichtmess, hat mein Vater früher die Krippe weggeräumt. Bis dahin hatte er sie ständig umgebaut, den Zug der Menschen nach Nazareth, die Geburt Jesu, die Verkündigung der Engel an die Hirten, der Besuch der heiligen drei Könige – alles wurde auf der etwa zwei Quadratmeter großen Krippe nach und nach dargestellt. An Maria Lichtmess war Schluss damit, verschwanden Figuren, Häuschen, Schafe und Bäume wieder in ihren Kisten.

Bis Anfang des 20. Jahrhunderts noch war der 2. Februar ein wichtiger Tag im Jahr. An ihm wurden Mägde und Knechte ausbezahlt, gingen Gesellen auf die Walz und stellten die Frauen ihre Spinnräder wieder in die Ecke.

Nach dem alten Testament galten Frauen nach der Geburt eines Kindes als „unrein“. Nach knapp sieben Wochen, was in etwa der Zeitspanne des Wochenflusses entspricht, mussten sie deshalb ein Reinigungsopfer darbringen. Außerdem sollte dann auch das Kind im Tempel vorgestellt werden. Maria und Josef taten also wie ihnen geheißen und Priester und Propheten entdeckten in ihrem Sohn den Messias, den Überbringer des Lichtes.

Längst ist Maria Lichtmess kein offizieller Feiertag mehr, selbst im feiertagsüppigen Bayern ist das so. Trotzdem ist der Tag für einige bayerische Katholiken immer noch ein religiöser Festtag, an dem sie einen Rosenkranz beten und bei der Messe ihre Kerzen weihen lassen, darunter auch eine schwarze Wetterkerze. In den vergangenen Jahren hatte meine Nachbarin Rosina mir immer eine solche Wetterkerze geschenkt, die ich dann bei Gewitter angezündet habe, so wie schon Generationen von Frauen es vor mir getan haben, um Haus und Hof vor Blitzeinschlag und anderer Unbill zu schützen.

Eigentlich heißt der Festtag gar nicht mehr Mariä Lichtmess. Die Männer des Vatikans haben das Fest in „Darstellung des Herrn“ umbenannt. Den meisten Bayern ist das egal, für sie ist es immer noch die Lichtmess ihrer Maria. Ist der 2. Februar doch fest verwurzelt mit einem religiösen Brauch zu Ehren einer weiblichen Gottheit. Das war schon vor der Christenzeit so, als die Kelten noch in Bayern und anderen Teilen Europas lebten. Anfang Februar, wenn die Tage wieder spürbar länger wurden, begingen sie das Fest der „Wiedergeburt des Lichtes“ und gedachten der Göttin Brigid. Und die Römer feierten zu Ehren der jungfräulichen Mutter des Gottes Mars, Juno Februata.

In Europa haben die Christen vielen Feiertagen der alten Religionen die eigenen Rituale übergestülpt und die keltischen und römischen Gottheiten durch katholische Heilige und durch Maria, die „Mutter Gottes“ ersetzt. In Brasilien ist die Geschichte umgekehrt. Dort haben die Sklaven die katholischen Feiertage mit Ritualen aus den Naturreligionen ihrer Heimat Afrika versehen und die christlichen Heiligen mit ihren Göttern bedacht. Ihnen blieb auch nicht viel anderes übrig, waren doch ihre Religion und Gottheiten verboten. Sie taten deshalb zum Beispiel so, als würden sie Maria anbeten und gedachten dabei der Meeresgöttin und Mutter aller Gottheiten, Yemanjá. Und der Yemanjá wird auch heute noch am 2. Februar, an Maria Lichtmess, gehuldigt. Zumindest ist das im brasilianischen Bundesstaat Bahia der Fall, in dem besonders viele Nachkommen der Sklaven leben und der Candomblé-Kult, wie die Mischung aus Katholizismus und afrikanischen Naturreligionen genannt wird, besonders lebendig ist. Heute, an Mariä Lichtmess, sind die „Mães de Santo“, die Candomblé-Priesterinnen, in ihren ausladenden weißen Gewändern und mit ihrem aufwändigen Kopfschmuck wieder durch die Straßen gezogen, haben Zeremonien abgehalten und Geschenke für die Meeresgöttin entgegen genommen. Es wurden Boote mit Blumen geschmückt und Geschenken bestückt. Dann sind sie hinaus gefahren aufs Meer, um dort Yemanjá die Opfergaben zu überbringen.


Kommentare

der Gauzibauz hat gesagt…
Danke für den Text! Jetzt weiss ich Bescheid!
Stela hat gesagt…
Hi Gabriela,
das hast du sehr schön beschrieben,ich kann mir das Ritual mit den Priesterinnen und den Schiffen ganz genau vorstellen!
Ich freu mich immer, wenn die alten
Göttinen-Zeremonienegal lebendig sind,auch wenn das Christentum überall manipuliert hat-die Urkraft der Göttin kommt durch!!!
LG,Stela
Juansi hat gesagt…
Liebe Ursel, spät aber von Herzen meinen Dank für Deine guten Wünsche zum Neuen Jahr. Ich habe gelesen, Deines hat gemischt begonnen, und Du bist schon einmal versumpft ;-)
Ich wünsche Euch viel Unterstützung für Euer Grundstücksprojekt!
Lieben Gruß
Juansi
Sati hat gesagt…
Das Bemerkenswerte an der Götterwelt der Yoruba - aus der sich in Brasilien Candomblé und auf Kuba die Santería entwickelt hat - finde ich, daß es hier eine Ausgwogenheit gibt zwischen Göttern und Göttinnen - Fähigkeiten und Poder (Macht) sind sozusagen gerecht verteilt, jeder und jede hat wichtige Funktionen und Aufgaben zu erfüllen und alle sind sehr menschlich - also auch fehlbar.
Ich komme gerade wieder mehr in Kontakt damit, durch´s Aufräumen ...
Liebe Grüße, auch an die Orixas vor Ort, Anuja

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