So könnte es aussehen unser Grundstück. Etwa 2,5 Hektar gross. Mitten im Grünen, in der "Serra do Mar", dem Küstengebirge und im Regenwald, der Mata Atlântica. Regenwald selbst gibt es nur im hinteren Teil des Grundstücks, da wo auch ein Hügel ist. Vorne hat der jetztige Besitzer wohl versucht, eine Bananen- und Ingwer-Plantage anzulegen. Der Bereich ist inzwischen sehr verwachsen. Auch vom ehemaligen Wohnhaus ist ausser ein paar gebrochenen Ziegeln nichts mehr übrig. Die Bananenstauden lassen sich trotzdem nutzen. Aus den alten lassen sich tolle Dinge basteln wie Bodenmatten, Hängematten, Fussabstreifer, Sitzkissen, Taschen, Hüte und andere Sachen. Der Ingwer ist so leider auch nicht mehr allzusehr zu gebrauchen, weil er schon ausgewachsen ist. Vielleicht liesse er sich aber in einem Solartrockner mit Zucker kristallisieren. Lecker. Da läuft mir gleich das Wasser im Mund zusammen. Von den wenigen Bananenstauden, die noch Früchte tragen, könnten wir die Früchte auch im Solartrockner zu Chips trocknen. Das macht hier bisher noch kaum einer.

Bambus wächst schon wild auf dem Grundstück. Allerdings habe ich bisher nur einen Horst gesehen. Egal. Wir könnten andere pflanzen. In Eintracht mit Bananen und vielleicht Kakao.

Ihr merkt, ich bin schon am Planen. Gut, es gibt auch ein paar Nachteile. Die Zufahrt zum Beispiel. 600 Meter auf einem steinigen Feldweg, der sich bei Regen in eine Rutschbahn verwandelt und dann nur mit einem Jeep oder Traktor zu befahren ist.

Das mit dem Auto gegen das Grundstück tauschen geht leider auch nicht. Zum einen, weil das Grundstück gut doppelt so teuer ist, als unser Astra noch wert ist. Zum anderen, weil das Grundstück zu weit ab jeglicher dörflichen oder städtischen Zivilisation liegt. Ein Auto brauchen wir also. Telefonanschluss gibt es da leider auch nicht und mein Handy hat dort kein Netz. Sollten wir uns aber für eine geschäftliche Nutzung entscheiden müssten wir ja irgendwie erreichbar sein. Ob das mit der Antenne für einen Internetanschluss gehen würde, weiss ich auch noch nicht. Wasseranschluss gibt es auch nicht. Das ist weniger schlimm. Bei Hügel und tonigem Boden gibt es immer Quellen. Ausserdem ist da ja noch der Bach. Mit einem vorgeschaltetem Filter dürfte sich also die Trinkwasserversorgung klären lassen. Immerhin die Möglichkeit für einen Anschluss an das Stromnetz ist schon da.

Ausserdem hätten wir auch schon ein paar Nachbarn. Drei Häuser habe ich gesichtet. Zwei eher ärmliche und ein grösseres Anwesen mit einem Fischteich, aus dem gegen Bezahlung des Angelgutes gefischt werden kann.

Sollten wir uns tatsächlich für das Grundstück entscheiden, gibt es noch einiges zu tun. Als erstes werden wir uns wohl bei der Umweltbehörde erkundigen, ob und wie wir das Grundstück überhaupt nutzen dürfen. Immerhin liegt es in einem Schutzgebiet. Was eigentlich schlecht ist, würde uns da zugute kommen. Der grösste Teil des Grundstückes ist bereits abgeholzt und wurde landwirtschaftlich genutzt. Wir könnten also, indem wir Bambus pflanzen eine "Aufforstunt" und somit eine "Revitalisierung" vornehmen. Klar, das dürfte keine Monokultur sein. Das habe ich sowieso nicht vor.

