Grundlos

Das mit unserer Grundstücksuche haut irgendwie nicht so recht hin. Zum einen liegt es daran, weil ich nicht wirklich weiss, wie wir es anstellen sollen. Alessandro und ich durchstöbern regelmässig das Internet und die Kleinanzeigen. Die so angebotenen Grundstücke sind allerdings fast alle ziemlich überteuert. Aus gleichem Grund möchte ich auch auf die "Hilfe" von Immobilienhändler verzichten. Alle möglichen Bekannten haben wir schon informiert. Von denen kamen bisher aber auch nur fragwürdige Vorschläge. Vielleicht sollten wir einfach einmal die Gegend abfahren und bei den Schildern mit der Aufschrift "vendo", zu verkaufen, anhalten.

Schuld an der langsamen Suche trägt aber auch meine Unentschlossenheit. Eigentlich ist es hier in Strandnähe sehr schön. Es lockt aber auch der Regenwald.

Ein wenig bange ist mir auch davor, mich tatsächlich hier oder hier in der Nähe niederzulassen. Irgendwie hat ein Grundstückskauf für mich etwas definitives und somit beängstigendes. Mit dem Wenigen, was wir haben und dem gemieteten Haus, hatte ich bisher immer das Gefühl, einfach abhauen zu können, wenn es mir hier nicht mehr passt, was mich stets sehr beruhigt hat. Das hat nichts mit Brasilien zu tun. Das war schon in Deutschland so. Feste Verträge, eine feste Arbeitsstelle oder gar ein eigenes Haus oder Schulden, sind für mich nie in Frage gekommen. Frei wollte ich sein. Ich habe deshalb als freie Journalistin gearbeitet, zur Miete gewohnt und keine Reichtümer angehäuft.

Alles, was den Zusatz "fest" hat, war mir bisher ein Greuel. Das bedeutet nicht, dass ich als Nomadin gelebt habe. Im Gegenteil. Genau betrachtet, war ich immer ziemlich sesshaft.

Ich stamme aus einer einfachen Familie. Keiner von meinen näheren Verwandten hat ein eigenes Haus. Ausgenommen meine Schwester, die über ihre Heirat zu einem Teilhaus gekommen ist. Der Rest, Bruder, Mutter, Tanten, Onkel, Cousins leben in Mietwohnungen.
Es ist fast schon eine Tradition. Ob ich es tatsächlich schaffen werde, die jetzt zu brechen? Ich weiss es nicht. Und doch, während ich das jetzt so schreibe, merke ich, wie sich eine Sehnsucht in mir breit macht, eine Sehnsucht, nach einem eigenen Heim, einem festen Platz, einer Basis.

Neulich habe ich geträumt, dass meine Flügel zu leicht und zerbrechlich sind. Ich hatte das Gefühl, irgendetwas tun zu müssen, um sie schwerer und widerstandsfähiger zu machen. Ich bin auf dem Rücken gelegen und jeder Luftzug hat mich in die Höhe gehoben und zu kleinen Rissen in den papierartigen Flügeln geführt. In den Pausen zwischen den Luftzügen war ich mit der Reparatur beschäftigt. Seltsamerweise ging das fast von alleine. Noch im Traum habe ich mir gedacht, ich muss das Material der Flügel ändern, damit ich an Bodenhaftung gewinne. Vielleicht würde ja das Grundstück und ein Haus der Bodenhaftung guttun.

Kommentare

Ursel hat gesagt…
Hallo Gabriela,

Deinen Traum find' ich total interessant !!

Ach, so ein Stückchen eigene Erde ist schon was Schönes, zum selber gestalten und in Ruhe leben :)
Musik hätt' ich in einem Mietshaus auch nie machen können, wie ich mag. Ich kann's mir garnicht anders vorstellen. Für meine Eltern war ihr/unser Haus noch eine grosse Anstrengung. Heute geht es schon einfacher. Schulden wollte ich auch nie machen in so grossem Umfang, was mir zum Glück auch erspart geblieben ist ;)

LG Ursel
Gabriela B. Lopes hat gesagt…
Hallo Ursel,
bisher hatte ich immer Glück mit meinen "Mietverhältnissen" und vielleicht auch deshalb wenig das Bedürfnis nach einem eigenen Heim. Ich kann mir aber schon vorstellen, dass es etwas anderes ist im eigenen Haus zu leben. Es sind einfach meine Bindungsängste, die da mal wieder hochkommen. An denen muss ich wohl noch arbeiten...
Mit jedem Tag mehr freunde ich mich aber schon mit dem Gedanken an unser Bambushaus an. Die Woche werden wir nach Curitiba fahren, um in den Baumärkten zu stöbern. Einfach nur, um zu sehen, was es so gibt und was das so kostet.
LG
Gabriela
P.S. und noch danke für das Schnittenrezept!!!!

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