Ein Zeburind für Ursel

Stimmt, die sehen wirklich sanft aus, die Zeburinder.



Wie du sicher schon vermutest: das Bild ist in Bahia aufgenommen. Wir wollten eigentlich, nach Caraiva fahren. Das ist in der Nähe von Porto Seguro. Je nachdem, wen wir fragten, fielen die Entfernungsangaben zwischen 25 und 40 Kilometer aus. Oh, gleich um die Ecke, dachte ich. Der Sandweg, die einzige Verbindungsstrasse nach Caraiva, erlaubte aber nicht einmal 20 Stundenkilometer. Statt eines Traktors oder Jeaps hatten wir einen Opel Astra, der noch dazu von unserem sportsmännischen Vorgänger tiefergelegt war. Das ständige Aufsitzen und Schaben am Unterboden war aber noch das Geringste. Schlimmer waren die zu Seen angeschwollenen Pfützen. Alessandro ist sie vorher mit einem Stecken durchwatet, um zu sehen, ob wir steckenbleiben könnten. Seit ein Kollege von mir mal bei einer gemeinsamen Reportage über Hochwasser in eben diesem mit seinem Jeap stecken blieb und ihm der Motor verreckte, bin ich was Wasser anbelangt etwas vorsichtiger.



Das war noch der bessere Teil der sogenannten "Strasse". Beim schlechteren Teil verging mir der Wunsch nach dem Fotografieren. Ich musste mich auf die Schlaglöcher konzentrieren.

Kilometer für Kilometer kämpften wir uns vorwärts. Bis zu einem Fluss. über den waren zwei Balken gelegt. Ich hielt das Auto an, stieg aus und fragte die Frauen, die gerade dabei waren im Fluss ihre Wäsche zu waschen, wo die nächste Brücke ist. Sie warfen mir verständnislose Blicke zu und deuteten auf die Balken. Da fahre ich nicht rüber, sagte ich noch. Zur Rückkehr war es aber schon zu spät. Hinter uns kam ein Auto an und versperrte mir die Flucht. Alessandro war nicht gerade begeistert von meinen Attitüden. Was sollte er tun? Er hat keinen Führerschein, konnte das Auto also auch nicht übersetzen. Es folgte eine lebhafte Diskussion. Inzwischen stauten sich schon drei Autos hinter uns, als wäre die Sandstrasse zu dem entlegenen Ort eine schönst ausgebaute Autobahn. Schließlich übergab ich den Zündschlüssel an einen der Hintermänner und bat ihn, das Auto sicher über die Balkenbrücke zu bringen. Ohne zu murren oder mit der Wimper zu zucken, tat er es. Dachte sich wahrscheinlich, "Frau am Steuer". Ab jetzt würde die sogenannte Strasse besser, verriet er noch und überhaupt seien es ja nur noch so um die 35 Kilometer. Meinem empfinden nach lagen schon mindestens 35 Kilometer hinter uns.


Wir zuckelten weiter, an Wasserbüffeln vorbei und an Zeburindern. In einem Indianerdorf machten wir kurze Pause. Jetzt ist es nicht mehr weit, tröstete mich ein Touristenführer. Mitleidig sah er auf unser Auto, dann auf seinen Jeap, der wie ein Insekt auf ewig langen Beinen wirkte. Eineinhalb Stunden, dann dürften wir ankommen, sagte er. Ob wir Reservekanister dabei haben, wollte er noch wissen. In Caraiva gebe es nämlich keine Tankstelle. Tankstelle. Ach du Mist. So ungefähr Viertelvoll war der Tank noch. Die gleiche Strecke zurück würde das aber nie reichen. Ich sah uns schon den Astra im Sand zu schieben. Ein etwas anderes Muskeltraining. Trotzdem blieb uns nichts anderes übrig, als vorwärts und weiter Richtung Caraiva zu fahren.