Gut ist auch, dass es in der Gemeinde, zu dessen Bereich das Grundstück gehört, eine landwirtschaftliche Versuchsstation gibt, die kleine Landwirte unterstützt, mit Pflanzgut und Studien und praktischen Ratschlägen. Sogar eine forstliche Station mit Jungpflanzen ist da. Ausserdem ist Morretes, das wäre die Muttergemeinde, ein Touristenort mit etlichen Andenken-, Kunst- und Kruschläden. Mögliche Verkaufsorte sind somit vorhanden. Und wer weiss, vielleicht lassen sich ja Hängestühle aus Bananenfaser oder Bambuslampen nach Deutschland verkaufen. Gebt mir Bescheid, wenn ihr Kontakte zu einem Händler habt :)

Abgesehen von der Umweltbehörde, der Strasse und der Telefonfrage müssten wir uns also nur noch mit der Finanzierungsmöglichkeit befassen. Vielleicht lässt der Makler ja noch mit sich handeln oder geht auf eine Anzahlung mit einer anschließenden Ratenzahlung ein. Oder es findet sich ein lieber Mensch, der uns einen Kredit gibt. Oder wir gewinnen im Lotto.

Jedenfalls haben wir entschieden, nur über einen Makler ein Grundstück zu kaufen, nachdem wir etliche angeschaut haben, die privat angeboten werden. Die meisten der privaten Grundstücke sind aber nicht eingetragen. Das heisst sie wurden einfach irgendwann von irgendjemanden besetzt und werden jetzt verkauft, was nur halblegal ist und einige Scherereien mit sich bringen kann. Im Schutzgebiet darf es eigentlich keine neuen Landnahmen mehr geben. Nachzuweisen, dass das Land schon länger besetzt ist, ist indes schwer. Auch kann es passieren, dass irgendwann ein anderer auf die Idee kommt, einen Teil deines Landes zu besetzen. Dann geht der Rechtsstreit los und ohne Registrierung hätten wir genauso schlechte Karten wie der neue Landbesetzer. Mit einem Immobilienmakler ist das einfacher. Da bliebe uns wenigstens noch die Möglichkeit im Falle eines Falles ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Ausserdem hat der Makler schon selbst darauf geschaut, dass das Grundstück zumindest bei der Gemeinde schon eingetragen ist. Damit ist es zwar noch nicht registriert, aber immerhin kann einem ein so eingetragenes Grundstück kaum einer mehr streitig machen.

Ein paar Diskussionen wird es wohl auch noch geben. Alessandro ist zwar vom Grundstück begeistert, bleibt aber skeptisch, was die Nutzung anbelangt. Ich bestehe auf ökologisch korrekte Nutzung mit kleiner "Land- und Kunstwirtschaft" und einem Gästehaus. In letzterem könnten dann auch Kurse stattfinden, zum Beispiel über die Nutzung von Bambu, Tai-Chi, Yoga oder sonstwas. Ferien auf dem Bauernhof wäre auch nicht schlecht....


Kommentare

Ursel hat gesagt…
Ui, es wird konkret :)

Wir haben seit vorgestern Internet via Radioantenne und ich bin (bis auf die Installation !) zufrieden.
Die installatorischen Mängel hat João schon behoben. Sowas müsste doch eigentlich überall funtionieren ?!

Hmm, Bananenchips, hey, toll !!

Wo genau liegt denn Morretes ? Weit von Euch weg ?

Liebe Grüsse an die Küste

ursel
der Gauzibauz hat gesagt…
Mensch du hast viell. Mut! Immer wieder denke ich das wenn ich bei dir lese.
Ich wünsch euch gutes Gelingen und dass ihr dabei bleibt.
Liebe Grüsse//Erika
Gabriela B. Lopes hat gesagt…
Hallo Erika,
manchmal zweifle ich, ob mein Mut nicht Tollkühnheit ist, die in Blindheit umschlägt. Ein bisschen bange ist mir nämlich schon. Andererseits denke ich mir, dass ich ja nichts zu verlieren habe - ausser Geld natürlich. Gewinnen könnte ich jedenfalls Erfahrung und ein Abenteuer. Seufz. Heute habe ich geträumt, dass wir das Grundstück kaufen und dann ein viel besseres für viel weniger Geld finden. Zweifel nagen. Ein Vorteil des Grundstückes ist jedenfalls, dass es schon Bananen gibt, die sich ja nutzen lassen....

