Kleiner Ausflug zur Mythologie

Der Saci Pererê ist wirklich eine Mischung aus verschiedenen Kulturen. Die Indios lieferten das Grundgerüst. Ein Junge, ein curumim, der koboldhafte Scherze trieb (Pumuckl lässt grüssen), zwei Beine und einen Schwanz hatte. Bei einigen afrikanischen Stämmen muss es wohl eine ähnliche Erscheinung gegeben haben. Zumindest haben die Afrikaner in Brasilien die Geschichte übernommen und ihrer Kultur ein wenig angepasst. Der Junge erhielt eine dunkle Hautfarbe und den Namen Saci Pererê. Der soll in einem Capoeira Kampf ein Bein verloren haben. Capoeira ist eine Art Kampf-Tanz, der an die martialarts aus Asien erinnert, aber von den Sklaven entwickelt wurde. Da sie nicht kämpfen und trainieren durften, tarnten sie ihre Kampfeskunst als Tanz. Es entstand der Capoeira. Zurück zum Saci. Wie Juansi richtig vermutet hat, hat auch der Saci eine rote Kappe (ein rotes Mäntlein wäre für die Tropen hingegen schon wieder zu heiss). Die Kappe soll er von der europäischen Mythologie bekommen haben.

Die Geburtsstätte des Saci Pererê sind Bambushorste. Dort, wo die Bambusholme nebeneinander aus der Erde kommen, soll der Kobold zur Welt gekommen sein. 77 Jahre soll er allein im Wald gelebt haben und sich danach in einen giftigen Pilz verwandelt haben, vielleicht ein Fliegenpilz, wer weiss. Ob der hier wächst, weiss ich noch nicht, wenn er aber in Mittelamerika vorkommt, wie Juansi schreibt, dann kann es schon auch sein, dass sein Verbreitungsgebiet bis zum Amazonas reicht. Und dort ist die Legende vom Saci Pererê wohl ziemlich verbreitet gewesen. Andere Quellen berichten indes, dass der Saci Pererê eine Legende aus dem Süden Brasiliens ist.

Toll finde ich die Rezepte, um sich vom Saci zu befreien. Du musst einfach nur einen Sieb auf ihn werfen. Dann ziehst du ihm die rote Kappe runter, die je nach Darstellung auch an eine Kasperlmütze erinnert. Die Kappe bewahrst du in einer Flasche auf. Ohne rote Kappe gehorcht dir der Saci und vorbei ist es mit seinen wilden Scherzen.

Interessant ist, dass die Legende bei der Landbevölkerung noch immer ziemlich tief verwurzelt ist. Das geht soweit, dass mir schon geraten wurde, dort wo ein Bambushorst wächst, um Himmels Willen kein Haus zu bauen. Sonst hätte ich nur Scherereien. Aber ich weiss ja jetzt, wie ich denen vorbeugen kann. Ich kann es ähnlich wie Meister Eder machen und mich mit dem Kobold arangieren oder ich schnappe mir einfach seine Kapuze.

Kommentare

mondin hat gesagt…
Knoblauch soll wohl auch helfen :)
Hmmm, lecker !

Danke für die fundierte "pesquisa" !

Ich wusste garnicht, dass die leute sooo eine Angst vor'm Saci haben. Na , hier in der "Stadt" ist das vielleicht auch schon anders.
Keine Ahnung, ich jedenfalls LIEBE Bambus ! Diese riesigen Büschel frischen Grüns, die da einfach so in der Landschaft rumstehen und zeigen, wo es Wasser gibt..

LG Ursel
Sati hat gesagt…
Tja, diese Mythen sind eben sehr lebendig. Erst hatte mich die Erwähnung des Saci Pereré auch ein wenig an Eleguá erinnert, aber der hat ja zum Glück beide Beine und auch nichts mit Bambus zu tun. Der Trick mit der Mütze ist wirklich gut. Kann man den Namen übersetzen?

Ich würde übrigens auch nicht auf die Idee kommen, meine Guerreros zu vernachlässigen, die ich damals aus Kuba mitgebracht habe ... und das finde ich überhaupt nicht abergläubisch, sondern es ist ganz normal für mich. Die kriegen jeden Tag frisches Wasser und einmal die Woche Blumen und andere Gaben. Dafür stehen sie mir bei - meistens jedenfalls. Da ich wußte, worauf ich mich einlasse, habe ich mir das damals auch gut überlegt. Inzwischen sind sie auch umzugserpobt - und jedesmal habe ich ihre Kiste zuerst ausgepackt. Auch in meiner Hütte bei Buddhistens waren wir gemeinsam und hatten sie ihren gewohnten Platz. Einfach nicht mehr wegzudenken - viel zu lebendig!
Gruß, Anuja
Ursel hat gesagt…
saci-sackförmig
Sagt der Aurélio, ein grösses Wörterbuch der port. Sprache.
Zu pererê konnte ich leider nichts finden.
Kommt vielleicht von Hüpfen ?
Gabriela B. Lopes hat gesagt…
Toll! vielleicht ein Sackhüpfer?
Anuja, leider weiß ich gar nichts von Eleguá... Informiere mich doch mal, wenn'st magst...
Ja, und Bambus ist wirklich toll. Ich mag ihn auch deshalb, weil er so schön ungebändigt wächst. Wild eben.
liebe Grüsse
Gabriela
Sati hat gesagt…
Hier was zu Elegua. Bei euch heißt er Exú. Ich dachte, du kennst ihn, denn Yemaya ist dir ja glaube ich auch bekannt? Und da du in Brasilien weilst, hatte ich einfach mal so eben vermutet,daß du mit der Existenz der Orishas, auf Brazil Orixas, dort vertraut bist (Umbanda, Candomblé).

http://pt.wikipedia.org/wiki/Ex%C3%BA
Eine portugisich-sprachige Seite.

Schönen Gruß, Anuja

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