Irgendwann kamen wir an eine Weggabelung. Eine Sandstrasse führte nach Caraiva und die andere in Richtung Bundesstrasse. Das erklärte uns zumindest ein Bauer, der wie ein Zöllner im Mittelalter, genau an der Weggabelung sein Häuschen hatte. Mir gefiel der Weg zur Bundesstrasse besser. Er wirkte vertrauenswürdiger mit weniger tiefen Löchern und Pfützen. Inzwischen kam zudem die Sonne den Horizont schon ziemlich nahe. Wir entschieden uns, Caraiva links liegen zu lassen und uns rechts auf den Weg zur Bundesstrasse zu machen.


Nein, kein See. Eine Pfütze. Sonst war die Zubringerstrasse zur Bundesstrasse aber ganz o.k.



Irgendwann gegen 21 Uhr kamen wir an der Bundesstrasse an. Geteert und nur noch wenige Kilometer bis zu einer Tankstelle, wie ein Schild verriet. Die letzten paar Kilometer mussten wir nicht schieben. So gut es ging, ließ ich den Wagen bergab rollen. Bis auf den letzten Tropfen ausgezutzelt, von unten bis oben mit Sand bedeckt, stand er da unser Astra. Kommt wohl von Caraiva, meinte ein Tankwart. Wir nickten. Mit dem Schlauch spritzte er unser Auto ab, wischte die Gucklöcher auf der Windschutzscheibe blank und inspizierte den Ölstand.


Was ein Tag. Aufgebrochen waren wir um zehn Uhr morgens.







Ach ja. Auf meine Frage hin, wie weit denn Caraiva nun wirklich entfernt sei, erklärte der Tankwart : "Ah, so um die 35 oder 40 Kilometer, oder so."

Kommentare

kvinna hat gesagt…
Auweia. Entfernungen können ganz schön relativ sein...Und Karten gibt's wahrscheinlich auch keine? Na ja, wie auch, ohne Wege... da hülfe wohl nur noch GPS :D
Ursel hat gesagt…
Oh,
für mich ein Zebu , danke :))

Ich kapier' das mit Bahia nur beim besten Willen nicht : Wann wart Ihr denn dort ? Oder ist das Bild schon älter ? Und wo liegt Caraiva ? In Paraná oder Bahia ?
Hessisches Fragewort mit 2 Buchstaben : HÄ ??

Wasse Glück, dass João die 50 km zur Arbeit auf ner guten Bundesstrasse fahren kann :)

LG Ursel
Gabriela B. Lopes hat gesagt…
In Bahia waren wir vor 2,5 Jahren, als wir auf der Suche nach einer Bleibe waren. Leider haben wir weder Bleibe noch Arbeit gefunden. Ausserdem musste ich zurück nach Curitiba wegen meinem Visum... Naja und dann sind wir hier hängen geblieben. Die Bilder stammen aber aus Bahia, von damals... Caraiva liegt irgendwo südlich von Porto Seguro (Süd-Bahia), Trancoso kennst du vielleicht oder Arrail d'Ajuda.
Karten gibt es ein oder zwei. In denen sind aber, wenn es hoch kommt nur 1/3 aller Strassen eingezeichnet. Und Caraiva musst du dir vorstellen, wie ein kleines Dorf in der Mitte von Nirgendwo. Es gibt dort keinen Strom aber eine Walbeobachtungsstation, der Grund, warum ich da hin wollte...
liebe Grüsse
Gabriela
Anonym hat gesagt…
Was für eine spannende Reise! Die Kilometerfresserei bei uns ist ja richtig langweilig dagegen.

Grüße Juansi
Gabriela B. Lopes hat gesagt…
hallo Juansi,
von wegen! Jacobsweg! Geschichtstour durch D und die tollen Frühlingswanderungen!
Aber stimmt, spannend war die Reise...

liebe Grüsse Gabriela
der Gauzibauz hat gesagt…
Ich hätt auch nicht über die "Brücke" fahren können. Nie und nimmer :)
Anonym hat gesagt…
Bonjour, terraverde.blogspot.com!
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