Reifenplatzen und Favoritensuche


Ein neuer Favorit. 3,5 Hektar. Mit Kleinbach und Sumpf und Baumfarnen und Bananen und mitten in der Natur......

Puh. So eine Grundstückssuche ist anstrengend, ganz abgesehen davon, dass es ein Ganz-Körper-Programm ist. Etliche Grundstücke sind wir abgelaufen, haben wilde Dschungelbäche durchwatet und uns durchs Dickicht geschlagen. Nebenbei ist uns mitten auf dem Weg zu einem der Grundstücke bei glühender Hitze ein Reifen geplatzt. Ein andermal hat ein Felsbrocken auf einem Teil, das sie hier Feldweg nennen, den Auspuff aufgrissen. Einem Tag später geriet unser Robocop auf einer dieser Wege ins Schlittern und wäre beinahe in den Bach nebenan geschlingert. Zu manchen Grundstücken haben wir uns angesichts all der weglichen Gefahren zu Fuss aufgemacht und ein paar schöne Wanderungen erlebt.

Als wir endlich glaubten fündig geworden zu sein, kam das nächste Abenteuer. Behördendschungel. Unser erstes in Frage kommendes Grundstück haben wir daraufhin gleich wieder fallen gelassen. Zum einen, weil wir bei den zuständigen Umweltbehörden keine wirklichen Antworten auf unsere Fragen bekamen, dafür aber mit etlichen Hinweisen bestückt wurden, was an Strafe fällig wird, falls wir uns nicht an alle möglichen Auflagen halten. Zum anderen, weil von den 2,5 Hektar letztlich nur 0,5 Hektar zu nutzen gewesen wären, hätten wir uns an die Auflagen halten wollen.

Gestern hatten wir noch einmal ein vermeintliches Glück. 3,5 Hektar für 11.000 Reais (4.200 Euro), vom Regenwald umgarnt, selbst aber weitgehend ohne Mata Atlântica, ohne grossen Bach, der wieder insgesamt 60 Meter Abstandsflächen gefordert hätte, aber auch ohne Strom und Trinkwasser, dafür mit einem kleinen Sumpf und einem Rinnsal. Selbst wenn wir da irgendwelche Abstandsflächen einhalten müssten, würde noch genügend Gelände übrig bleiben. Das Problem ist nur, dass uns bisher keiner sagen konnte, ob dort gebaut werden darf oder nicht. Der Besitzer behauptet, es darf und hat gleich offiziell beglaubigte Vermessungspläne vorgezeigt. Das heisst aber nichts. Grundstücksteilungen und die vorläufige Registrierung der Flächen passieren nämlich im "Cartorio". Das ist eine halb staatliche Stelle, bei der Unterschriften hinterlegt, Mietverträge geschlossen und auch geheiratet wird. Es ist die erste Hürde zu einer Art Baugenehmigung. Die zweite Hürde wäre die Umweltbehörde. Da weiss aber keiner wirklich etwas, ausser dass wir eine vorläufige Besichtigung beantragen könnten. Dazu wären die Unterschriften sämtlicher Nachbarn notwendig sowie des Besitzers und natürlich ein Antrag mit ein paar Stempeln und einer Gebühr. Hört sich einfach an. Schwer ist es, indes sämtliche Nachbarn auszumachen und die dann auch noch zu einer Unterschrift zu bewegen. Eigentlich ist es so gut wie unmöglich. Die dritte Hürde wäre die Gemeinde. Die darf eigene Gesetze erlassen und theoretisch auch einen Landschafts- und Bebauungsplan aufstellen. Die wenigsten Gemeinden haben so etwas und einen Termin bei einem Bürgermeister oder einem Staatsbediensteten zu bekommen, ist so ähnlich wie eine Audienz beim Pabst zu beantragen.

Spannend sind auch die Diskussionen zwischen Alessandro und mir. Kaufen oder nicht kaufen. Das ist hier die Frage. Schon kommen Zweifel, gesellen sich Ängste hinzu, startet eine politische Grundsatzdiskussion mit psychologischer Tiefe. Warum dürfen "DIE" ganze Regenwälder unter Wasser setzen, nur um Strom zu gewinnen, der dann zu 60 Prozent verschwendet wird und wir dürften nicht einmal einen Baum auf unserem eigenen Grunstück fällen? Was ist, wenn wir das Grundstück kaufen und dann keine Genehmigung für einen Stromanschluss bekommen. Und überhaupt, wir wären mitten in der Pampa. Ein Hund muss her. Welcher sich wohl mit den Katzen vertragen würde?

Und so suchen und wälzen wir so vor uns hin. Mal sehen, was uns der morgige Tag so alles bringt. Aber ich glaube, wir schlagen zu. Das Grundstück mit den 3,5 Hektar ist doch einfach zu schön. Sogar Baumfarne wachsen darauf. Gut, im unteren Bereich ist es versumpft. Ein wenig Natur schadet nicht. Am Anfang wären wir auch ziemlich allein. Der nächste Nachbar ist so um einen knappen Kilometer entfernt. Wir werden Einsiedler. Aber stellt euch vor, ihr macht in der Früh das Fenster auf und habt einen solchen oder ähnlichen Ausblick:

Kommentare

mondin hat gesagt…
Oh, ein Fenster gibt's schon ?
Also auch ein Häusle oder müsst Ihr das dann bauen ?

Und : wenn ihr die Nachbarn eh nicht zusammenkriegt, wer soll dann was dagegen sagen, was Ihr dort macht ?

Spannend !!!

Fröhliche Weihanchten auch :))

LG Ursel

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