Liebe Ursel,
keine Ahnung, wie das mit Antenne ist, weil es ja mitten in den Bergen ist, das heisst, in einem kleinen Tal. Bei Antenne bekomme ich aber immer gleich Strahlenangst. Wahrscheinlich habe ich schon zu viel darüber geschrieben - über elektromagnetische Felder und so. Aber so wie es aussieht, werden wir nicht drumherum kommen. Wieviel kostet sowas eigentlich?

Morretes ist ungefähr 60 Kilometer von uns weg. Es liegt zwischen Curitiba und der Hafenstadt Paranaguá und ist eigentlich ganz hübsch - viele alte Häuser und ein wenig Kultur....

Ei, seufz, gerade packt mich der Hader.... Zu viel Wagnis? Werde nachher noch in die Karten schauen...

Liebe Grüsse
Gabriela
Sati hat gesagt…
Hier das aktuelle Raben-Orakel, er hat sofort nachgesehen:
Alles ist gut, besonders dein Mut!
Wir freuen uns schon auf das Anwesen. Vielleicht wird es ja mit der Zeit noch so eine Art brasilianisches Bambus-Findhorn, wo alles wundersam und bestens gedeiht.
Schöne Grüße und viele Wunder, Anuja
Gabriela B. Lopes hat gesagt…
Findhorn ist schön! Ob es da eine indianische Entsprechung dafür gibt? Ursel weisst du da was? in Guarani vielleicht? Das wäre doch gleich ein schöner Name.....
Danke, danke

Heute hatten wir schon wieder heftige Diskussionen darüber, dass die Umweltbehörde hier keine Eingriffe erlaubt und Anträge Jahre dauern, bis sie durch sind und überhaupt, Strasse und so.

Jetzt geht es mir aber wieder besser. Wir haben morgen einen Termin beim Agroinstitut in Morretes und lassen uns da mal beraten...

Alles Liebe und Grüsse auch an den Raben

Gabriela
Ursel hat gesagt…
Hallo Gabriela, Erika, Anuja und Rabe !

@Internet :
Der Anschluss mit Antenneninstallation kostete hier450 RS. Wir konnten's auf 360 drücken ;) Monatlich ist die Gebühr für die Geschwindigkeit von 160 kb dann 42 RS.

@Bambus-Findhorn :
ich steh' auf dem Schlauch, was soll das denn sein ?? Eine Wünschelrute aus Bambus ???

Guarani kann ich leider nicht :(

Aber vielleicht hat der Rabe ne Idee auf Räbisch ?

LG Ursel
Anonym hat gesagt…
Hi Lulu, Deine Bambusplantage mit Kulturlaub usw finde ich klasse, ich bin sicher, dass Dich das richtige Grundstück bald finden wird.
Lieben Gruß von der Mondgöttin
Sati hat gesagt…
An die Mondin: Findhorn ist ein Ort in Schottland, an dem sich vor vielen Jahren drei Erwachsene und ein paar Kinder mit einem Wohnwagen und einer Vision für ein besseres, menschlicheres Leben wiederfanden. Heute lebt dort eine große Gemeinschaft und es kommen jeds Jahr viele Gäste und Helfer. An dem Ort, auf dessen kargem Boden man "normalerweise" nur kümmerliches Pflanzenwachstum vermuten würde, wächst und gedeiht alles in Hülle und Fülle und sämtliche Wissenschaftler werden einfach wiederlegt durch das, was dort ist. Es heißt, die Pflanzendevas selbst geben die Anweisungen, damit sie so prachtvoll gedeihen können.
Ein Bambus-Findhorn ist also so ein ähnlicher ort, an dem der Bambus
mit Gabriela und ihrem Liebsten sprechen wird, um ihnen mitzuteilen, was als nächstes getan werden muß, damit die Sache prächstigst gedeiht.
Auf Räbisch, warte mal ..... Krakrakra...Kraftort.
El Cuervo
Gabriela B. Lopes hat gesagt…
krakarakkara ist auch nicht schlecht...

Ich sag's doch, wir müssen mit den Erdgeistern sprechen. Hat meine Oma auch schon immer gesagt.

(Meine liebe Mondgöttin, hast du die "quetschn" schon?...)

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